Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stilldauer

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Stilldauer

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Frau Welter Nachts stille ich mein Baby (fast 2 Wochen alt) nahezu 2 Stunden, mit kurzen Pausen wo ich denke, dass er satt ist. Dadurch das ich eben diese Zeit zum Schlafen gar nicht nutzen kann, bin ich tagsüber sehr erschöpft. Ich habe ein paar Nächte bereits nach dem Stillen zugefüttert und überlege nun, ob ich das nicht zum Standard mache, zumindest eine Mahlzeit nachts. Würde ich dadurch die "Stillbeziehung" gefährden? Zweite Frage: Wie lange am Stück pro Brust sollte man stillen? Mein Baby lässt nicht von selbst nach und ich stille tagsüber z.B. pro Brust 15 - 20 Minuten und wechsle dann die Seite... .Tagsüber ist er zumeist zwischen 1,5 und 3 Stunden zufrieden, ist das normal? Vielen Dank!!!


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Sternchen120408, ich verstehe Ihre Verzweiflung, aber Ihr Baby ist erst zwei Wochen alt und es hat noch überhaupt keine Vorstellung davon, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt. Sie müssen sich vorstellen, dass Ihr kleiner Sohn bis vor zwei Wochen Tag wie Nacht ununterbrochen Nahrung bekommen hat, ganz gleich wie viel Uhr es war. Es war immer gleichmäßig warm und die Geräusche um ihn herum hatten auch eine gewisse Monotonie. Nun plötzlich ist alles anders und an diese riesige Veränderung muss er sich erst gewöhnen. Das braucht seine Zeit und zwei Wochen sind viel zu wenig Zeit, um diese Umstellung einfach zu bewältigen. Geben Sie sich und Ihrem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Denken Sie daran, dass Sie jetzt Wöchnerin sind. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen. Scheuen Sie sich jetzt nicht, jede Hilfe, die Sie bekommen können anzunehmen, so lange diese Hilfe nicht darin bestehen soll, Ihnen Ihr Kind abzunehmen. Nutzen Sie die Zeit, die Ihnen Ihr Kind während des Tages lässt zum Ausruhen und Schlafen und nicht für den Haushalt, der kann gut und gerne einige Zeit auf Sparflamme laufen. Lassen Sie die nächtlichen Stillzeiten so ruhig und "langweilig" wie möglich verlaufen. Wenn Ihr Baby nicht die Windeln voll hat (oder sie so nass sind, dass es ausläuft), dann müssen Sie nachts auch nicht wickeln. Lassen Sie Ihr Kind in Ihrer unmittelbaren Nähe schlafen und geben Sie ihm tagsüber immer wieder Anregung in seinen Wachphasen. In ein paar Wochen wird Ihr Kind langsam bemerken, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt und Ihr Leben wird wieder einfacher werden. Sie können sich und Ihrem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa drei Wochen zu erwarten. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Keine Angst, Babys bleiben nicht auf ewig so klein und anstrengend. Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo! Meine Tochter ist 5,5 Wochen alt und trinkt seit ca. 1 Woche immer nur noch ca. 5-8 Minuten pro Mahlzeit. Und das auch nur an einer Brust. Dazu muss man sagen, dass sie eine sehr schnelle Trinkerin ist und dann auch alle 2,5 Stunden trinken will. Ist das in Ordnung? Stuhlgang hat sie 2-3 mal pro Tag und in den letzten 6 Tagen hat sie ca 1 ...

Hallo ihr zwei! Seit ein paar Tagen ist es so, dass meine 2 Monate alte Tochter tagsüber nur noch 2-3 Minuten an der Brust trinkt, sich auch selten selbst wegen Hunger meldet und oft schreit sie nach 2-3 Minuten die Brust an und will nicht mehr. Sie guckt lieber in der Gegend rum und findet scheinbar alles andere interessanter. Nachts geht es, a ...

Hallo, ich stille meinen Sohn ( 5 Monate ) voll.seit 3 Wochen gibt es Mittagsbrei, den er sehr gut annimmt. Ich hab schon seit ca. 2 Monaten die Beobachtung gemacht, dass er relativ rasch trinkt. Meist 5 Minuten pro seite. Laut stillprobe trinkt er meist um die 100ml. Seit ein paar Wochen wird die stilldauer allerdings immer kürzer. Mittlerwei ...

Hallo :) Ich habe eine Frage, seid ca 3 tragen will mein 3 Wochen alter Sohn nach 1 1/2 std ca für mindestens 45 - 60 Minuten an die Brust. Er trinkt beide Brüste "leer". Ist das normal ? Kann das ein wachstumsschub sein? Ich gebe ihm die Brust wenn er Hunger hat, schon bevor er sie so viel und lange wollte. Davor hatten wir immer so ca 2 - 2 ...

Hallo, Meine Tochter ist jetzt zwei Monate alt. Sie wurde von Anfang an gestillt nach Bedarf Bis jetzt hatte ich noch nie das Gefühl zu wenig mich zu haben da sie auch gut zugenommen hat. Sie war immer ein zügiger Trinker doch seit einer Woche trinkt sie eine halbe Stunde lang und gefühlt sehr spärlich. Da sie bereits nach eineinhalb Stunden wie ...

Hallo liebe Biggi, meine kleine Polly ist 18 Wochen alt und seit 4 Tagen haben wir es endlich geschafft komplett ohne Stillhütchen zu stillen. An sich klappt das wunderbar allerdings hat sich jetzt die Stilldauer extrem verkürzt: Vorher haben wir teilweise 15min gestillt, manchmal auch mal länger und jetzt sind es nur noch 5min. Natürlich frage ...

Liebe Biggi, Meine Tochter ist mittlerweile 5,5 Monate alt und erhält seit ca 10 Tagen Beikost (Mittags etwas Gemüsbrei, wir gehen es langsam an). Nach der Geburt hatte sie immer lange gestillt, ca. 20min pro Seite. Mittlerweile dockt sie sich immer nach ein paar Minuten ab, dies ist seit ca 1,5 Monaten so. Sie ist viel aufmerksamer mittlerweile ...

Hallo, ich bin gerade sehr wehmütig. Meinen Großen habe ich 1,5 Jahre ohne jegliche Probleme wunderschön stillen können. Mein kleiner kam mit einem weichen Kehlkopf und damit verbundenen atemgerauschen und schluckproblemen zur Welt. Wir haben 3 Monate gemeinsam durchgehalten, er weinte viel nach dem stillen durchs viele luftschlucken.er hat auch ei ...

Hallo, meine Tochter kam am 06.10. mit 3300g zur Welt. Nahm dann ab auf 2935g (Gelbsucht bei ihr und später Milcheinschuss bei mir, habe 2 Tage zugefüttert) Nach 16 Tagen hatte sie ihr Geburtsgewicht wieder. Nun wiegt sie mit 7 Wochen 4320g. Dem Kinderarzt genügt die Gewichtszunahme. Ich Zweifel immer ein bisschen ob es ihr wirklich reicht. ...

Hallo liebe Frau Welter, Am 8.5. Kam mein Sohn auf die Welt. Ih hatte ca am 3 tag den Milcheinschuss und eigentlich klappt alles super. Am Anfang hat er auch immer 15-20 min pro Brust getrunken.  Nun trinkt er immer 10 an einer und ist dann fertig. Er pinkelt viel und auch ca jede 2. Mahlzeit hat er Stuhlgang. Nun ist er die letzten Male imm ...