Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schlafen/Ernährung

Frage: Schlafen/Ernährung

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Ich habe eine 8 Wochen alte Tochter und hätte gerne gewusst, ob es normal ist, dass sie noch keinen richtigen Rhytmus gefunden hat. Sie schläft von abends ca. 23.00 Uhr 3 Std.; dann nach dem Stillen (ca. 1Std.) nochmal 2 Std.; nach nochmaligem Stillen schläft sie dann ca. 1 - 1,5 Std. Doch dann ist es aus mit einer längeren Schlafphase. Von da lässt sich kein Rhytmus mehr erkennen. Den ganzen Tag über hat sie lediglich kleinere Phasen von 10 - 15 Minuten. In der übrigen Zeit stille ich bzw. spiele ich mit ihr, da sie schon sehr beschäftigt werden will. Kochen, Haushalt oder längere Spaziergänge sind reine Glückssache. Das Stillen selber klappt prima. Ich halte mich an keine Zeiten, sondern lege sie halt immer an, wenn sie dies verlangt. Ist es normal, dass sie tagsüber so aktiv ist? Dann habe ich auch noch Fragen zur Ernährung. Ich verzichte seit ca. 6 Wochen auf Milchprodukte, da sie unter Koliken leidet. Langsam weiss ich aber nicht mehr, was ich essen kann. Vollkornbrot z. B. verursacht Probleme. Wie sieht es aus mit: - Fleisch- u. Wurstwaren - Reis - Gewürzgurken u. dergl. - Schafskäse - Oliven Man kann sich doch nicht nur von Obst, Kartoffeln u. Gemüse ernähren. Und muss man auf Milchprodukte während der gesamten Stillzeit verzichten?


Biggi Welter

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? Liebe Manuela, bitte vergessen Sie ganz schnell ALLES, was sie jemals über einen „Rhythmus" bei einem Baby gehört oder gelesen haben. Ein Kind unter einem Jahr hat so gut wie nie wirklich einen Rhythmus und selbst wenn ansatzweise einmal so etwas wie ein Rhythmus zu erkennen ist, so ist dieser extrem störanfällig. Das einzig Konstante im Leben mit einem Baby sind die ständigen Veränderungen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch und Sie machen das ganz richtig, wenn Sie ihr Baby nach Bedarf stillen. Ebenso unrealistisch ist die Vorstellung, dass kleine Babys fast den ganzen Tag schlafen. Es mag ja gelegentlich einmal so ein „Schlafbaby" geben, doch die meisten kleinen Menschlein sind neugierig auf diese Welt und wollen sie entdecken. Babys sind gesellschaftliche Wesen. Die Lösung, wie das Baby am Alltag teilnehmen kann und sich bei der Mutter geborgen fühlt und die Mutter sich um den Haushalt oder andere Dinge zu kümmern kann heißt Tragetuch. Für meine Begriffe gehört ein (ausreichend langes) Tragetuch zu den wichtigsten Teilen einer Babyausstattung. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Dein Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit dir die Perspektive zu teilen. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Falls sich nach sechs Wochen Kuhmilchabstinenz keine Besserung bei den Bauchproblemen des Kindes zeigt, dann ist die Kuhmilch wohl kaum der Auslöser. Überhaupt wird der Einfluss der Ernährung der Mutter fast immer maßlos überschätzt. Blähungen werden nicht unbedingt durch das hervorgerufen, was die Mutter isst. Ich habe schon mehr als eine Mutter erlebt, die sich nur noch von Wasser und Reis ernährt hat und das Baby hatte weiterhin genau solche Blähungen wie zuvor. Es gibt daher keine allgemeingültige „Stilldiät" oder generell verbotenen oder erlaubte Nahrungsmittel für die Frau während der Stillzeit (mit der Einschränkung, dass Alkohol möglichst gemieden werden soll). Der Einfluss der Ernährung der Mutter auf das Verhalten des Kindes wird meist erheblich überschätzt. Eine stillende Mutter muß weder bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Kuhmilch) zu sich nehmen, noch müssen alle stillenden Mütter bestimmte Nahrungsmittel meiden. Von Ausnahmefällen abgesehen macht die Mehrheit der stillenden Mütter die Erfahrung, dass sie alles, was sie mögen, in Maßen essen können - auch Schokolade und stark gewürzte Speisen - ohne dass sich dies auf ihre Babys auswirkt und viele kleine Babys haben Blähungen ganz gleich, was ihre Mütter essen. Auch wenn viele Mütter davon gehört haben, dass durch den Genuss von „blähenden" Lebensmitteln Blähungen bei ihrem Baby hervorgerufen werden, ist diese Meinung mit Vorsicht zu genießen. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genausowenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH-Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Am ehesten ist zu erwarten, dass Nahrungsmittel, die bei Ihnen Blähungen hervorrufen auch bei Ihrem Kind zu Blähungen führen können. Manche Babys haben Blähungen oder Koliken, ganz gleich, was ihre Mutter isst oder nicht isst. Letztendlich bleibt nicht anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich. Prophylaktische Enthaltsamkeit ist jedenfalls nicht notwendig. Falls Sie jedoch Milchbildungstee trinken, lassen Sie diesen Tee einmal probehalber weg. Nicht wenige Kinder reagieren auf die Teemischungen, die als Stilltee oder Milchbildungstee verkauft werden mit ziemlichen Bauchproblemen, vor allem, wenn die Mutter mehr als zwei bis drei Tassen täglich trinkt. Ganz wichtig ist jedoch die richtige Stillhaltung und Stilltechnik und das korrekte Saugen des Kindes, wenn es um Bauchprobleme geht. Eine sehr häufige Ursache für Blähungen ist eine ungünstige Stillhaltung und/oder falsches Saugen des Kindes. Ein gut angelegtes und korrekt saugendes Kind schluckt beim Stillen deutlich weniger Luft und je weniger Luft das Baby schluckt, um so weniger Luft muss wieder heraus. Am besten lassen Sie sich das korrekte Anlegen von einer Stillberaterin in Ihrer Nähe zeigen. Bis Sie eine Stillberaterin vor Ort erreichen können, hier schon einmal eine Beschreibung des korrekten Anlegens: Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Babys seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt „Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga-Stillberaterin bezogen werden kann. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Ich hoffe, der lange Text hat Sie jetzt nicht erschlagen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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