Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Regulationsstörung

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Regulationsstörung

Kikiriki

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Liebe Biggi! Mein Sohn wird demnächst 3 Monate alt. Seit seiner 2 /3 Lebenswoche begleiten uns Schreiphasen, aber zum Glück nicht jeden Tag. Am Anfang dachten wir, dass es Blähungen sind und er viel Luft schluckt, da er jedes Mal nach dem Stillen aufstoßen musste und es jetzt auch noch muss und er am Anfang auch wirklich viele Blähungen und nur alle 4 Tage Stuhlgang hatte. Das Weinen/Schreien dauerte zirka 4 Stunden lang, aber zum Glück mit Pausen :-) Wir waren dann beim Osteopathen und das Schreien reduzierte sich dann auf maxial eine Stunde. Nun ist es so, dass er weint/schreit, wenn er schwer in den Schlaf findet und er übermüdet ist. Ich achte darauf, dass ich ihn rechtzeitig stille und er dann so einschläft, aber oft ist es nicht möglich, da ich noch ein Kleinkind habe. Mir ist auch aufgefallen, dass sich das Baby in gar keiner Situation beruhigen lässt. Bei Schmerzen, Hunger, Müdigkeit,...ich kann es nicht beruhigen, es hilft gar nichts, nicht einmal die Brust oder die Trage. Heute hatte das Baby Impftermin, natürlich hat es geweint und ich konnte es nicht beruhigen, weil nichts geholfen hat und müde war es auch. Als es sich dann von selber irgendwie beruhigt hat, habe ich es zum Stillen angelegt, aber es hat sofort geschrien. Nach ein paar Mal Seiten- und Positionswechsel hat es letztendlich doch geklappt und es wurde gestillt, obwohl es vorher geschrien hat. Woran liegt das? Das passiert oft, wenn es müde ist, dass es zuerst die Brust nicht will und schreit und dann nimmt es sie doch? Was kann ich machen damit es beruhigen kann bzw. ändert sich das noch? Mein großes Kind hat sich damals immer und sofort mit der Brust beruhigen lassen. Sind das Regulationsstörungen beim Baby? Wie wirkt sich so etwas auf das Kind aus? Muss ich jetzt und auch später auf irgendetwas aufpassen, außer auf eine Routine und eher wenig Reize? Wie wirkt sich das viele Weinen/Schreien auf das Kind aus? Ich denke mir, dass es später dadurch vielleicht irgendwelche Schwierigkeiten haben wird? Vielen Dank und liebe Grüße Daniela


Biggi Welter

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Liebe Daniela, dein Kind scheint einfach schwer zur Ruhe zu kommen und braucht auch seine Zeit, um die Brust annehmen zu können. Eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind so viel weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Die Einschlafgewohnheiten sowie das gesamte Verhalten deines Kindes belasten dich verständlicherweise (und ich nehme an auch deinen Mann), dennoch wirst Du jetzt kaum eine plötzliche Änderung quasi mit der Brechstange durchsetzen können. Möglicherweise wäre es ein Ansatz, dass du zunächst einmal versuchst deine Tage einigermaßen zu strukturieren, damit dein Kind und auch du einen gewissen Halt bekommt. Es gibt Kinder, die besser zurechtkommen, wenn sie klare Strukturen haben. Versuche die Tage einigermaßen ruhig zu gestalten. Suche aber auch für dich eine Möglichkeit zum Entspannen und Abschalten. Gönne DIR etwas. Wenn es dir besser geht, wird es auch deinem Kind besser gehen. Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, solltest du dich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich weiß nicht, ob es bei dir in der Umgebung zum Beispiel eine Erziehungsberatungsstelle gibt. Das Wort „Erziehungsberatungsstelle" klingt für dich jetzt möglicherweise erschreckend, muss es aber nicht. Dort arbeiten Fachleute der unterschiedlichsten Disziplinen, die mit dir zusammen nach einem Weg suchen können, wie du ganz individuell auf dein Kind eingehen kannst und wie ihr euer Zusammenleben möglichst gut gestalten könnt. Ich hoffe, dir ein Stück weitergeholfen zu haben und wünsche dir von ganzem Herzen, dass es dir und deiner Familie bald besser geht. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir in einiger Zeit noch einmal schreibst! Liebe Grüße Biggi


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