Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Neurodermitis und Gewicht

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Neurodermitis und Gewicht

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Liebe Biggi, erstmal herzlich willkommen 2006. Ich lese ja schon länger mit und heute benötige ich auch einmal Zuspruch und Ratschlag. Aaron ist nun 18 Wochen alt und wiegt bei 65cm Körpergröße etwa 9,3kg. Laut Familie viel zu viel - ich soll doch "weniger (oft) stillen bzw. unbedingt Tee geben. In diesem Fall weiß ich, dass ich weiter voll und nach Bedarf stille und das Kind nimmt, was es braucht - hier bitte ich "nur" kurz um Aufmunterung. Aber nun zu meinem Problem: Nach Babyakne im Gesicht, die ich überhaupt nicht behandelt habe, hat Aaron sich aufgekratzt, es wurde immer mehr und immer schlimmer. Meine Hebi hat mir eine Hautspezialistin empfohlen, von der ich mir am 22.12. diese Diagnose bekam: Neurodermitis, ausgelöst durch eine Impfblockade - derzeit laut Bioresonanz-Allergietest verträgliche Lebensmittel, die ich zu mir nehmen dürfe: Dinkel, Honig, Kartoffeln, Schafskäse, heller Fisch. Auch zum Baden dürfe ich meine "schlechte" Muttermilch nicht mehr nehmen. Dazu eine Kindercreme, ja nichts anderes, und bis ich die Creme beim Hersteller bestellt habe, solle ich auf die offene nässende Wunde lediglich kaltes Wasser zur Stillung des Juckreizes tupfen... Das habe ich 8 Tage durchgehalten, allerdings habe ich das Einterffen der Creme (am 3. Januar!) nicht abgewartet, sondern mit Eosin und Linola behandelt. Geholfen hat aber erst Kortison (einmalige Anwendung und die Wunde war zu). Ich bin nun sehr verunsichert, esse wieder mit schlechtem Gewissen vollwertig. Aber ich denke, mein Kind und ich brauchen doch Vitamine und Spurenelemente... Milchprodukte, Eier und Weizen meide ich noch, frage mich aber , woher ich Kalzium beziehen soll. Oder doch abstillen, wie es mir ständig in der Familie geraten wird??? Ich möchte eigentlich mindestens bis März voll stillen. Und wie kann das Zufüttern am 2. Lebenstag im Krankenhaus da eine Rolle spielen? Die haben mich so lange bearbeitet (der braucht mehr und hat so abgenommen, der hat Hunger...), bis ich ziemlich groggy zuließ, dass sie ihm 20 ml zugefüttert haben - den Rest sollte ich ihm geben, hab´s aber ausgeschüttet. Reicht das für eine Milchallergie? Für deine Antwort lieben Dank im Voraus! Astrid


Biggi Welter

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Liebe Astrid, theoretisch ist es möglich, dass sich das Allergierisiko für ein Kind durch eine einzige Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung erhöht, doch in der Praxis lässt sich aus dieser statistischen Wahrscheinlichkeit nichts Definitives für dein Kind oder das deiner Nachbarin oder irgend ein anderes individuelles Kind herauslesen. Ich weiss, dass sehr viele Menschen auf Bioresonanztherapien schwören, doch diese Form der Therapie (oder auch der Diagnostik) ist wissenschaftlich heftigst umstritten und es gibt meines Wissens bis heute KEINE einzige Studie, die die Wirksamkeit belegt. Ich kann dir nur dringend ans Herz legen - vor weiteren Extremdiäten oder gar dem Abstillen - zum einen doch einmal von einer Stillberaterin anschauen zu lassen, ob das Kind wirklich korrekt an der Brust trinkt und eine weitere ärztliche Meinung einzuholen. Leider erlebe ich immer wieder, dass von alternativer Seite festegestellt wird, die Muttermilch oder der Körper von Mutter und/oder Kind seien "verseucht", ohne dass eine wirklich aussagekräftige Diagnostik gemacht wird. Mütter und Kinder machen dann oft lange Zeit komplizierte Diäten und/oder Therapien, die letztendlich nichts bringen und das Leiden auf beiden Seiten verlängern. Demgegenüber stehen zahlreiche Veröffentlichungen, die ein stetes Abnehmen der Schadstoffbelastung der Muttermilch in Deutschland belegen. Was allerdings tatsächlich häufig hilft, ist das Weglassen von Kuhmilch und Kuhmilchprodukten. Doch auch eine solche Auslassdiät sollte immer unter Begleitung einer darin erfahrenen Ernährungsberaterin gemacht werden. Kinder, die tatsächlich vom Abstillen und dem Umstellen auf eine hoch hydrolysierte Spezialnahrung profitieren gibt es nur sehr wenige. Generell gilt, dass gerade bei Babys, deren Eltern unter Neurodermitis leiden das Stillen sehr wichtig ist und möglichst sechs Monate lange ausschließlich gestillt werden sollte. Manche Kinder entwickeln jedoch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Neurodermitis in mehr oder minder schwerer Ausprägung. Es gibt Kinder, bei denen sich die Symptome bessern, wenn die Mutter auf Kuhmilch verzichtet oder ihren Konsum an Kuhmilch und Kuhmilchprodukten einschränkt. Andere Kinder reagieren auf andere Nahrungsmittel und es kann helfen, wenn die Mutter auf diese anderen Nahrungsmittel verzichtet. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, bei welchen Kind eine Diät der Mutter helfen wird und bei welchen nicht, das muss ausprobiert werden. Ehe sich eine Frau auf eigene Faust in eine Eliminationsdiät stürzt, sollte sie sich in jedem Fall von einer Ernährungsberaterin, die auf diesem Gebiet Erfahrung hat, beraten lassen. In extrem seltenen Fällen, wenn das Kind nicht nur an Neurodermitis leidet, sondern auch nicht mehr wächst und zunimmt, also nicht mehr gedeiht und eine Diät der Mutter nichts verbessert, dann kann es vorkommen, dass das Kind abgestillt werden muss und dann eine ganz hoch hydrolisierte Spezialnahrung bekommen muss. Normale HA Nahrung macht keinen Sinn, wenn bereits eine Kuhmilchunverträglichkeit aufgetreten ist, sie ist nicht weit genug hydrolisiert. Weiterstillen und ausprobieren, ob sich etwas bessert, wenn auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet wird, ist ein Weg, der versucht werden kann. Sei froh, dass Aaron so gut zunimmt :-) und gedeiht, dein Kind braucht keinen Tee und gerade, wenn er sowieso schon reagiert, sollte er nichts außer Muttermilch bekommen. Es ist selbstverständlich nicht so, dass alle voll gestillten Babys gleich aussehen und es gibt durchaus auch schwerere Stillkinder. Ein Stillkind mag in den ersten Monaten überdurchschnittlich zunehmen und wie ein kleiner Buddha aussehen, langfristig ist es jedoch so, dass dieses Kind ein verringertes Risiko für Übergewicht hat. Das Fett, das sich zunächst eventuell ansammelt, wird aufgebraucht, sobald das Kind mobiler ist und das Kind wird von alleine "schlank". Ich hänge dir noch einen Artikel an, der sich mit dem Thema Neurodermitis beschäftigt. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best". Ein Abstract der Studie ist unter www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin post/Entrez/query?uid=9880445&form=6&db=m&Dopt=b im Internet zu finden.


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