Hallo Frau Welter,
ich hatte Montag vor einer Woche Fieber und seitdem reicht meine Milch hinten und vorne nicht mehr. Vor diesem Vorfall hatte ich soviel Milch, dass ich zwischendurch noch abpumpen musste - also kurz und gut, ich bin übergelaufen. Und nun reicht sie einfach nicht mehr.
Habe schon vieles - wahrscheinlich alles - ausprobiert. Tagelang nur im Bett verbracht und den Kleinen angelegt ohne Ende. Malzbier, Stilltee, sogar Bier getrunken weils angeblich hilft. Gut, im Krankenhaus hat Malzbier bei mir die Milchproduktion in Gang gebracht, aber jetzt bringt es überhaupt nichts.
Ich möchte den Kleinen - er wird am Sonntag 8 Wochen - auf keinen Fall mit Fertignahrung füttern. Was kann ich tun?
Bitte helfen Sie mir!
Vielen Dank im Voraus,
Gruß
Nadine Schober
Mitglied inaktiv - 26.03.2004, 15:58
Antwort auf:
Nach Fieber keine Milch mehr - HILFE!
Liebe Nadine,
warum meinen Sie, dass die Milch nicht reicht? Haben Sie Milch abgepumpt, um das festzustellen?
Der "Abpumptest" ist nicht aussagekräftig, wenn es darum geht, festzustellen, wie viel Milch eine Frau bildet. Abpumpen muss gelernt und geübt werden, es muss eine für die Frau passende gut funktionierende Pumpe verwendet werden und selbst die beste Pumpe der Welt kann die Brust nicht so effektiv leeren und zur Milchbildung anregen, wie ein Baby.
Um Ihre Milchmenge zu steigern werden Sie nicht umhinkommen häufiger anzulegen. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage und die Brust bildet nur dann mehr Milch, wenn sie häufig und wirkungsvoll durch Entleeren zu weiterer Milchbildung angeregt wird. Milchbildungstee oder auch andere Flüssigkeit in großen Mengen zu trinken verhilft nicht zu mehr Milch. Die Vorstellung "viel Trinken macht viel Milch" ist so ohnehin falsch. Eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr führt im Gegenteil sogar zu einer geringeren Milchmenge.
Wenn Sie also weiter stillen wollen, können Sie durch die folgenden Maßnahmen versuchen Ihre Milchmenge wieder an den Bedarf Ihres Babys anzupassen:
erhöhen Sie in den nächsten Tagen im Gegenteil die Stillfrequenz deutlich. Versuchen Sie in den nächsten Tagen ihr Baby häufig anzulegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und falls Ihr Baby einen Schnuller bekommt, reduzieren Sie zumindest vorübergehend den Einsatz des Schnullers. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Babys, ohne dass er dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Bitte keinen Tee oder Wasser oder Saft geben. Diese Flüssigkeiten braucht ein gestilltes Kind nicht und sie können zu massiven Gedeihstörungen und (falls sie mit der Flasche gegeben werden) zu Saugverwirrung führen.
Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Achten Sie auf eine korrekt Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen.
Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Nochmals: Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen.
Geben Sie Ihrem Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung nach. In vielen Fällen hat es sich bewährt, wenn die Mutter sich für ein paar Tage mit dem Baby ins Bett legt und sich nur um die Versorgung des Babys kümmert. Vielleicht kann Ihnen ja Ihr Partner oder eine andere Person den Haushalt abnehmen.
Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 26.03.2004