Saugverwirrung? Reicht es Schnuller abzuschaffen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Saugverwirrung? Reicht es Schnuller abzuschaffen?

Guten Tag Frau Walter, meine Tochter ist 11 Wochen alt. Weil sie ein sehr hohes Saugbedürfnis von Anfang an hatte (ich habe in der Klinik 4 Tage nicht schlafen können, weil sie ständig an die Brust wollte) haben wir ihr den Schnuller gegeben. Die Stillberaterin meinte auch, dass "nur" 30 % der Kinder dann eine Saugverwirrung entwickeln und die anderen 70% eben nicht. Wir haben mal auf die 70% gehofft, war wohl ein Fehler. Sie hat auch Anfangs sehr gut zugenommen. Ca. 230 g die Woche, deswegen habe ich da nicht mehr weiter dran gedacht .Unruhig/hektisch und kurz (3-4 Min.) hat sie von Anfang an getrunken. Seit 3 Wochen aber ist nun ein Gewichtsknick drin (nu mehr ca. 90 Gramm die Woche). Zudem habe ich einen starken Milchspendereflex, den "schlingt" sie weg und wenn die Milch nicht mehr so fließt, dann fängt sie an hektisch zu werden, dockt ständig an und ab und trinkt dann auch nicht mehr viel. Insgesamt dauert eine Mahlzeit an der Brust ca. 4 Min. Ich stille nur mehr noch im Liegen im dunklen Zimmer, gepuckt. Meinen Sie, dass es nun ausreicht, den Schnuller einfach weg zu lassen? Ist das meistens ausreichend? Oder muss ich da noch mehr Maßnahmen einleiten? Ich habe bereits zwei STillberaterinnen durch, die mir aber nur wegen des starken Milchspendereflexes helfen konnten.

von marian11 am 08.09.2014, 16:12



Antwort auf: Saugverwirrung? Reicht es Schnuller abzuschaffen?

Liebe marian11, eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Machen Sie das mal ein paar Tage und melden Sie sich dann noch einmal und befolgen Sie auch die Tipps, die bei einem starken Milchspendereflex gegeben werden, das hilft auch. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg-auf-Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: - erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. - bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade so viel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg-auf-Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) - lassen Sie das Baby oft aufstoßen. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 08.09.2014



Antwort auf: Saugverwirrung? Reicht es Schnuller abzuschaffen?

Liebe Frau Welter, wenn ich die Schnuller weglasse, muss ich 3-4 Mal am Tag im Dunkeln massives Einschlafstillen betreiben. Leider ist meine Tochter (11 Wochen) motorisch sehr unruhig, so dass sie es nicht schafft, den Daumen oder die Hand länger am Mund zu lassen (geht nur im Tuch, wo die Hand durch das Tuch in Mundnähe gedrückt wird.) Sie braucht auch Dunkelheit, Pucken und ebene Saugen zum Schlafen. Ich habe noch eine ältere Tochter mit 2 Jahren und weiß einfach nicht, wie ich die Kleine zum SChlafen bringen soll ohne Schnuller. Haben Sie noch einen ultimativen Tipp? Würden Sie empfehlen, sie tagsüber immer im Tuch schlafen zu lassen?? Leider ist sie mir langsam schon zu schwer.Danke nochmal!

von marian11 am 09.09.2014, 21:30



Antwort auf: Saugverwirrung? Reicht es Schnuller abzuschaffen?

Liebe marian11, Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.09.2014



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