Hallo Kristina,
danke für deine Antwort. Ja. Ich sage dir gerne die Medikamente, die ich bekommen habe. Es war Procain gemischt mit verschiedenen homöopathischen Mitteln. Ich habe ziemliche Zahnschmerzen und der Zahnarzt versucht gerade durch Heilinjektionen am Zahn den Zahn zu beruhigen. Ich habe jetzt 24 Std abgepumpt und die Milch dann verworfen. Denkst du ich kann jetzt wieder stillen? Das Problem ist halt dass ich jetzt die nächsten Wochen je eine weitere Injektion bekomme. Je nachdem wie es anschlägt kommen auch mal andere Mittel zum Einsatz.
Wie wirkt sich so eine anhaltende Entzündung am Zahn auf die Milch aus?
Das nächste Problem ist dass ich in 4 Wochen ins Ausland in Urlaub gehe. Da kann ich keine Milchpumpe mitnehmen. Das heißt wenn ich dann doch wg der Medikamente kurz vorher abstillen muss, dann habe ich das Risiko vom Milchstau und habe keine Pumpe vor Ort.
Es wäre lieb wenn du mir nochmal antworten könntest.
Danke
Mia
von
Mia186
am 05.05.2017, 22:35
Antwort auf:
nochmal Stillpause
LIebe Mia,
das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") berät Ärzte und andere Fachleute (z.B. Apotheker) kostenlos und unkompliziert bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft). Es ist für Ärzte und Fachpersonen unter der Telefonnr. 030-450525700 erreichbar, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html.
Es ist dein gutes Recht darum zu bitten, dass man dort nachfragt, bevor man eine Stillpause vielleicht völlig unnötig - und im Unwissen darüber, was für Auswirkungen diese hat - vorschreibt! Also poche auf dein Recht!!!
Du kannst auch mal bei Dr. Paulus im Expertenforum "nebenan" fragen. Vielleicht wäre statt Procain auch ein anderes Anästhetikum möglich? Dann ist auch das Problem mit dem Urlaub gelöst, weil gar kein Abpumpen erforderlich wäre...
Ich zitiere dir auch noch aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006, wo auch Procain kurz erwähnt wird:
"Lokalanästhetika:
Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001).
Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994).
Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), PROCAIN und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner.
Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist.
Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich."
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 06.05.2017
Antwort auf:
nochmal Stillpause
Hallo Kristina,
Das Forum von Dr. Paulus wird leider erst wieder am Freitag geöffnet.
Wenn ich nach den Injektionen eine 24 Std Stillpause mache sollte die Milch dann auf jeden Fall wieder i.o. sein, oder?
Gibt es auch was wo man bzgl der Homöopathika in der Stillzeit nachlesen kann?
Und kannst du mir sagen ob sich eine anhaltende Entzündung unter dem Zahn auf die Milch auswirkt?
Danke nochmal
Mia
von
Mia186
am 06.05.2017, 08:49
Antwort auf:
nochmal Stillpause
Mein Zahnarzt ist echt niemand der gerne zieht. Aber der selbst sagt, ist der Zahn entzündet bzw ist eine Entzündung darunter, hilft in der Regel nur ziehen oder Wurzelspitze kappen. Mich verwundert also das dein zahnarzt da versucht doch so gegen vorzugehen.
Und nein, auf die Milch hat eine Entzündung keine Auswirkungen. bei mir war der Ober- und Unterkiefer massiv entzündet da meine vorherige Zahnärztin ziemlichen Bockmist gebaut hat. In der Zeit wo ich gestillt habe habe ich also neben den zig Entzündungen auch mehrere Zahnbehandlungen gehabt, darunter auch Zähne ziehen, Zahnwurzeln kappen, neue Füllungen, versch. medikamentöse Behandlungen - auch Antibiotika, und teils solche Behandlungen wo Zahn-/Knochenmaterial mit "flüssigem" Knochenersatzmaterial aufgefüllt wurden.
Diesbezüglich würde ich mir also keine Sorgen machen. Und, mein Zahnarzt hat sich da durchaus auch kundig gemacht was möglich ist, was nicht. Den eigentlichen Zahnersatz haben wir erst richtig in Angriff genommen wie ich abgestillt hatte - wobei er auch dann Lösungen gefunden hätte mit Sicherheit. Meine alte Zähnärztin hätte mich da auch eher Monate mit Schmerzen rumlaufen lassen bzw hat sie teils sogar.
Mitglied inaktiv - 06.05.2017, 23:40
Antwort auf:
nochmal Stillpause
Liebe Mia,
eine Entzündung bei dir geht nicht in die Milch über! Und ich kann und darf leider gar keine Aussagen machen zu Medikamenten, also wie lang du Stillpause machen solltest. Wie gesagt, die Embryotox ist da der Ansprechpartner, und es ist dein gutes Recht darauf zu bestehen, dass dein Arzt dort eine kurze Anfrage startet. Es kostet ihn nichts als die Zeit, die eine Artzhelferin dafür aufbringen muss.
Zur Homöopathie helfen vielleicht diese Links weiter:
https://www.still-lexikon.de/arzneimittel-und-stillen/
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&ved=0ahUKEwja16Wd1d7TAhVFhiwKHcp6AOkQFgg2MAI&url=http%3A%2F%2Fwww.slak.de%2Fdownloads%2Fam-in-schwangerschaft-stillzeit-text-2012.pdf&usg=AFQjCNH2HQsldrjVj6n1Ce_gYtAJKDFA_A&sig2=E8Q7cj7Oc2uDeId366MNHQ&cad=rja
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 07.05.2017