Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Einschlafen bei 22 Monate altem Kind

Frage: Stillen und Einschlafen bei 22 Monate altem Kind

Mirjam412

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Liebe Biggi, ich stille meinen 22 Monate alten Sohn immer noch, habe auch euer Buch "Wir stillen noch" gelesen und fand es sehr hilfreich. Unter der Woche arbeite ich, so dass ich erst abends wieder daheim bin. Dann verbringen wir noch ca. eine Stunde zusammen und dann bringe ich ihn bei uns ins Bett. Nur, er war noch nie ein guter Schläfer und in letzter Zeit hat es mindestens eine Stunde gedauert, bis er einschlafen kann und das läuft in letzter Zeit folgendermaßen ab: Er ist total müde, ich bringe ihn ins Bett - mit Ritual und singen und so weiter - und stille ihn, er schläft fast ein, entspannt sich total und nach dem Stillen steht er wieder auf und möchte nicht mehr schlafen, will aufstehen. Dann "überrede" ich ihn dazu, im Bett zu bleiben, zeige ihm seine Tiere, die auch so müde sind und dann legt er sich nach zehn Minuten oder so wieder hin. Dann möchte er nochmal an die Brust - wenn er sie nicht bekommt, wird er fuchsteufelswild, schlägt um sich und schreit wie am Spieß - wenn er sie aber bekommt, schläft er immer noch nicht ein sondern nuckelt ganz lange, bis es mir fast wehtut und dann fängt das Ganze wieder von vorne an. So ist das nicht gut. Ich bin gerne bereit, ihn weiterzustillen, aber wenn er damit genausoviel Theater macht, wie bei einem möglichen Abstillen, dann habe ich auch keine Energie mehr. Hinzu kommt, dass er in letzter Zeit einmal wieder nachts so oft aufwacht 5-7 Mal und wenn er nicht jedes Mal an die Brust darf, dreht er auch total durch. Ich kann mir das aber auch gar nicht so richtig erklären, er möchte dann überhaupt nicht angefasst werden, sondern nur an die Brust, Papa geht auch gar nicht. Kannst Du mir das erklären und hast Du mir einen Tip? Ich bin total hin- und hergerissen, einerseits sehe ich, dass er die Brust total braucht, weil er ein total aktives und aufgewecktes Kind ist und vielleicht auch in letzter Zeit so viel erlebt hat, andererseits wird mir das so echt zu viel. Außerdem haben mir in letzter Zeit zwei Ärzte zum Abstillen geraten, weil das lange Stillen mich "auslaugen" würde, stimmt das denn wirklich? Dankeschön und viele Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Mirjam412, immer wieder kommt die Behauptung auf den Tisch, dass Stillen die Mutter auszehre und es für die Frau besser wäre, wenn sie abstillt. Doch es gibt keinen Beweis dafür. Außerdem würde die WHO zum Beispiel keine mindestens zweijährige Stillzeit empfehlen, wenn dies der Gesundheit der Mutter abträglich wäre, denn die WHO hat das Wohl aller Menschen und nicht nur der Kinder in Sinn. Es ist auch nicht so, dass das Stillen so anstrengend wäre, sondern die Versorgung eines Babys oder Kleinkindes ist eine der anstrengendsten Tätigkeiten die es gibt und das macht den Frauen zu schaffen. Es klingt für mich ganz so, als ob dein Kleiner gerade in der Phase ist, die im englischsprachigen Raum „Terrible Two" genannt wird. Das kann eine sehr anstrengende Zeit sein für Mutter UND Kind. Wichtig ist nun, dass ihr zum Einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum Anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Es ist manchmal schwierig bei einem älteren Kind genau zu unterscheiden, will es jetzt wirklich das Stillen oder sucht es „nur" Aufmerksamkeit und Zuwendung. Doch mit einem fast zweijährigen Kind kannst Du sprechen und auch Abmachungen treffen, die dann auch eingehalten werden können außer in „Katastrophensituationen". Es kann nun sein, dass sich bei euch schon so etwas wie ein „Kampf" entwickelt hat, doch auch aus dieser Situation werdet ihr wieder einen Weg herausfinden, wenn Du deinem Sohn mit Eindeutigkeit begegnest, so dass er klar erkennen kann „Mama meint das, was sie sagt und tut auch wirklich so". Bedenke aber auch, dass dein Kleiner am Abend vielleicht einfach eine „Extraportion Mama“ braucht. Vielleicht badest Du noch mit ihm zusammen oder liest mit ihm oder singst und bringst ihn einfach etwas später zu Bett. Vielleicht magst Du das Buch „Nein, nein will nicht Was tun wenn Kinder trotzen" von Barbara Sichtermann (rororo Taschenbuch) lesen. Mir hat es sehr geholfen. Leider ist es im normalen Buchhandel nicht mehr erhältlich, doch probier es doch einmal bei Amazon oder so bei den gebrauchten Büchern, wenn es dich interessiert. Ein anderes Buch, das zur besseren Verständigung zwischen Eltern und Kindern beiträgt und dessen Vorschläge auch bereits bei kleinen Kindern praktikabel sind ist „Nun hör doch mal zu Elternsprache Kindersprache" von Adele Faber und Elaine Mazlish (dieses Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich). Ein weiteres empfehlenswertes Buch ist „Kinder fordern uns heraus" von Dreikurs sowie die Bücher von Thomas Gordon (Die Familienkonferenz, Familienkonferenz in der Praxis). Auch Steve Bidulph „Das Geheimnis glücklicher Kinder" ist lesenswert. Ich wünsche dir viel Kraft und gute Nerven, für die momentan anstrengende Phase LLLiebe Grüße Biggi


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