Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Langzeitstillen, wie schaffe ich es, mein Kind von der Brust zu lösen?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Langzeitstillen, wie schaffe ich es, mein Kind von der Brust zu lösen?

dannibanni

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Liebe Biggi, liebe Kristina, ich bin mittlerweile völlig verzweifelt. Ich wollte immer lange stillen, aber langsam geht das in eine Richtung, die nicht mehr gut für uns sein kann... Meine Tochter (mittlerweile 2 Jahre alt) war ein "Schreikind", geschuldet durch das Kiss-Syndrom, welches wir jedoch erst im 4. Lebensmonat festgestellt und durch einen Orthopäden beheben lassen haben. Meine Hebamme hat immer gesagt, wenn sie schreit, leg sie an, wenn du sicher stellen kannst, dass die Windel nicht voll ist, oder sie nicht etwas anderes hat. Das Resultat war, dass ich mein Kind oft alle 10 Minuten angelegt habe, ich mich irgendwann gar nicht mehr vor die Tür getraut habe weil es in einem riesen Geschrei endete, wenn ich nicht sofort meine Brust herausgeholt habe. Möglicher Weise hat sie damals ihre Schmerzen mit der Brust kompensiert, das würde vielleicht den weiteren Verlauf erklären... Jedenfalls waren Tage und Nächte seit Beginn an schlimm, weil mein Kind mindestens alle 2 Stunden die Brust gefordert hat, oft sogar öfter, Nachts teilweise im 10 Minuten Takt. Ich habe als sie ein halbes Jahr alt war mit meinem Kinderarzt darüber gesprochen, der mich mit Verdacht auf eine Regulationsstörung zur Ergotherapie schickte. Dort sagte man mir, dass das für dieses Alter durchaus normal ist (zumindest bei Stillkindern) und da ich nicht abstillen wollte, habe ich es weiter ausgehalten und immer gehofft, dass es sich von allein reguliert. Heute, eineinhalb Jahre später kann ich sagen, dass sich nichts von allein reguliert hat, im Gegenteil. Die Brust ist für sie immer noch das Wichtigste, mittlerweile trinkt sie so gut wie gar nicht mehr, aber sucht immer wieder, sowohl tagsüber, als auch nachts, die Brust zur Beruhigung und nuckelt. Sie verlangt die Brust in ganz vielen Situationen: sie hat sich weh getan, sie ist unsicher, sie ist müde, sie regt sich über etwas auf, … Auch wenn ich tagsüber nicht bei ihr bin und sie kommt in so eine Situation, schreit sie nach mir und der "Titti". Nachts wird es auch immer schlimmer statt besser. Ich habe in der Regel ab 4 Uhr Morgens einen Dauernuckler, ich darf mich nicht von ihr weg drehen und sie verlangt von mir grundsätzlich beide Brüste gleichzeitig. sie nuckelt 20 Sekunden an der einen Seite, dann 30 Sekunden an der anderen. Und wehe mir wenn ich das nicht mit mache... sie dreht und wendet mich wie sie will und umdrehen darf ich mich die ganze Nacht nicht, wenn ich Pech habe. Morgens aufstehen um mich in Ruhe für die Arbeit fertig zu machen ist auch immer ein Wahnsinn, denn wenn sie eine ganz schlechte Nacht hatte, muss ich alle 10 Minuten wieder zu ihr gehen um ihr ein kurzes Nuckeln zu ermöglichen bis sie weiter schlafen kann. Versuche ihr das abzugewöhnen scheitern kläglich, da ich einfach keine Kraft habe auf noch weniger Schlaf zu verzichten und ganz ehrlich: sie ist extrem! Sie rastet völlig aus wenn ich ihr die Brust verwehre und das hält dann natürlich mein Mutterherz nicht lange aus. Erklärungen von wegen "die Titti muss jetzt auch schlafen" helfen nicht. Ich habe langsam wirklich Angst, dass sich das in eine Richtung manifestiert, die auch für sie nicht mehr gut ist - mich mal außen vor gelassen. Ich schlafe seit 2 Jahren in der Regel nicht mehr länger als 1 Stunde am Stück. Ganz selten passiert es mal, dass sie 5 Stunden am Stück schläft, dies dann aber nur in der ersten Nachthälfte. Ab 4 oder 5 Uhr morgens ist sie extrem unruhig. Sie schläft nachts ca. 10 Stunden und tagsüber 1,5 bis 2 Stunden und ich habe nicht das Gefühl, dass ihr Schlaf fehlt. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich aus diesem Kreislauf nicht mehr alleine heraus komme. Ich möchte auf gar keinen Fall von jetzt auf gleich abstillen weil ich glaube, dass das für sie unfassbar schlimm ist. Ich habe auch überhaupt keine alternatives Trösterchen, sie lässt sich nur und ausschließlich von der Brust trösten. Kein Nuckel, keine Flasche, hat sie beides nie akzeptiert. Ich weiß mittlerweile nicht mehr, was ich tun soll oder kann, bzw. wer mich hier unterstützen kann... Ich glaube, dass es hier nicht mit dem Abstillen getan ist, bzw würde ich das auch gar nicht durchstehen. Ich danke euch schon einmal für euren Rat! Daniela


