Liebe Biggi!
Ich bin mittlererweile ein wenig verzweifelt. Ich hoffe, daß du mir helfen kannst! Meine Tochter Victoria (8 Wochen), war bei der Geburt sehr zart (2460 g). Wir hatten von Anfang an einen Haufen Schwierigkeiten. Wegen Anpassungsschwierigkeiten kam sie in die Kinderklinik für drei Tage. Deswegen mußte ich Milch abpumpen. Sie wurde einen Tag mittels Sonde ernährt, weil sie kein Interesse an Nahrung hatte. Anschließend wurde auf der Kinderklinik mit der Flasche gefüttert. Als ich sie dann endlich bei mir hatte, bekam sie regelmäßig Fototherapie, weil sie eine starke Gelbsucht hatte. Deswegen trank sie auch nicht besonders an der Brust (20 bis 30ml in einer Stunde). Ich kam dann zu dem Schluß, daß sie saugverwirrt ist. Nun bin ich schon 6 Wochen zu Hause und hänge immer noch an der Milchpumpe! Sie schafft zwar jetzt 80 ml in einer halben Stunde und weitere 20 ml in einer weiteren halben Stunde, aber das ist noch immer zu wenig. Ab und zu trinkt sie bloß 60 ml in einer dreiviertel Stunde. Das heißt, endlose Sitzungen. Und abpumpen muß ich zwischendurch auch noch, weil ich sonst immer einen Milchstau habe. Vor jeder Stillmahlzeit verwende ich den Oxytocin Nasenspray für den Fall, daß die Milch vielleicht nicht so gut rinnt (merke ich beim abpumpen allerdings nicht). Aber eines ist nocht: Sie schürzt beim Trinken nicht die Lippen und ich kann sie auch nicht dazu bewegen dies zu tun. Bei einer Stillberatung war ich schon. Dort meinte man die Saugtechnik würde passen. Kann das sein?
Bitte um Hilfe! Ich kann das auf Dauer nicht mehr fortführen, diese Dauersitzungen, da ich noch ein zweites Kind habe und welches auch sehr eifersüchtig ist.
Vielen Dank!
Mitglied inaktiv - 15.11.2002, 21:11
Antwort auf:
Saugtechnik
Liebe Nina,
aus der Ferne kann ich dir leider nicht helfen, aber ich würde dir dringend raten, noch einmal zu einer kompetenten Stilberaterin zu gehen, denn die jetzige Lösung macht dich tatsächlich kaputt.
Bitte schreibe mir ganz schnell deinen Wohnort und deine Postleitzahl, ich suche dir die nächste Beraterin heraus.
Bis Du Kontakt zu einer Stillberaterin aufnehmen kannst ein paar Tipps zum korrekten Anlegen und wie Du Victoria beibringen kannst den Mund weit zu öffnen:
Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Babys seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt“ und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens.
Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt „Stilltechniken, die funktionieren“, das Du bei jeder La Leche Liga-Stillberaterin beziehen kannst.
Babys haben von Geburt an einen Reflex, der sie dazu veranlasst, den Mund weit zu öffnen, wenn er richtig ausgelöst wird. Um diesen Reflex auszulösen, muss die Mutter die Lippen ihres Babys leicht mit der Brustwarzenspitze kitzeln oder berühren und warten, bis das Baby seinen Mund öffnet. (Das Baby reagiert nicht auf die gleiche Weise, wenn die Mutter zuviel Druck ausübt.) Bei einigen Babys dauert es länger, dann soll die Mutter weiter kitzeln oder reiben und geduldig bleiben. Einige Babys reagieren schneller, wenn nur ihre Unterlippe gekitzelt oder berührt wird.
Die Mutter kann ihrem Baby auch andere Auslöser beibringen, um es zum Öffnen seines Mundes aufzufordern. Sie kann das Wort „Aufmachen“ sagen und dabei seine Lippe kitzeln oder berühren und dann ihren eigenen Mund weit öffnen. Das Baby wird lernen, den offenen Mund der Mutter und das Wort „Aufmachen“ mit dem gewünschten Verhalten in Verbindung zu bringen. Es wirkt verstärkend, wenn das Baby dann die Brust zur Belohnung erhält.
Öffnet das Baby seinen Mund nicht oder nicht weit genug, kann die Mutter seinen Mund weiter öffnen, indem sie sanft, aber fest mit dem Zeigefinger der Hand, die ihre Brust stützt, an seinem Kinn zieht, sobald es seinen Mund aufmacht. Es ist wichtig, nach unten zu ziehen, wenn das Baby den Mund öffnet, da zu diesem Zeitpunkt seine Kiefermuskeln entspannt sind. Steht der Mutter eine Hilfsperson zur Verfügung, sollte diese das Kinn des Babys nach unten ziehen, während die Mutter es anlegt.
Wer hat die gesagt, dass Du das Spray täglich nehmen sollst???
Oxytozin ist verantwortlich für das Einsetzen des Milchspendereflexes, doch so einfach sollte dieses Medikament (es ist verschreibungspflichtig) nicht verwendet werden und wenn es verwendet wird dann nicht über einen längeren Zeitraum als höchstens 24 bis 48 Stunden, weil sich deine Wirkung sonst ins Gegenteil verkehren kann.
Als Nebenwirkungen werden im Beipackzettel Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, allergische Reaktionen. Reizung der Nasenschleimhaut. Geleg. Blutdruckanstieg, selten Blutdruckabfall mit Hautrötung u.Reflextachykardie. Bei gleichzeitiger großer Flüssigkeitszufuhr Gefahr einer Wasserintoxikation angegeben.
Das Abpumpen oder Ausstreichen von Milch ist eine Sache, die gelernt und geübt werden muss. Und dann kommt es auch noch sehr auf die verwendete Pumpe an. Nicht jede Pumpe passt zu jeder Frau und manche Pumpen sind schlichtweg untauglich (z.B. Modelle mit einem Gummiball) Es gibt auch Frauen, die trotz reichlicher Milchproduktion keinen Tropfen Milch abpumpen können, diese Frauen kommen oft mit dem Handausstreichen besser zurecht..
Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen - unterbrechen zum Massieren der Brust - 5 Minuten pumpen - massieren der Brust - 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen.
Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ameda erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Auch Handpumpen der Firmen Ameda, Medela und Avent sind bei vielen Frauen sehr wirkungsvoll.
Wenn Du möchtest, kannst Du mich morgen anrufen, ich habe ab 17 Uhr Telefonsprechstunde, vielleicht kann ich dir dann noch ein paar Tipps geben.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.11.2002