Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

plötzliches Abstillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: plötzliches Abstillen

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Hallo, nach 8 Wochen Stillglück fing mein Körper plötzlich an sich selbst rigeros abzustillen. Es fing damit an, dass der Milchspendereflex immer schwerer in Gang kam, die Milch immer wässriger wurde und meine Brust schlagartig kleiner wurde. Gemeinsam mit meiner Hebamme haben wir wirklich alles versucht dem entgegenzuwirken aber mein Körper wollte einfach nicht mehr. Nach zwei Wochen konnte ich meine Tochter nicht mehr voll stillen und weitere zwei Wochen später war keine Milch mehr da. Jetzt meine Frage, woran kann das liegen? Könnte es sein, dass es sich um ein hormonelles Problem handelt? Ich weiß, dass bei mir die männlichen Hormone recht dominant sind und wenn ich nicht in der Familienplanung bin, steuer ich mit der Pille diesem Problem entgegen. Nach besagten 8 Wochen merkte ich, wie sich mein Körper langsam wieder umstellte. Ich würde so gerne eine Idee haben, woran das gelegen haben kann, denn es viel mir sehr schwer, zu akzeptieren, dass die Stillzeit meiner Tochter und mir zu ende war. Über Ihre Meinung freue ich mich!


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Liebe Dackeledda, es ist kein Zeichen von zu wenig Milch, wenn die Brüste wieder weich und vielleicht sogar wieder kleiner werden. Im Gegenteil, es ist vollkommen normal, dass die anfängliche Fülle und das pralle Gespanntsein der Brust nachlässt. Auch "zu dünne Muttermilch" ist ein Ammenmärchen. Am Aussehen der Milch lässt sich zudem nicht festmachen, was sie enthält. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie weder kurz vor dem Hungertod stehen, noch sich streng vegan ernähren oder gar an Hyperlipoproteinämie leiden. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Problem im Stillmanagement bestand. Bekam Ihr Baby denn einen Schnuller oder ab und zu die Flasche? Es könnte sein, dass Ihr Baby saugverwirrt war und deshalb nicht mehr korrekt und effektiv an der Brust getrunken hat und auch den Milchspendereflex nicht mehr auslösen konnte. Wird in dieser Situation dann zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Ich kann Ihnen jetzt aus der Ferne nicht sagen, warum es bei Ihnen nicht geklappt hat und woran es lag. Etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die "Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Lassen Sie die Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht dort stehen. Sie haben viele Möglichkeiten, Ihrem Kind Liebe, Nähe, Geborgenheit und Trost zu geben, auch wenn Sie nicht mehr stillen. Nicht nur stillende Mütter sind gute Mütter. LLLiebe Grüße, Biggi


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