Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen, Karies = Abstillen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen, Karies = Abstillen?

MarzipanHerz

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Hallo, ich war heute mit meinem 2-jährigen Sohn beim Kinderzahnarzt. ER hat schlimme Karies.. trotz Zähne putzen etc... nun soll eine Vollnarkose und Zahnbehandlung her. Er soll Kronen bekommen... Mein Gott... das hab ich noch nie gehört muss ich eingestehen :((( Die Ärztin meint, ich solle dann nachts af jeden Fall abstillen, damit ich in einem Jahr nicht vor dem selben Problem stehe.... Ich weiss grad nicht, wie das alles gehen soll, weil eiogentlich fängt er in 2 Wochen mit dem Kindi an.... und jetzt das..... Haben Sie mir einen Rat? 6 Std. vor der Narkose darf er nichts essen.... Der Termin ist morgens um 7 Uhr... mein Sohn ist ein Vielnuckler/TRinker nachts.. wie soll ich das bloss machen???? Haben Sie mir einen Rat?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe MarzipanHerz, das Thema Stillen und Karies ist ein Dauerbrennerthema, doch durch das ständige Wiederholen, dass Stillen, vor allem in der Nacht, zu Karies führen würde, wird diese Behauptung nicht richtiger. Selbstverständlich ist Zahnpflege ab dem ersten Zahn bei gestillten Kindern wichtig. Da gibt es überhaupt keine Diskussion, aber Stillen führt nicht zu Karies. Muttermilch greift die Zähne nicht an. Auslöser für Karies ist ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans. Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch Langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig und wenn ein Stillkind Karies hat, dann muss das behandelt werden. Was die OP betrifft: ein Kind darf zwar vor einer Vollnarkose etwa acht Stunden nicht mehr essen, aber für das Stillen gelten im Allgemeinen andere Regeln! Da Muttermilch sehr schnell verdaut wird, wird es in vielen Kliniken so gehandhabt, dass bei kleineren Kindern nur eine dreistündige Pause eingehalten werden muss und das lässt sich vor allem wenn der Termin der Narkose günstig gelegt wird meist einigermaßen problemlos überbrücken. Ich zitiere dir hierzu aus dem "Handbuch für die Stillberatung" Mohrbacher, Stock, 2001: "Muss ein Baby operiert werden, sollte die Mutter nachfragen, bis zu welchem Zeitpunkt vor der Operation sie stillen darf und wie lange es nach der Operation dauern wird, bis sie wieder zu ihrem Kind darf und es stillen kann. Einige Ärzte verlangen, dass ein Patient acht Stunden vor einer Operation nichts mehr oral zu sich nehmen darf. Doch diese Richtlinien sind in Veränderung begriffen. Kürzlich durchgeführte Untersuchungen (Litman 1994; Schreiner 1994) weisen darauf hin, dass es sinnvoll ist, die folgenden Zeitabstände zwischen letzter Nahrungszufuhr und Operation einzuhalten: sechs Stunden für künstliche Säuglingsmilch (Spear 1992), drei Stunden für Muttermilch und zwei Stunden für klare Flüssigkeiten. Die Mutter sollte die Frage der Wartezeiten mit dem Chirurgen und dem Anästhesisten bereits im Vorfeld abklären. Viele Ärzte sind bereit, sich den Bedürfnissen eines gestillten Babys anzupassen. Außerdem sollte sich die Mutter überlegen, wie sie ihr Baby in den Stunden unmittelbar vor der Operation, wenn es nicht gestillt werden darf, ablenken und trösten kann. Wenn die Mutter vorher danach fragt, kann sie eventuell unmittelbar nach der Operation wieder zu ihrem Baby und kann es im Aufwachraum stillen. Für viele Babys und Mütter ist das Stillen in dieser Zeit sehr beruhigend." Dr. Nicole Ritsch, Anästhesistin und Stillberaterin hat einen schönen Artikel für „Laktation und Stillen“ geschrieben mit dem Titel „Anästhesie in der Stillzeit“ Wenn Du mir deine e-Mail-Adresse gibst, schicke ich dir den Artikel zu (biggi.welter@LaLecheLiga.de). LLLiebe Grüße, Biggi LLLiebe Grüße Biggi


MarzipanHerz

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Liebe Biggi, vielen Dank für Denie Antwort... ich habe die ganze Nacht wachgelegen... und war heute morgen auch beim Kinderarzt und werde nächste Woche mir von einem anderen Kinderzahnarzt noch eine Meinung eniholen.... So sehr es mich auch schmerzt, so habe ich mich doch dazu entschlossen, abzustillen... ich weiss nur nicht wie.... vor allen Dingen nachts.. tagsüber kann er gerne noch stillen.. oer macht es mehr Sinn, wenn ich ihn radikal komplett abstille? Ich hätte gerne langsam und liebevoll abgestillt.. aber ich weiss nicht, ob das noch möglich ist... Kannst Du mir hierbei helfen? Wie kann ich vorgehen... vor allem, dass es auch wirklich sich nicht hinzieht.. wie gesagt vor allem nachts.. und zum einschlafen.... soll ich ihm dann Wasser anbieten? Oder wie mache ich das am besten? Vielen Dank


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe MarzipanHerz, am wichtigsten dabei wird es sein, dass du selbst absolut überzeugt davon bist, wie es weitergehen soll mit euch. Willst du sofort komplett abstillen, oder zunächst einmal soweit reduzieren, dass es z.B. noch eine Stillzeit am Abend und eine vor dem Aufstehen gibt? Oder "nur" Nachts abstillen? Wenn du nachts abstillen möchtest, kannst du probieren, ob dein Kleiner es schafft, eine "stillfreie Zeit" in der Nacht zu akzeptieren. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das erst im Herbst auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße, Biggi


MarzipanHerz

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Danke liebe Biggi.... D.h. Du rätst mir zum sanften abstillen mit dem Wecker? Wie lange brauche ich da erfahrungsgemäß?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe MarzipanHerz, in diesem Alter klappt es oft schon nach einigen Tagen ohne Probleme. Wichtig ist wirklich, dass Du hinter deiner Entscheidung stehst! Biggi


YviKiwi18

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Hallo MarzipanHerz, Unser Sohn (21 Monate) hat ebenfalls schlimm Karies und soll operiert werden. Nachts abstillen soll ich auch. Ich bin ziemlich verzweifelt grade. Ich frage mich, ob das mit der OP wirklich sein muss und ob man das nicht möglichst lange rauszögern kann. Wie ist es denn bei euch gewesen, was habt ihr gemacht? Vielen Dank für deine Hilfe im Voraus. Liebe Grüße Yvonne


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