Still - Rhythmus auch ohne Schnuller ?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Still - Rhythmus auch ohne Schnuller ?

Liebe Biggi, Unser Söhnchen ist heute 1Woche alt, am Samstag kamen wir nach Hause, im Krankenhaus hatte er einen 3 Stunden Rhythmus, nachdem das Stillen in Gang gebracht wurde, er hatte nämlich in den ersten Tagen von 3950 auf 3550 abgenommen und dadurch wurde das Blut etwas dicker außerdem hatte er eine leichte Neugeborenengelbsucht, die ihn 1. etwas trinkfauler gemacht hat und 2. bin ich zum 1. Mal Mutti und völlig unerfahren gewesen, was das Anlegen anbetrifft. Nun klappt das Anlegen, ich holte mir ständig Rat im KH von einigen Säuglingsschwestern unter anderem einer Stillberaterin. Nun sind wir zu Hause und der Kleine kommt sehr unregelmäßig und manchmal auch im Stundentakt. Es gibt Phasen , wo er beide Brüste innerhalb von einer 3/4 Std. bis 1 Std. leert. In anderen Phasen allerdings trinkt er sehr hektisch und schnauft dabei, obwohl er erst eine Std. vorher getrunken hatte. Er wird dann schlafend in seine Wiege gelegt und ist meistens nach zehn Minuten wieder wach und quengelt (wir haben Ihn noch nie lange schreien lassen, da wir auf seine Bedürfnisse eingehen wollen). Ein erneutes Anlegen nutzt er dann nur zur Beruhigung und nuckelt um dann auch bald wieder einzuschlafen. Ich kann mir vorstellen, daß er meine Nähe und Geborgenheit sucht und den Sugreflex befriedigt. Allerdings kommen wir dadurch kaum zum Schlafen und ich bin mit den Nerven fast schon am Ende. Die Nachsorgehebamme wusste auch keinen Rat außer den Schnuller anzubieten, um den Saugreflex zu befriedigen. Ich bin dagegen. Welche Möglichkeit bleibt mir um zu einem 2 - 3 Stundenrhythmus zu gelangen ? Ganz liebe Grüße von Nine, Peter mit Jérôme

Mitglied inaktiv - 18.02.2002, 18:35



Antwort auf: Still - Rhythmus auch ohne Schnuller ?

? Liebe Nine, bitte vergessen Sie alles, was Sie je über einen „Rhythmus" bei Babys gehört oder gelesen haben!! Ihr Baby ist gerade erst eine Woche alt und es ist vollkommen normal (und auch richtig), dass es unregelmäßig kommt und sich an keinen Zeitplan hält. Im Bauch war es an 24 Stunden-Rund-um-Versorgung gewöhnt und auch jetzt ist sein Organismus auf häufige kleine Mahlzeiten eingerichtet. Denken Sie daran: nie mehr wird Ihr Kind sich so schnell entwickeln wie im ersten Lebensjahr. Viele Mütter würden sich sehr viel besser fühlen, wenn sie wüssten, wie die Realität mit einem jungen Baby aussieht, denn dann müssten sie nicht einem unerreichbaren Ideal hinterherjagen und ihre Energie mit Anstrengungen vergeuden, die sinnlos sind. Sie sind noch Wöchnerin und sowohl Sie als auch Ihr Sohn müssen sich an das neue Leben gewöhnen. Jetzt ist die Zeit, in der nichts anderes zählt, als Ihr Baby und die Gewöhnung aneinander. Es ist jetzt ihr „Beruf" sich um ihr Kind zu kümmern, es zu versorgen und zu stillen. Alle anderen Aktivitäten sollten nun für einige Zeit zurückgestellt werden. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Nicht zu vergessen ist auch die Bedeutung des non-nutritiven Saugens, des Saugens, das nicht der Ernährung dient. Die Verlockung kann groß sehr groß sein, dazu einen Schnuller anzubieten, aber die Risiken, die der Schnuller mit sich bringen kann, sollten dabei nicht unterschätzt werden. Es ist nicht sinnvoll, Stillabstände in die Länge zu ziehen. Das Hinhalten eines hungrigen Babys kann dazu führen, dass das Baby schließlich so erschöpft ist, dass es - wenn es dann endlich an die Brust darf - nicht mehr effektiv trinkt. Es kann dann so weit kommen, dass die Brust nicht mehr optimal angeregt wird, die Milchmenge abnimmt und das Baby eine Gedeihstörung entwickelt. Das Hinhalten mit dem Schnuller kann auch noch zu einer zusätzlichen Saugverwirrung führen. Stillen nach Bedarf stellt sicher, dass Ihr Baby die Milch, die es braucht auch genau dann bekommt, wenn es sie braucht und das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kann sich optimal einstellen. Es gibt auch keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Es keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute-Milch"-Theorie, die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland. Interessanterweise sagen selbst die Verfechter dieser Theorie, dass bei einem Wachstumsschub keine Mindestzeit eingehalten werden soll. Vergessen Sie also bitte den Unsinn mit „Frischer Milch auf halbverdaute Milch" und dem Mindestabstand, falls Ihnen dies bereits einmal begegnet sein sollte. Sehr viel wichtiger ist es auf absolut korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten, um Bauchprobleme zu vermeiden. Es ist nicht erstaunlich, dass Ihr Baby aufwacht, wenn Sie es ablegen. Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Die meisten Babys schlafen ohnehin sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen. Integrieren Sie Ihr Kind in Ihr Leben und versuchen Sie nicht, Ihr früheres Leben einfach wieder aufzunehmen. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 19.02.2002



Antwort auf: Still - Rhythmus auch ohne Schnuller ?

Postleitzahl 65597 Hünfelden - Dauborn

Mitglied inaktiv - 19.02.2002, 19:35



Antwort auf: Still - Rhythmus auch ohne Schnuller ?

? Liebe Nine, bitte wenden Sie sich an Frau Christel Fritz Tel.: 06192-39793 LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 19.02.2002



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