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Liebe Daniela, nach dem, was du beschreibst, würde ich vermuten, dass deine Kleine tatsächlich unter einer Regulationsstörung leidet. Was sich dadurch ausdrückt, dass sie sich nur und ausschließlich mit deiner Brust beruhigen lässt. Für Schreikinder ist das nicht ungewöhnlich, dennoch braucht sie Hilfe dabei, ihr Spektrum zu erweitern. Und du brauchst Unterstützung, das ist absolut nachvollziehbar. Je nachdem, wo du wohnst, kannst du eine Stillexpertin finden, die sich auch mit Regulationsstörungen auskennt, siehe https://verzeichnis.still-lexikon.de/?ls=Schreibabyberatung&location= Kinderärzte, Hebammen und die örtlichen Gesundheitsämter können Auskunft geben, wo es in der Nähe spezialisierte Beratungsstellen (Schreiambulanzen) oder Psychotherapeuten gibt, die sich auf die Behandlung von Säuglingen spezialisiert haben. Was dich selbst betrifft, so solltest auch du dir Hilfe holen. Du kannst dich z.B. von deinem Hausarzt krankschreiben und dir eine Haushaltshilfe auf Rezept verordnen lassen (dein Mann wird eine Bescheinigung vorlegen müssen, dass er nicht einspringen kann). So kannst du wenigstens die Hausarbeit abgeben und dich so viel wie möglich ausruhen, wenn auch deine Tochter ruht. Generell wird es nötig sein, dass deine Maus lernt, dass sie sich auch ohne Brust beruhigen kann. Das wird vermutlich nicht ohne Tränen klappen, darum ist es wichtig, dass deine Nerven stark genug sind, um trotzdem ruhig und zuversichtlich zu bleiben. Es könnte sein, dass du aus diesem Grund auch die Unterstützung eines Psychotherapeuten in Anspruch nimmst - aus eigener Erfahrung weiß ich, wie stärkend das sein kann. Heutzutage ist es ja auch zum Glück kein Makel mehr, wenn frau sich professionelle Hilfe holt. Lieben Gruß, Kristina


Neony

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Einen wirklichen Rat kann ich Dir nicht geben. Aber ich will Dich mal ganz ganz feste drücken. Denn Deine Leidensgeschichte klingt wie meine mit unserem ersten Sohn. (Mittlerweile 27 Monate alt.) Er hat nur geschrien, stundenlang, genörgelt, da unzufrieden. Ich habe ihn gestillt, im Familienbett gehabt (noch heute), getragen im Tuch (obwohl er schon bei der u4 8500g wog) Schlafmangel, der besonders, wenn das Kind neben einem einen alle 20 Minuten aus dem Schlaf schreit und NUR und Ausschließlich an der Brust zu beruhigen ist. Auf Ansprache oder Berührung nur noch mehr kreischt.... Das traumatisiert eine Mama!! Wir haben etwa die Kurve gekriegt als er 20 Monate alt war. Da stillten wir nur noch zum einschlafen. Ich war wieder schwanger und dadurch das das stillen schmerzhaft war stillten wir im 22 Monat ab. Was ohne jegliche Schwierigkeiten ablief. Ich dachte er würde ausflippen. Aber nein. Er nahm es hin und akzeptierte die Alternative in meinem Arm schlafen. Ich denke Du bist viel zu ausgelaugt für weitere Kämpfe und das wird sie merken. Du müsstest voll und ganz dahinter stehen das nun nur noch zum einschlafen gestillt wird. Zb. Hol Dir unbedingt Hilfe um zu Kräften zu kommen! Und bitte vergiss nie es wird besser werden. Eines Tages wird alles wieder gut sein, Deine Tochter zufrieden, sie wird selbstständig einschlafen und mehrere Stunden durchschlafen. Das ist ein Trauma welches Du aufarbeiten mussten stark und lass Dir helfen, sonst gehst Du kaputt. Grüße Die Neony P.s. Mein zweiter Sohn, jetzt 14 Wochen alt, ist ein "normales" Baby. Was er fordert ist Pillepalle im Vergleich zu unserem "24Stunden" Baby damals. Du bist nicht zu schwach, das dachte ich nämlich auch. Es gibt Babys die einfach extrem viel Kraft kosten. Deswegen schau das Du Dich wieder aufgebaut kriegst. Sie ist alt genug das auch andere mal nach Ihr schauen können. Und wenn sie Theater macht, dann ist das eben so. Aber eine Mama die vor die Hunde geht, damit ist Euch beiden nicht geholfen. Alles Gute für Euch!


dannibanni

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Ach das ist alles ganz ganz lieb eigentlich ist das was ihr sagt genau das was ich insgeheim schon wusste... Mir fällt es schwer mir hilfe zu suchen, aber ich weiß auch das ich es allein nicht packe. Ich hab nächste Woche die U7, da werde ich nochmal mit dem Kinderarzt sprechen. Ich weiß das irgendwann auch alles wieder gut ist und das sie das alles ja nicht macht um mich zu ärgern, aber dieses extreme muss einfach aufhören. Lieben Dank


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Genau!!! Und wenn du es findest, lies mal "Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears. SEIN damaliges 24-Stunden-Baby ist heute eine erfolgreiche Künstlerin, und alle haben die schweren Zeiten gut überstanden. Und: DU BIST NICHT ALLEIN, und du bist richtig, wie du bist. Dein Baby ist, wie es ist, und das ist es nicht, weil du irgendetwas falsch machen würdest. Fühl dich umarmt, Kristina


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