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Milcheinschuß nach geplantem KS?

Frage: Milcheinschuß nach geplantem KS?

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Hallo! Bin mit Zwillis in der 23. SSW und weiß wegen vorangegangener Gebärmutter-OP schon jetzt, daß ich mit KS werde entbinden müssen. Es sollen möglichst noch keine Wehen eingesetzt haben. Nun mache ich mir Gedanken über den Milcheinschuß. Bislang haben sich meine ohnehin schon sehr kleinen Brüste gar nicht verändert. Woher weiß denn der Körper, daß eine Geburt stattgefunden hat, wenn die Kinder ohne Wehen per KS auf die Welt kommen? Wann findet denn dann der Milcheinschuß statt? Und wird es dann auch die Vormilch geben? Kann ich gleich mit dem Stillen beginnen oder kann es dann einige Tage dauern? Ich wünsche mir sehr, daß ich beide Kinder stillen kann, mache mir aber etwas Sorgen. Vielen Dank für Antworten! Merle


Biggi Welter

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? Liebe Merle, keine Sorge, nach einem Kaiserschnitt kann genau so gestillt werden wie nach einer vaginalen Geburt. Auch nach einem Kaiserschnitt verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung. Selbstverständlich wird auch Kolostrum gebildet und selbstverständlich können (und sollten) Sie sofort nach der Geburt mit dem Stillen beginnen. Es stimmt zwar, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn Ihre Babys im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zu Ihrer Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt. Da es sich bei Ihnen ja um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Sie sind ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und Ihre Babys sind wahrscheinlich auch weniger gestresst. Falls Sie eine Periduralanästhesie haben werden, können Sie die Babys anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Sie brauchen natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe Ihres Partners ist es machbar). Nach einer Vollnarkose können Sie das Baby anlegen, sobald Sie richtig wach sind und die Babys halten können. Wichtig ist, dass Sie die Baby von Anfang an häufig anlegen, damit die Milchbildung in Gang kommt und die Babys lernen gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt. Lassen Sie sich zeigen, wie Sie trotz Bauchschnitt bequem stillen können, wie Sie im Liegen stillen können und wie Sie sich mit dem Baby gemeinsam umdrehen können (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönnen Sie sich alle Ruhe, die Sie nach dem Kaiserschnitt bekommen können, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Sie Ruhe vor den Kindern bräuchten. Nehmen Sie jede Hilfe, die Sie für den Haushalt bekommen können an, Sie erholen sich nicht nur von einer Geburt, sondern von einer großen Bauchoperation. Zwillinge sind naturgemäß eine größere Herausforderung als ein einzelnes Baby, doch auch Zwillinge können voll gestillt werden. Mit der richtigen Unterstützung werden Sie das auch schaffen. Letztlich werden Sie sogar in einer gut funktionierenden Stillbeziehung mehr Zeit für sich und das ältere Kind haben, sie sparen ja das Flasche zubereiten, Flaschen und Zubehör reinigen usw. Genau wie für jede andere Mutter gilt auch für Sie: Information ist wichtig. Sehr viele Stillprobleme lassen sich vermeiden, wenn die Frau über die richtigen Informationen verfügt und zusätzlich eine kompetente Unterstützung erfährt. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. In jedem Fall würde Ihnen raten, möglichst noch vor der Geburt eine Stillgruppe zu besuchen und sich dort informieren und beraten zu lassen. Dort lernen Sie auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, falls es nach der Geburt zu Problemen kommen sollte. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Dazu brauche ich den Wohnort mit Postleitzahl. Falls Sie die Zeit zum Lesen finden, noch zwei Lesetipps: Das buLLLetin 5/2000 beschäftigt sich unter dem Titel „Doppelte Freude - Doppelte Last" mit dem Thema „Zwillinge". Dort finden Sie Erfahrungsberichte und praktische Tipps zum Stillen und dem Alltag mit Zwillingen. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop (Link oben links auf er Seite) bezogen werden. Falls Sie englisch lesen können ist das Buch „Mothering Multiples - Breastfeeding & Caring for Twins and More" von Karen Kerkhoff Gromada empfehlenswert. Dieses Buch ist über LLLI (www.lalecheleague.org) und wahrscheinlich auch über amazon erhältlich. Eine schöne restliche Schwangerschaft und eine gute Geburt (das kann auch ein Kaiserschnitt sein). LLLiebe Grüße Biggi Welter


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