Mitglied inaktiv
Hallo, mein Sohn Felix ist erst 6 Tage alt. Da ich hauptsächlich wegen kaputter Brustwarzen das Stillen meines ersten Sohnes sehr früh aufgegeben hatte, bin ich jetzt besonders auf der Hut, um so ein Desaster jetzt zu vermeiden. Wegen unvergleichlich besserer Ausgangsbedingungen (ambulante Geburt mit allen positiven Folgen für einen guten Start) läuft es auch jetzt deutlich besser, auch wenn die BW noch nicht ganz ohne Schrammen sind. Aber das ist erträglich und sieht so aus, als würde es bereits heilen. Nun will Felix praktisch ununterbrochen an der Brust hängen oder irgendwas saugen. Schläft er ein, wacht er oft beim Hinlegen gleich wieder auf, auch wenn ich direkt bei ihm liege und ihn berühre. Gebe ich ihm dann meinen Finger, saugt er daran zur Beruhigung und findet wieder in den Schlaf. Er ist in diesen Momenten auch definitiv schon satt. Da kommt einem natürlich schon der Gedanke an einen Schnuller, nur traue ich mich nicht wg. einer möglichen Saugverwirrung. Allerdings ähnelt mein oder Papas Finger ja auch nicht im geringsten der Brust und müsste demnach auch saugverwirrend sein können. Die Hebamme findet einen Schnuller nicht so gefährlich, weil ja nichts aus ihm herauskommt. Ich selber schaffe es nicht, im Liegen zu stillen, daher kann ich ihm nicht 100% jedes Mal zur Beruhigung die Brust geben. Was können Sie mir dazu raten? Es soll nicht so aussehen, als würde ich meinen Sohn ganz egoistisch ruhigstellen wollen, aber ich kann nicht den ganzen Tag in Stillposition verbringen, dass er jedes Mal auf mir an der Brust schläft. Mein Hintern ist jetzt schon platt. Vielen Dank im voraus für eine Antwort, Emily
Liebe Emily, gerade nach der ersten Erfahrung sollten Sie auf den Schnuller verzichten! Ich würde zumindest in den ersten Wochen von einem Schnuller ganz abraten, denn ganz gleich, was die Werbung für welchen Sauger auch immer behauptet: Kein künstlicher Sauger reicht an der Original heran und jeder künstliche Sauger kann bei einem dafür empfänglichen Kind zu einer Saugverwirrung führen. Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (ebensowenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen "Vorteil" Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. o Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. o Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. o Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. o Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht "kiefergerecht", wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Vielen Dank für Ihre Antwort! Sie leuchtet mir durchaus ein, daher ja auch meine Vorsicht. Dennoch bin ich grundsätzlich kein Schnullergegner, zumindest für später. Ich hatte jetzt z.B. an folgende Situation und vergleichbare gedacht: Kind sucht und will die Brust, Mama kramt so schnell es geht Stillkissen und sonstigen Kram zusammen, und es vergehen ca. 2 min. Die könnte ein Schnuller überbrücken. Oder auch beim Wickeln beruhigen. Sanfte Worte bringen da nichts. Finger sind nicht frei, Brust auch nicht. Was den Aspekt des Begrenzungen Spürens betrifft, so braucht Felix diese tatsächlich in hohem Maße. Im Tragetuch geht es ihm auch super. Aber auch ich, an sich begeisterte Tragetuchbenutzerin schon vom ersten Kind her, lege Felix auch gern mal hin - er mag es am liebsten ins Stillkissen gekuschelt. Dort schläft er nach einigen min. Fingersaugen. Begrenzung alleine reicht ihm nicht, er braucht was im Mund. Aber hier noch einmal konkret nachgehakt: Wieso soll ein Finger von einem Erwachsenen weniger potentiell saugverwirrend als ein Schnuller sein? Und was ist mit dem eigenen Daumen? Noch findet er ihn nicht, aber ich sehe es als sehr wahrscheinlich, dass Felix bei diesem starken Saugbedürfnis irgendwann einfach zum Daumenlutscher wird. Bis dahin gibt's vielleicht zwar keine Saugverwirrung mehr, aber für den Kiefer ist ein Daumen auch nciht die beste Lösung. Dies alles soll Ihnen nicht widersprechen, sondern das sind einfach die Fragen und verschiedenen Aspekte, an die ich in der Sache denke! Wie schon zuvor erwähnt, das Stillen nach Bedarf funktioniert bislang gut, das würde ich mir auch nicht nehmen lassen. Felix bekommt grundsätzlich die Brust angeboten, wenn er mir suchend erscheint. Nur manchmal folgt dann, wenn er wirklich satt ist, ein kurzes Nuckeln, und er schläft ein. Dann habe ich ihn an der Brust und kann so nicht das Tragetuch binden, und hinlegen lässt er sich oft nicht ohne weiteres Saugen. Natürlich schlafen wir gerne auch mal einfach zusammen ein. Aber immer kann ich das eben auch nicht. Vielen Dank nochmal fürs lange Lesen und Ihre große Hilfe, Emily
