Mein Sohn ist 5 1/2 Wochen alt. Er hat bei der Geburt 4550 g bei 56 cm gewogen. Die ersten zwei Tage hat er fast nur gespuckt (Fruchtwasser) und ich konnte ihn auch erst am 2. Tag anlegen (Kaiserschnitt). Daher wog er bei der U2 nur noch 4050 g. Jetzt wiegt er 4200 g bei 59 cm, also immer noch viel zu wenig.
Ich habe am Anfang allerdings auch so ziemlich alles falsch gemacht beim Stillen: Tee gegeben, nach der Uhr gestillt (also an jeder Brust exakt 15 Minuten und versucht mindestens 3 Stunden zwischen den Mahlzeiten zu warten), auch schon mal zugefüttert, auf Anraten der Säuglingsschwestern.
Dabei hatte ich aber nie den Eindruck, er wird nicht richtig satt. Seine Windel war immer nass, er hat jeden Tag 2-3 mal Stuhlgang und er schlief nachts 6-7 Stunden durch. Sein Nachmittägliches Schreien schob ich immer auf Blähungen.
Jetzt versuche ich alles, um die Milchbildung zu steigern: Milchbildungstropfen, Dunkelbier und regelmäßiges Anlegen, zur Not auch jede Stunde. Inzwischen sind wir bei 7 Mahlzeiten täglich angekommen (von anfänglich 4), mit immer noch einer nächtlichen Pause von 6-7 Stunden. Letzte Woche hat er dann auch ca. 100 g zugenommen, aber das ist ja immer noch zuwenig. Sollte ich doch lieber zufüttern? Und wenn ja, wie schaffe ich es später doch noch wieder voll zu stillen?
Morgen habe ich zuerst einmal einen Termin beim Arzt, um ihn einmal durchchecken zu lassen, obwohl er eigentlich immer noch einen topfitten Eindruck macht.
Ach ja, und ich fange noch relativ viel Milch (ca. 100 ml pro Tag) mit Milchauffangschalen auf. Sollte ich diese Milch zufüttern? Kann es eventuell sein, das ich mehr Milch mit diesen Schalen verliere, als wenn ich nur Einlagen verwende?
Und noch eine letzte Frage: Kann es wierklich Blähungen bei meinem Sohn auslösen, wenn ich viel Fencheltee trinke?
Ich sage jetzt schon mal vielen Dank für die Antwort im voraus!
Heike!
PS: Meine PLZ ist 45721 (wegen einer Stillgruppe)
Mitglied inaktiv - 11.03.2002, 15:00
Antwort auf:
Mein Sohn nimmt nicht richtig zu
?
Liebe Heike,
bei den von Ihnen genannten Gewichtsangaben gehen bei jeder Stillberaterin die Alarmglocken an. Ihr Baby braucht jetzt DRINGEND Nahrung. Die allerwichtigste Regel für alle Stillberaterinnen in einer solchen Situation ist „füttere das Kind". In manchen Situationen ist das Zufüttern zumindest für einige Zeit unumgänglich und Zufüttern muss nicht automatisch das Ende des Stillen bedeuten.
Bitte gehen Sie noch heute zur Kinderärztin/arzt und lassen Sie Ihr Kind anschauen und besprechen Sie mit ihr/ihm, welche Zusatznahrung (HA oder normale Pre-Nahrung) für Ihr Kind sinnvoll ist.
Es ist wirklich absolut notwendig, dass Ihr Kind zunimmt und dazu braucht es Milch. Muttermilch wäre optimal, wenn diese jedoch noch nicht ausreichend zur Verfügung steht, dann zusätzlich künstliche Säuglingsnahrung. Wenn möglich geben Sie die zusätzliche Nahrung mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. mit dem Becher). Parallel dazu sollten Sie Ihre Milchproduktion steigern.
Versuchen Sie in den nächsten Tagen ihr Baby häufig anzulegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und falls Ihr Baby einen Schnuller bekommt, reduzieren Sie zumindest vorübergehend den Einsatz des Schnullers. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Babys, ohne dass er dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Bitte keinen Tee oder Wasser oder Saft geben. Diese Flüssigkeiten braucht ein gestilltes Kind nicht und sie können zu massiven Gedeihstörungen und (falls sie mit der Flasche gegeben werden) zu Saugverwirrung führen. Ihr Baby sollte möglichst nur an Ihrer Brust saugen.
Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen, Nase und Kinn berühren die Brust. Nicht selten liegt eine mangelhafte Gewichtszunahme an einer ungünstigen Anlegetechnik oder falschem Saugen.
Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen.
Geben Sie Ihrem Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung nach. In vielen Fällen hat es sich bewährt, wenn die Mutter sich für ein paar Tage mit dem Baby ins Bett legt und sich nur um die Versorgung des Babys kümmert. Vielleicht kann Ihnen ja Ihr Partner oder eine andere Person den Haushalt abnehmen.
Zusätzlich können Sie mit einer vollautomatischen elektrischen Kolbenpumpe (möglichst mit Doppelpumpset) abpumpen, um die Milchbildung zu steigern. Da bei Ihnen eine medizinische Indikation vorliegt, kann Ihr Kinderarzt oder Frauenarzt ein Rezept für die Pumpe ausstellen (achten Sie darauf, darauf vollautomatische elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset steht), dann übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Lassen Sie sich die Pumpe genau erklären. Am besten wäre es, wenn Sie eine Pumpberaterin durch eine Stillberaterin bekommen könnten.
Da Sie leider etwas in der LLL-Diaspora leben, wenden Sie sich bitte an Frau Anke Mertens Tel.: 0212-313837, die Ihnen genauer sagen kann, wo Sie die nächste LLL-Stillberaterin finden können. Die nächstgelegene Still- und Laktationsberaterin IBCLC dürfte Frau Heerten Tel.: 0209-17254511 sein. Ich muss Sie allerdings darauf hinweisen, dass eine Still- und Laktationsberaterin IBCLC nicht ehrenamtlich arbeitet, sondern ein Honorar verlangt, das in einigen Fällen allerdings von der Krankenkasse übernommen wird.
Fencheltee kann in der Tat zu Blähungen beim Baby führen und sollte, wie alle Tees, nicht im Übermaß getrunken werden.
Das war jetzt ein sehr langer Text, ich hoffe, er hat Sie nicht erschlagen.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 12.03.2002