Hallo,
ich habe einen Sohn der knapp 6 Monate ist.
Ich stille ihn (gottseidank) noch voll.
Schon seit längerem bekomme ich von einem Teil meiner Umgebung gesagt, daß jetzt langsam die Zeit zum Zufüttern kommt. Ich möchte allerdings solange wie möglich voll stillen. Die Meinung der anderen ist mir natürlich egal, aber mit der Zeit nervt es.Jetzt hatte ich heute von einer Freundin Besuch und die meinte mein Kleiner würde sich ja schon die Lippen lecken und ich müsse langsam was geben. Ich hab das allerdings nihct als "Lippen lecken" erkannt, sondern denke eher das am unteren Zahnfleisch ein Zahn durchbricht und er mit der Zunge dadran rummacht.Haben Sie mir irgendeinen Auszug oder eine Internet-Seite über "langzeitstillen", damit ich das den Leutchen mal unter die Nase halten kann, die meinen Vollstillen nur bis max. zum 6. Monat!
Die andere Frage ist: wie würde das denn aussehen, wenn ich mit Beikost beginne? Ich meine, ersetzt man dabei eine komplette Stillmahlzeit, oder gibt man nach dem Stillen ein/zwei Löffel?
Wie könnte ich (ohne ein Risiko des Abstillens einzugehen) testen, ob mein Schatz nachts länger schläft, wenn ich ihm abends etwas anderes als Mumi gebe und vorallem was müßte ich ihm dann geben? Die letzten 2-3 Wochen wacht er so alle eineinhalb-zwei Stunden auf und schläft mir dann (gottseidank)an der Brust wieder ein.
Zu guter Letzt noch unser Problemchen beim Einschlafen: Er ist offensichtlich todmüde, aber will/kann nicht schlafen (sowohl tagsüber als auch abends). Wenn ich zuHause bin, stille ich ihn in den Schlaf und i.R. klappt es dann auch , wenn ich ihn dann in sein Bettchen lege. Doch wenn ich mal irgendwo zu Besuch bin und ihn dann in den Schlaf stille und danahc in seinen Maxi-Cosi oder woanders hin lege, wacht er sofort auf und da s wars dann.Dann nörgelt er nur noch rum und man kann nichts mehr machen damit er sich halbwegs beruhigt.
Dieses ewige Theater vor dem Einschlafen zehrt ganz schön an den Nerven.Also tagsüber kriegen wirs ja meistens irgendwie hin, aber abends (wenn er nicht an der Brust einschläft) ist es fast unerträglich.
Bin also dankbar über jeden Tipp was das Schlafen (und auch den Rest) betrifft.
Sorry das alles etwas wirr geschrieben ist, aber ein Gedanke hat einfach den anderen gejagt.
Gruß Hamide
Mitglied inaktiv - 09.10.2002, 22:34
Antwort auf:
Stillen+Schlafen+Beikost...
?
Liebe Hamide,
Langzeitstillen ist nicht gleichbedeutend mit voll stillen über sechs Monate hinaus.
Wenn es um die Frage geht, wie lange ein Baby voll gestillt werden kann, dann sollte niemals nur der Kalender betrachtet werden, sondern in erster Linie das Kind selbst. Es ist durchaus möglich, ein Baby deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass es dabei zu Mangelerscheinungen kommt, doch die Initiative sollte immer vom Kind ausgehen und keinesfalls sollte von vorneherein geplant werden, ein Kind acht, neun Monate oder gar ein Jahr ausschließlich zu stillen und ihm die Beikost zu verwehren, wenn es im zweiten Lebenshalbjahr deutlich danach verlangt.
Ein Baby gibt normalerweise deutlich zu erkennen, wann es so weit ist, dass es zusätzlich und ergänzend zur Muttermilch andere Nahrung haben möchte. Die Bereitschaft zur Beikost erkennst Du an den folgenden Anzeichen:
• es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen,
• der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
• es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
• es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken,
• es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt.
Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen (meist ist das Kind dann etwa ein halbes Jahr alt, es kann aber auch eventuell jünger (eher selten) oder älter (nicht ganz so selten) sein) und Sie können Ihrem Kind langsam zusätzliche Nahrung ergänzend zur Muttermilch anbieten.
Der Beginn der Beikost bedeutet ja nicht, dass das endgültige Abstillen direkt um die Ecke lauert, ihr könnt noch eine lange schöne Stillzeit genießen. Schauen Sie Ihr Kind an und lassen Sie sich von ihm leiten, es wird Ihnen zeigen, wann es so weit ist, dass es nicht mehr nur Mamamilch haben mag.
Wenn es dann soweit ist, sollte die Einführung der Beikost langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit jeweils nur einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.).
Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden.
Der Begriff BEI-Kost sollte wirklich wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen.
Sollen oder müssen aus irgendeinem Grund Stillmahlzeiten vollständig durch Beikost ersetzt werden, sollte nach Möglichkeit ein Abstand von ca. vier Wochen zwischen zwei Mahlzeiten liegen.
In welcher Reihenfolge die Stillzeiten durch andere Mahlzeiten ersetzt werden, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Es wird lediglich empfohlen neue Nahrungsmittel nicht am Abend einzuführen, da dann eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können. So lange ein Baby noch mehrmals gestillt wird, muss nicht unbedingt eine weitere Milchmahlzeit (Milchbrei) eingeführt werden, da das Kind seinen Milchbedarf mit der Muttermilch decken kann.
Was nun die Abwechslung im Speiseplan des Kindes betrifft, so ist im ersten Lebensjahr eindeutig weniger mehr. Das Kind braucht nicht so viel Abwechslung, die große Vielfalt erhöht vielmehr das Risiko von Allergien.
Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen.
Da die Beikost ohnehin langsam eingeführt werden sollte und nach Möglichkeit keine neuen Nahrungsmittel am Abend, wird der „Durchschlaftest" am Abend eine Weile auf sich warten lassen müssen, allerdings sind ihm ohnehin keine großen Erfolgschancen einzuräumen.
Schlafende Babys reagieren oft ungehalten auf eine Lageveränderung. Es ist nicht sehr erstaunlich, dass ein Kind wieder aufwacht, wenn es nach dem Stillen hingelegt wird, denn es bekommt die Lageveränderung durchaus mit.
Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung (meist von senkrecht zu waagerecht) geweckt wird. Eine jede Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser.
Möglicherweise wird das Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 10.10.2002