Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stilldauer und Weinen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stilldauer und Weinen

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, unser Jérôme ist 5 Wochen alt, ich stille ihn voll, er gedeiht gut wiegt schon etwas über 5kg (GG 3950), wir hatten von Beginn an immer mit dem starken Milchspendereflex zu kämpfen, es fließt sehr viel Milch, sodass er sich oft verschluckt oder die Milch aus dem Mundwinkeln laufen lässt. Ausstreichen bringt nix, wenn ich den Milchspendereflex spüre und mein Sohn die Brustwarze loslässt ( macht er öfter) lass ich erst mal was ins Spucktuch laufen und lege ihn dann nochmal an. Tagsüber haben wir kaum Rhythmus und ich versuche auf seine Hungeranzeichen einzugehen. Es gibt Tage, da schaffen wir es super, mit der Milchmenge umzugehen, er ist gelassen und es scheint ihn nicht zu stören, dass soviel Milch fließt, er schafft es dann damit umzugehen. Dann gibt es wieder Tageszeiten, wo er sofort anfängt zu schreien, wenn er sich einmal verschluckt, er lässt sich dann nicht mehr anlegen, erst nach langer Trostpause und selbst dann nicht. Heute hat er immer jeweils nur 3 - 10 Minuten getrunken und dann wieder angefangen zu schreien, die Abstände zwischen den Mahlzeiten zieht er so in die Länge, ohne eine Brust mal zu leeren. ( Geht das vielleicht gar nicht wegen der Menge?) Das wechselt innerhalb einer Woche öfter, mal will er ständig trinken und steigert die Milchmenge, dann wieder kaum und nur kurz. Wir haben da noch kein Gleichgewicht nach erst 5 Wochen. Er hat seit 2 Tagen eine leicht verstopfte Nase. Meine Frage ist nun, 1. holt er sich die Milchmenge innerhalb von 3 - 5 Minuten, wofür man normal 15 - 20 Minuten braucht ? (Er trinkt keine Brust leer.) Die Windeln sind aber immer schön voll. 2. Warum signalisiert er Hungerzeichen wie suchen an Papas T-Shirt, schmatzen, weinen usw. wenn er dann angelegt wird ( wenn er beruhigt ist) schreit er trotzdem und weigert sich zu trinken, er stößt sich regelrecht ab. Nachts trinkt er meist besser und ruhiger und ist ausgeglichener, was sich gegen morgen in der 2. Nachthälfte wieder umkehrt. Er ist ein aufgewecktes Baby, schaut sehr viel und wach und gehört zu denen die nicht viel schlafen wollen, er ist eher temperamentvoll, fordernd und wird schnell unruhig und quengelig. In der Rückenlage lässt er sich kaum mehr anlegen,( wehrt sich energisch) im Liegen schon gar nicht ( schade), weil er sich dabei noch schneller verschluckt, er möchte nur den Wiegegriff. 3. Kann man daran noch was ändern, dass er auch andere Anlegetechniken wieder zulässt ? 4. Warum klappt es manchmal so gut und dann wieder gar nicht? Liegt das an der Tagesform oder am Temperament oder an der leicht verstopften Nase?


Biggi Welter

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? Liebe Nine, Das Trinkverhalten eines Kindes kann immer wieder verändert sein, was tatsächlich im Temperament des Kindes aber auch an der Tagesform liegen kann. Ein Anhaltspunkt ist der starke Milchspendereflex, der manchen Kindern sehr zu schaffen machen kann. Die stark fließende Milch, an der das Kind schier zu ertrinken scheint, kann das Stillen für Mutter und Kind sehr schwierig machen. Die Vorgehensweise, das Stillen dann kurzfristig zu unterbrechen und die Milch erst einmal etwas fließen zu lassen, ist da schon ein Weg, etwas zu verbessern. Es ist nicht erstaunlich, dass dein Kind erschrickt und dann vielleicht sogar die Brust ablehnt, weil es mit dem plötzlichen Ansturm von Milch nicht zurecht kommt. Auch wenn das Kind hungrig ist, weicht es unter Umständen dann doch wieder von der Brust zurück. Ich werde dir jetzt einige Tipps, die sich bei einem sehr starken Milchspendereflex bewährt haben aufzählen. Gleichzeitig solltest Du dich noch an eine Stillberaterin in deiner Nähe wenden, die mit dir zusammen im direkten Kontakt erarbeiten kann, wie dein Kind und Du zu einer einfacheren Stillbeziehung finden könnt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst Dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. - biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg-auf-Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) - lass das Baby oft aufstoßen. - vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Die verstopfte Nase macht das Trinken an der Brust nun mal nicht leichter. Du kannst dir in der Apotheke Kochsalzlösung besorgen und in die Nase träufeln. Du kannst aber auch ein bisschen Muttermilch ausstreichen und als Nasentropfen verwenden. Wenn der Schleim in der Nase sich durch die Tropfen (oder die Muttermilch) gelöst hat, kannst Du versuchen die Nase mit einem Nasensauger vorsichtig frei zu saugen (die Kochsalzlösung dient nicht dem Abschwellen, sondern dem Verflüssigen des Schleims). In manchen Fällen ist auch der kurzfristige Einsatz von abschwellenden Nasentropfen berechtigt, darüber solltest Du mit der Kinderärztin/arzt sprechen. Kinder mit verstopfter Nase tun sich beim Trinken an der Brust leichter, wenn sie in einer eher aufrechten Stillhaltung gestillt werden (z.B. im Hoppe-Reiter-Sitz). Eine höhere Luftfeuchtigkeit im Raum ist ebenfalls hilfreich. Es gibt Kinder, die recht lange an der Brust brauchen und andere, die sehr schnell trinken. In erster Linie zählt hier, dass das Kind gut gedeiht. Wenn euer Sohn ausreichend nasse Windeln hat, gut zunimmt und auch sonst alle Kriterien eines gut gedeihenden Baby erfüllt, dann reichen ihm die kurzen Stillzeiten wohl aus. Insgesamt kann ich dir wirklich nur dringend ans Herz legen, dich an eine Kollegin zu wenden, die dich und dein Kind sehen kann. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo Biggi, Du hast mir zwar schon einmal eine Adresse in Hofheim herausgesucht aber das ist zu weit ( 70km) von meinem Wohnort entfernt (65597 Dauborn). Gibt es nicht in der Nähe von Limburg, 65549 eine LLL- Stilberaterin ?


Biggi Welter

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? Liebe Nine, laut meiner Liste finde ich niemanden näheren aufgrund der Postleitzahl. Ruf einfach einmal bei Christel Fritz Tel.: 06192-39793 an und frage bei ihr nach. Sie kennt sich mit der Gegend besser aus und ich orientiere mich ausschließlich anhand der Postleitzahl. LLLiebe Grüße Biggi


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