Liebe Emily, ein Schnuller kann, wenn er in bestimmten Situationen überlegt und dosiert eingesetzt wird sicherlich ein Hilfsmittel sein. So wie eine Krücke ein Hilfsmittel ist, wenn Sie sich ein Bein gebrochen haben und die Sie nur so lange einsetzen, bis Sie wieder ohne auskommen. Allerdings sollte ein Baby in den ersten sechs Wochen nach Möglichkeit KEINERLEI künstliche Sauger bekommen, da diese zu einer Saugverwirrung führen können. Eine Saugverwirrung ist ein ernsthaftes Stillproblem. Nach den ersten Wochen, wenn sich das Stillen gut eingespielt hat und das Baby gelernt hat gut und effektiv an der Brust zu trinken, ist das Risiko für eine Saugverwirrung deutlich geringer, wenn es auch nie ganz ausgeschlossen ist. Letztlich braucht aber nicht das Kind den Schnuller, sondern die Mutter. Das Baby kann sein Saugbedürfnis sehr gut vollständig an der Brust stillen und der Schnuller ist nichts anderes als eine Brustattrappe, die erfunden wurde, weil man glaubt, dass die Mutter damit mehr Freiheit genießen kann. Doch wie jede Attrappe reicht auch der Schnuller niemals an das Original heran. Es gibt genügend Studien, die belegen, dass die Verwendung des Schnullers mit einer eindeutig kürzeren Stillzeit in Verbindung steht. Durch den Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust verbringt verkürzt und das kann die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen und im Extremfall sogar zu Gedeihstörungen führen. Der häufige Gebrauch des Schnullers kann dazu führen, dass das Kind regelrecht abhängig von dem Schnuller wird und ihn schließlich ständig im Mund behält. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Art der Atmung des Kindes und auch auf die Belüftung des Ohrs. Kinder, die den Schnuller sehr häufig verwenden, haben auch häufiger Mittelohrentzündungen und können vermehrt Probleme mit Soor haben. Der Schnuller ist ein Fremdkörper, der in den Mund geschoben wird und er kann immer wieder Keime mit einschieben (daher ist das Argument die Finger seien nicht hygienisch keinesfalls stichhaltig, denn der Schnuller wird schließlich nicht jedes Mal desinfiziert wenn er einmal aus dem Mund herausgenommen wurde). Mit dem Stöpsel im Mund kann das Kind keine sensorischen Erfahrungen mit dem Mund machen, wenn es Gegenstände erforscht. Das Erforschen der Finger, Hände, Füße und auch von Gegenständen mit dem Mund ist jedoch ein wichtiger Teil der Entwicklung des Kindes. Im Gegensatz zum Daumen, kann der Schnuller fast ununterbrochen im Mund bleiben. Das Kind muss ihn nicht heraus nehmen, wenn es beim Spielen seine Hände braucht. Der Daumen wird daher schon aus praktischen Gründen weniger oft genommen werden, genau so der Finger eines Elternteils. Allein dadurch wird ein Kind durch einen Finger niemals so leicht saugverwirrt. Häufig wird als Gegenargument für Schnuller oder Daumen eine mögliche Verformung des Gaumens ins Feld geführt. Ein mit uns gut bekannter Kinderarzt und Psychotherapeut sagt dazu "lieber ein verbogener Gaumen, als eine verbogene Seele". Interessante Informationen bieten die Veröffentlichungen von Gudrun von der Ohe, einer Ärztin und Still und Laktationsberaterin IBCLC "Der Schnuller und seine Auswirkungen" (in Laktation und Stillen Heft 3/1999) und "Schnuller und plötzlicher Kindstod" (in Laktation und Stillen Heft 4/2000) sowie die Facharbeit der Logopädin Caroline Schallhammer, IBCLC "Stillen als Prävention in der Logopädie" die sich ebenfalls ausführlich mit dem Schnuller beschäftigt. Viele Informationen finden Sie auch im WirbelWind Heft 2/2004 mit dem Titel "Stillen, saugen, sprechen". Der "Wirbelwind" kann sowohl im Abonnement als auch als Einzelheft (Wirbelwind Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop auf dieser Seite) bezogen werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
...für Ihre ausführliche Antwort auf alle meine Nachfragen. Ist schon wahr, den Daumen muss man immer wieder herausnehmen. Ich war selber passionierte Daumenlutscherin bis in die Grundschulzeit hinein. Mein erster Sohn benutzt Schnuller und hängt auch noch sehr dran, allerdings nicht in der von Ihnen beschriebenen Extremform. Deshalb hatte ich darin vorher auch nie ein besonderes Problem gesehen. Danke nochmals und viele Grüße, Emily
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