Liebes Stillteam,
nach massiven Anfangsschwierigkeiten und langem Hin und Her stillen wir (mein Sohn ist 12 Wochen alt) nun seit über einer Woche voll, ohne Zufüttern - juhuu!
Leider bin ich nach wie vor sehr unsicher und habe deshalb ein paar Fragen:
1. Ich habe öfter gehört, dass Kinder gewissen "Stilltypen" zuzuordnen sind und bei jeder Stillmahlzeit ein ähnliches Verhalten an den Tag legen. Bei uns läuft aber jedes Stillen anders. Mal ist der Kleine sehr ruhig, mal zappelig, mal trinkt er nur ganz kurz, ein andermal lang und ausgiebig. Ist das normal?
2. Mein Sohn schläft momentan nur mit Hilfe von Stillen ein, oft auch erst, wenn wir dabei herumlaufen. Ist das okay?
3. Er zeigt kaum Hungerzeichen, wenn, dann ist gleich Alarm (war von Anfang an so). Ich lege ihn jetzt einfach immer wieder an und versuche, ob er trinken will. In Ordnung? Auch klassische Sättigungszeichen zeigt er kaum. Entweder er schläft ein oder er löst sich dann immer wieder von der Brust, geht wieder ran, löst sich wieder - und ist dann aber auch zufrieden, wenn man ihn wegnimmt. Ist das okay?
4. Bei 4-5 nassen Windeln pro Tag (Windelgewicht insgesamt ca. 400-500g) und aufgewecktem Verhalten in Wachphasen sowie generell zufriedener Stimmung kann ich davon ausgehen, dass er genug bekommt, oder? Oder sollte ich ihn wiegen? Oder seine Schlucke pro Mahlzeit zählen? Wieviel ml sind in einem Schluck?
5. Haben Sie Tipps, wie ich wieder mehr Vertrauen in mich und meine Stillfähigkeiten gewinnen kann? Die Anfangszeit war so hart für uns, dass ich immer in Hab-Acht-Stellung bin und dem Ganzen noch nicht so recht traue - und es am Ende dann wahrscheinlich damit wieder ruiniere... Ich habe immer Sorge, dass der MSR ausbleibt, die Milch zurückgeht usw.
6. Da die Anfangszeit so schwierig war, wurde anfangs auch nicht so viel Milch gebildet. Ist es überhaupt möglich, dass es nachträglich durch Maßnahmen wie Powerpumping, häufiges Anlegen etc nun genug ist?
7. Ist es empfehlenswert, Bockshornklee zu nehmen? Geht der Geschmack in die MuMi über?
Herzlichen Dank und beste Grüße,
Krümelkauz
von
Krümelkauz
am 27.02.2018, 13:00
Antwort auf:
Stillverhalten
Liebe Krümelkauz,
ja, es ist normal, wenn Dein Baby sein Stillverhalten täglich ändert, es dauert eine Zeit, bis sich die Stillbeziehung wirklich eingespielt hat.
Es ist auch völlig normal, wenn Deren Baby beim Stillen einschläft und es ist völlig okay.
Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört
etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise
verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett
ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden
und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen
von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen
viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis
(noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen
und wird auch längere Schlafphasen haben.
Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen.
Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat
noch nie einem Baby geschadet.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Wenn Dein Kind trinkt, dann ist es in Ordnung, wenn es keinen Hunger hat, wird es Dir das deutlich zeigen ;-).
Mit der Brust kannst Du dein Kind nicht zustöpseln. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kund tun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht.
Es gibt eine Untersuchung, die darauf hin weist, dass Bockshornkleesamen die
Milchproduktion positiv beeinflusst. Allerdings ist auch Bockhornkleesamen kein
Wundermittel, das ohne Stimulierung der Brust plötzlich die Milch fließen lässt.
Bockshornklee sollte jedoch nicht eingenommen werden, wenn die Frau wieder schwanger ist
oder unter Diabetes oder Asthma leidet. Er ist in der Apotheke unter der Bezeichnung
„Aktivierter Bockshornklee“ erhältlich..
Wenn die Milchmenge gesteigert werden soll, dann muss das Kind häufiger angelegt werden oder – wenn die Situation es erfordert – zusätzlich abgepumpt werden.
Zaubermittel, die die Milch einfach so fließen lassen, gibt es leider nicht.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung.
Wenn die Milchmenge gesteigert werden soll, dann muss das Kind häufiger angelegt werden oder – wenn die Situation es erfordert – zusätzlich abgepumpt werden.
Gern empfehle ich dir den Besuch einer Stillgruppe, weil sich dort Mütter austauschen, die vielleicht ganz ähnliche Fragen und Unsicherheiten haben wie du jetzt, und deren Tipps Gold wert sein können.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.02.2018
Antwort auf:
Stillverhalten
Nachtrag:
Geburtsgewicht waren 3080g, niedrigstes Gewicht waren 2880g.
Die Hebamme meinte, wir müssten wegen Gelbsucht und geringer Zunahme in den ersten sieben Tagen zufüttern - und dann war es schwer, das wieder loszuwerden...
Zuletzt, mit 11 Wochen, wog er 6200g. Wäre es schon bedenklich, wenn er jetzt durch die Umstellung erst einmal weniger / nichts zunehmen würde?
von
Krümelkauz
am 27.02.2018, 13:06
Antwort auf:
Stillverhalten
Nur Mutmach-Antwort:
Bei mir war es ähnlich... zu wenig Gewicht zufüttern nach bedarf. Er war nie zufrieden. Er hatte einfach ein großes saugbedürfnis und wollte manchmal alle 20 min trinken.
Das bei Bedarf zufüttern hat mich wahnsinnig gemacht, da mein Sohn nicht zu Frieden war. Habe auch 10 Wochen zugefüttert, nie auslaufende Brüste oder so gehabt.
Er ist nun 11 Monate alt und ich Stile immer noch und das bei Zähnen oder Erkältung wieder voll! Dh meine Milch reicht bzw wird dann wieder angekurbelt.
Hab vertrauen in dich. Lass dir von niemandem (Oma, Tante,...) reinreden. Wir stillen immer noch zum einschlafen und zwischen 6-x mal nachts. So lange es dich nicht stört.
Ich höre ständig, so oft kann er doch nicht nachts trinken oder oder oder!!!
Ich habe am Anfang einfach ständig trinken lassen. Gewogen hab ich ihn dann nicht mehr, weil es mich nur noch verunsichert hat. Er war aktiv und hatte genug Windeln (habe ich auch nicht gewogen).
Er hat laut KIA sogar sehr gut zugenommen. Die erste Woche hat er sehr sehr sehr sehr sehr oft getrunken. Ich habe mir dann einfach ein paar Stilltage genommen. Den MSR merke ich erst seit gut 2 Monaten.
Hab vertrauen!!!
von
yvoenche
am 27.02.2018, 14:41
Antwort auf:
Stillverhalten
Danke Biggi und v.a. auch yvoenche :-)!!!
Ich habe heute nun doch noch mal gewogen und er hat in einer Woche 230g zugenommen, also scheint er wohhl genug zu bekommen. Juhuu! Nun fühle ich mich auch sicherer und kann das Stillen entspannt weitermachen.
von
Krümelkauz
am 28.02.2018, 10:05
Antwort auf:
Stillverhalten
Hurra, ich freue mich mit!
Biggi :-)
von
Biggi Welter
am 28.02.2018