Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schnuller bei sehr schnell zunehmendem Kind

Frage: Schnuller bei sehr schnell zunehmendem Kind

sabba

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Hallo Biggi, unsere Tochter ist nun 18 Tage alt. Sie wird voll gestillt und trinkt relativ häufig (an manchen Tagen bestimmt 20 mal bzw. Sie stillt am Abend über Stunden hin). Laut Hebamme nimmt sie extrem gut zu: Bei Geburt wog sie 3180 gr. bei 51 cm. Am dritten Tag hatte sie ihr tiefstes Gewicht mit 3000 gr. Gestern am 17. Tag hatte sie 3.860 gr. Die Gewichtszunahme erfolgte schubweise, jetzt zum Ende eher stärker: von Tag 14 auf Tag 17 z.B. plus 250 gr. Meine Hebamme rät nun erstens einen Schnuller zu benutzen, da unsere Tochter nicht immer aus Hunger nuckelt und man so die Gewichtszunahme "etwas strecken" koennte. Zweitens sollte ich versuchen, die Mahlzeiten etwas zu verzögern. Sicherlich werde ich mein hungriges Baby nicht schreien lassen, muss aber gestehen, dass ich nun doch etwas irritiert bin. Was hältst Du von den Vorschlägen meiner Hebamme? Führt ein Schnuller "in dem Alter" wirklich nicht mehr zu einer Saugverwirrung? Und ist die Gewichtszunahme wirklich so kritisch, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen? Vielen Dank für Dein Input! LG Sandra


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Sandra, das ist echt enorm :-), wird sich aber auf Dauer ändern! Alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Babys gibt es in verschiedenen Größen und die Bandbreite ist da sehr groß. Wie ein Kind als Baby aussieht, sagt auch nichts darüber aus, wie es später als Erwachsener aussehen wird. Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Es ist gefährlich, das Wachstum des Babys dadurch einzuschränken, daß man das Baby auf Diät setzt. Ein kleines Kind braucht Nahrung, um alle Arten von Zellen zu bilden, Hirn und Nervenzellen ebenso wie Fettzellen. Genau wie beim Erwachsenen variiert der kindliche Nahrungsbedarf von einem Baby zum anderen. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. Um deine Frage zum Schnuller zu beantworten zitiere ich dir aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga: „Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (Schnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992). Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen – oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung. ... Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das Baby auf den Sauger »geprägt« werden kann. Diese »Prägung« kann dazu führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff »Prägung« wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. »Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ... Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann« .“ LLLiebe Grüße, Biggi


Jendriks_Mama

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Huhuuu, wieder einmal zeigt sich, dass Hebammen oft nicht wirklich Ahnung vom Stillen haben. Schön, dass Du ihre Aussage kritisch betrachtest! :) Es macht aus ihr ja auch keine schlechte Hebi, aber eine Stillexpertin ist sie eben nicht. Biggi hat Dir ja schon ausführlich geantwortet, ich möchte nir noch hinterherschieben, dass Babies auch nach mehreren Monaten saugverwirrt werden kann. Auch durch diese Gummi- oder Latex-Trinklern-Sauger. Das hatten wir nämlich bei Jendrik als er ungefähr 6 Monate alt war. LG Sarah mit Jendrik


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