Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milchmenge und Sport

Frage: Milchmenge und Sport

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi! Nach vielen anfänglichen Schwierigkeiten klappt es bei uns mit dem Stillen jetzt wunderbar. Mein Sohn ist jetzt 2 Monate alt, und ich möchte nun beginnen etwas Sport zu treiben, um meinen Körper wieder etwas in Form zu bringen. Während der Schwangerschaft hab ich nicht viel zugenommen, und hab mein Ausgangsgewicht ohne jegliches Zutun schon wieder erreicht. Es geht also wirklich nur um Straffen (Problemzonengymnastik, Stepper, Situps). Nun habe ich aber von einigen Müttern schon gehört, daß sie nach dem Sporttreiben mit Milchrückgang zu kämpfen hatten und deshalb wieder aufhörten zu sporteln. Welchen Zusammenhang gibt es da? Leichte Gymnastik, so wie ich sie vorhabe, dürfte doch keinerlei Auswirkungen auf die Milchmenge haben, wenn ich weiterhin normal esse, oder? Ich möchte noch einmal betonen, daß es mir NICHT ums Abnehmen geht. Liebe Grüße Annelie


Biggi Welter

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? Liebe Annelie, es ist ein Ammenmärchen, dass Sport die Milchmenge zurückgehen ließe oder die Milch sauer macht oder was sonst noch so alles erzählt wird. Allerdings solltest Du es mit dem Sport gerade zu Beginn etwas langsam angehen und auf Sportarten, die eine hohe Belastung der Oberarmmuskulatur mit sich bringen, oder bei denen ein hohes Risiko für Stöße gegen die Brust (z.B. Barrenturnen) besteht eher meiden. Prinzipiell kannst Du jedoch jede Sportart betreiben und es gibt auch (voll) stillende Spitzensportlerinnen. Entgegen anderslautenden Veröffentlichungen in Zeitschriften, gibt es auch keinen Grund, das Stillen nach sportlicher Betätigung hinauszuschieben. Im Jahr 1992 berichteten die Zeitungen über eine Untersuchung, die sich mit der Zusammensetzung der Muttermilch vor und nach anstrengendem Training befaßte und Vergleiche dazu anstellte, wie die Babys auf die vor dem Training bzw. nach dem Training abgepumpte Milch reagierten (Wallace 1992). Nach dem Training wurde in der Milch eine Erhöhung der Milchsäure festgestellt. Die Babys hätten die Milch nach dem Training weniger gerne angenommen. Die Schlußfolgerungen aus dieser Untersuchung erregten großes Aufsehen: stillende Mütter sollten ihre Babys vor dem Training stillen oder Milch für eine spätere Mahlzeit abpumpen und es vermeiden, unmittelbar im Anschluß an das Training zu stillen, eventuell sogar etwa 90 Minuten lang nicht. Diese Schlußfolgerungen sind aus mehreren Gründen zu hinterfragen. Zunächst einmal erhielten die Babys die Vor- und Nachtrainings-Milch mit einer Tropfpipette, einer neuen, für sie ungewohnten Art der Fütterung. Die Forscher zogen aber nicht in Betracht, dass diese veränderte Fütterungsmethode die Babys in Bezug auf ihre Akzeptanz der Milch beeinflußt haben könnte. Bei der Durchsicht der Literatur zum Thema Stillen und Sport führten Dewey und McCrory (1994) noch weitere Beispiele für die eingeschränkte Aussagekraft dieser Studie an. Die Mütter in dieser Untersuchung trainierten bis an ihre Leistungsgrenze, aber die Empfehlungen der Forscher unterscheiden nicht zwischen moderater und maximaler sportlicher Betätigung. Die Milchsäurewerte sind bei maßvoll trainierenden Müttern wahrscheinlich viel niedriger. Außerdem waren die Unterschiede in der Akzeptanz der Vor- bzw. der Nachtrainingsmilch durch die Babys nur gering, auch wenn die Mütter angaben, dass die Babys die Milch nach dem Training weniger akzeptierten. Auf einer Scala von 1 (Schreien) bis 9 (Lachen) erreichte die Einschätzung einen Punktwert von 6,7 für die durchschnittliche Vortrainingsmilch und 4,7 für die durchschnittliche Nachtrainingsmilch. Es kommt noch dazu, dass keine der Mütter davon berichtete, dass ihre Babys bei einer früheren Gelegenheit negativ auf das Stillen nach dem Training reagiert hatte. Nach der Durchsicht verschiedener Studien kamen Dewey und McCrory zu dem Schluß, dass Sport bei stillenden Müttern die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit verbessert und sportliche Betätigung während der Stillzeit bei den meisten Frauen kein Gefahrenpotential birgt. Auch "ist es in den meisten Fällen unwahrscheinlich, dass sich aus der veränderten Akzeptanz der Muttermilch aufgrund erhöhter Milchsäurewerte nach dem Training Probleme ergeben". Worauf Du achten solltest ist, dass dein Beckenboden nicht überlastet wird. Sprich deshalb vorsichtshalber mit deiner Frauenärztin/arzt oder Hebamme, ob das Training jetzt bereits sinnvoll ist oder ob Du nicht zunächst noch auf andere Sportarten, die den Beckenboden weniger belasten, ausweichen solltest. LLLiebe Grüße Biggi


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