Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen in der Nacht...

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen in der Nacht...

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Hallo Biggi, *heul* - unsere Tochter wird in sechs Wochen ein Jahr alt und hat (abgesehen von der ersten Woche im KH) noch keine einzige Nacht durchgeschlafen. Ich bin da echt nicht anspruchsvoll, sondern war in den ersten 5 Monaten auch zufrieden damit, dass sie pro Nacht 2-3 x gestillt werden wollte... damit konnte ich gut leben. Mit 5 Monaten hat sie angefangen zu zahnen. Und seitdem stille ich mindestens 5 x pro Nacht. Ist ein neuer Zahn durch, sind zwei Nächte mit dreimal Stillen angesagt (erholsam!), dann geht es weiter wie vorher. Weil der nächste Zahn kommt. Sie laboriert immer wochenlang an jedem Zahn :-(. Zusätzlich zum Stillen weint, jammert, schreit sie zigmal. Länger als eine halbe Stunde am Stück kriege ich seit Monaten keinen Schlaf mehr. Sie schläft eh sehr wenig, nachts höchstens 11, tagsüber maximal eine Stunde - meistens nur eine halbe. Und weil sie zwei große Geschwister hat, kann ich mich auch nicht einfach tagsüber in der halben Stunde ausruhen :-(. Osanit, Viburcol etc. bringen gar keine Änderung, Paracetamol läßt die Nächte etwas ruhiger werden, hilft aber nicht sooo viel. Außerdem mag ich ihr das eigentlich nicht so gern geben (bisher 3 x)... Wie ist das nu mit dem Stillen in der Nacht? Ist es notwendig (ich habe mal was gelesen, dass der Körper so viel Energie braucht, dass er nicht ohne Nahrungspausen auskommt...)? Oder in ihrem Alter nur noch Gewohnheit? Kuschelbedürfnis (sie hockt eh fast den ganzen Tag auf meinem Arm/Schoß oder hängt am Rockzipfel)? Mit dem Schnuller hinhalten läßt sie sich nicht, da schreit sie wie am Spieß und dreht den Kopf weg. Wenn sie "nur" weint, nimmt sie den Schnuller. Sie will definitiv an die Brust und trinkt meistens auch ausgiebig. Tagsüber kriegt sie übrigens mittags Beikost, nachmittags Obst, abends Getreide-Obst-Brei. Nach der Beikost trinkt sie ausgiebig an der Brust. Zwischendurch (oft auch schon zum Frühstück) gibts ein kleines Stückchen Brot, Dinkelstangen oder etwas Obst. Sie ist nicht so der Fan von ihrer Extrakost und da sie allergiegefährdet ist, darf sie vieles, was auf unseren Tellern ist und sie viel mehr interessiert, noch nicht essen :-(. Ich denke eigentlich nicht, dass sie zuwenig kriegt tagsüber. Durch ihre Umtriebigkeit braucht sie halt auch viele Kalorien ;-). Sie hält keine zwei Minuten Ruhe, ist ständig in Bewegung. Sie schläft übrigens im Familienbett. Unter anderem wegen der ständigen Stillerei. Was meinst du, ist ihr Eß- bzw. Trinkverhalten im Rahmen und normal oder kann/sollte ich versuchen, irgendwas dran zu ändern? Ihr Bruder war übrigens genauso (naja, nicht ganz so extrem), hat erst mit 15 Monaten durchgeschlafen. Da er aber über den Tag verteilt auf mindestens 15-16 Stunden Schlaf kam *freu*, habe ich es bei ihm als nicht so problematisch und kräftezehrend empfunden... Ist superlang geworden... sorry. Ich hoffe, du kannst mir helfen. Vielen Dank und liebe Grüße Emily


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Liebe Emily, entwicklungsbedingt wachen sehr viele Baby in diesem Alter nachts häufig auf und suchen dann nicht nur die Nahrung aus der Mutterbrust, sondern auch die Sicherheit und Geborgenheit, die das Stillen automatisch mit sich bringt. (Deine Kleine istt sicher nicht zu wenig und Du kannst mit der Beikost gut so weiter machen.) Das ist anstrengend für die Mutter, doch es gibt kein Patentrezept, wie ein Kind in dieser Situation zu längeren Schlafphasen "gebracht" werden kann. Es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Hab noch ein wenig Geduld mit dir und deinem Kind und versuche dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Du genügend Ruhe für dich bekommst. Ich wünsche dir wirklich, dass deine Kleine bald besser schlafen wird, ich weiß noch genau, wie ich mich damals gefühlt habe….;-). Ganz llliebe Grüße Biggi


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... ich dachte mir schon sowas *seufz*. Wenn du sagst, es ist normal, dann müssen wir halt durch. Irgendwann schläft sie sicher. Ihr Bruder ist übrigens inzwischen ein ausgesprochen guter Schläfer, der nachts nicht wachzukriegen ist *freu*. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder, der schon mit sechs Wochen durchgeschlafen hat, aber jetzt oft aufwacht und nur schwer wieder einschlafen kann. Hat wohl alles seine Vor- und Nachteile. Warten wirs ab! Nochmal dankeschön! Emily


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