Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillrythmus paßt nicht zu Beikost/ auf einmal wird Beikost wieder verweigert

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillrythmus paßt nicht zu Beikost/ auf einmal wird Beikost wieder verweigert

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Hallo Biggi, meine Tochter ist gute 6Monate alt und ich habe gerade angefangen, außer dem Stillen Beikost einzuführen. Ich habe mir gedacht, Mittags gegen 12.30 bis 13.00 Uhr die ersten Möhrchen zu füttern. Die Uhrzeit liegt irgendwo fest, weil ich vorher den Großen vom Kiga abholen muß und deshalb nicht früher füttern kann. Später will ich auch nicht füttern, da der Große dann Mittagsschlaf macht und ich mich auch etwas hinlegen muß. Blöderweise liegen meistens die Stillmahlzeiten bei 10.00 und 14.00 Uhr, sodaß meine Tochter zur Mittagszeit keinen großen Hunger auf was Neues hat. Wie kriege ich das hin? Außerdem habe ich momentan das Problem, daß die Möhrchen ganz verweigert werden. Wir haben am 1.+2. Tag ein halbes kleines Gläschen geschafft und weil sie nach mehr gierte am dritten Tag bereits ein ganzes 125g Glas, genauso am 4. Tag. Am 5. Tag hat sie beim Anblick des Löffels den Kopf weggedreht, den Mund nicht aufgemacht und einen mit sanfter Gewalt eingeflößten Löffel komplett wieder ausgespuckt. Mein Mann meint, wenn sie nicht will soll ich sie nicht quälen und erst mal weiter ausschließlich stillen, aber ich finde, daß sie sich jetzt allmählich halt an was anders als Mamas Brust gewöhnen muß (sie hat nach den Möhren noch die Brust bekommen). Was meinst Du? Vielen Dank für fachfräuischen Rat!


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Liebe Jannimami, ich schließe mich dem Rat deines mannes an :-). Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist bald so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist. Dann kannst Du versuchen, deinem Kind feste Nahrung anzubieten. Nicht nur Brei, denn sehr oft liegt das zögernde Essverhalten einfach daran, dass das Kind keinen Brei mag und/oder nicht gefüttert werden will. Es gibt Kinder gibt, die es geradezu hassen, wenn ihnen etwas in den Mund gesteckt wird und schon fast panisch darauf reagieren , wenn der Löffel kommt. Diese Kinder essen aber oft sehr gut, wenn man sie selbst essen lässt. Das gibt zwar am Anfang einiges Geschmiere, doch die Kinder lernen erstaunlich schnell selbstständig zu essen. Versuch es deshalb auch einmal mit fingergerechter Nahrung. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik) und alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Lass dich bitte nicht auf einen Kampf ein, denn den haben die Eltern sehr schnell verloren und ihr erreicht nur das Gegenteil dessen, war ihr wolltet. Sicher ist auch für dich das auf deutsch erhältliche Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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