Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kaum Brei - mag aber auch nicht gestillt werden

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kaum Brei - mag aber auch nicht gestillt werden

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Hallo, ich wende mich an euch, weil mich das Essverhalten meiner Tochter (9 Monate) gerade wieder ziemlich belastet. Wir hatten einen guten Beikoststart; sie hat nach 10 Tagen die Mittagsmahlzeit ersetzt und 120g gegessen. Nach 3 Wochen hat allerding nichts mehr geklappt. Mittagbrei ging nur noch löffelweise, max. 50g. Inzwischen hatten wir uns langsam wieder hochgearbeitet und seit 3 Wochen hat sie ein halbes bis dreivierte Gläschen geschafft - allerdings nichts was ich selber gekocht hatte. Ich war so froh - nun, seit 3 Tagen wieder jeder Löffel ein kleiner Kampf. Sobald der Löffel im Mund ist, schluckt sie alles problemlos. Allerding nur wenig. Heute waren es gerade mal 40g. Was mich belastet ist, dass sie tagsüber auch kaum mehr gestillt werden mag. Wir waren jetzt wegen etwas anderem beim Kinderarzt, der hat sie gewogen und gemeint, weiter solle sie mit dem Gewicht nicht abfallen. Sie wog 7500g (Geburt 3480g) und ist jetzt auf die 25er Perzentillkurve abgefallen. Sie nimmt zwar zu, aber ihre Kurve wird immer flacher. Jetzt soll ich in 4 Wochen noch mal zum wiegen kommen und "schauen, dass sie mehr isst" Meine Kleine läßt auch sehr schlecht erkennen, wann sie hungrig ist. Solange um sie herum etwas los ist, zeigt sie nie Hunger. Ich füttere also etwas auf Verdacht. Unser Tag sieht etwas so aus: - zwischen 5.00 und 6.00 Uhr stillen - gegen 9.00 Uhr biete ich ihr nochmal die Brust an, meistens trinkt sie aber nur ganz kurz, wenn überhaupt. Und wenn sie trinkt, dann unterbricht ständig, dockt ab, geht wieder ran, hört wieder auf - sie zappelt total. - 12.00 Mittagessen (derzeit etwa 40-80g) - Mittagsschlaf - je nachdem, wie lange sie schläft bekommt sie nachmittags noch eine Stillmahlzeit und/oder etwas Getreide-Obst-Brei. manchmal lasse ich sie noch an einer Reiswaffel oder einem Keks knabbern. - gegen 18.00 Uhr bekommt sie Milchbrei aus Muttermilch. Den isst sie ganz gut, 100-200g - zum Einschlafen stille ich sie und nachts kommt sie zwischen 11.00 und 3.00 Uhr meist noch einmal, manchmal zweimal. - zwischendurch biete ich ihr immer wieder Wasser aus dem Becher bzw. der Trinklerntasse an Meine Frage: wie lange dürfen denn die Abstände zwischen den Mahlzeiten sein? Gerade vormittags ist es bei uns ja oft sehr lang - u.U. bis zu 6 Stunden. Ist das ok?? Fingerfood habe ich auch schon probiert. Brokkoli und Kartoffel nimmt sie. Allerding will sie die Sachen nicht selber in die Hand nehmen. Ich muss ihr die Bröcken mit dem Finger in den Mund geben - vom Löffel nimmt sie es nicht. Sie verschluckt sich aber relativ oft oder sammelt alles im Mund un schluckt nicht runter. Außerdem kriegen wir so auch nicht die Menge einer Mahlzeit geschafft und es dauert halt ewig. Dazu kommt, dass sie beim Füttern wahnsinnig zappelig ist. Auf dem Schoß ging gar nicht, jetzt sitzt sie im MaxiCosi, da ist es etwas besser gewesen. Jetzt aber versucht sie darin aufzustehen, sich umzudrehen, strampelt wie wild, klatscht in die Hände, zerrt am Lätzchen oder will sich die Strümpfe ausziehen. Ich bin grade ziemlich verzweifelt, weil ich die Situation so belastend empfinde und bin mit mir selber so unzufrieden, weil ich es nicht schaffe, die Sache locker zu sehen. Ich denke ständig "sie muss doch was essen", "sie muss doch jetzt mal hungrig sein". Ich weiß selber, dass ich damit nur Druck aufbaue und alles noch schlimmer mache, aber ich schaffe es grade nicht, locker zu bleiben. Meine Stimmung hängt so sehr daran, ob sie gut gegessen hat oder nicht - das nervt mich selber, aber ich kann es nicht abstellen! Oh je, das ist jetzt lang geworden... Bitte baut mich ein bißchen auf! Liebe Grüße 2x+1Wunder


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Liebe 2x+1Wunder, der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es klappt. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich würde jetzt ein paar Tage lang wieder voll stillen und wirklich oft anlegen und dann wieder Beikost anbieten - wenn dein Kind isst, ist es okay, wenn nicht, aber auch! Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Noch eine Frage: Sollte ich wieder mehr stillen, wenn sie so wenig isst?


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Liebe 2x+1Wunder, sicherlich wird es dich etwas beruhigen, wenn ich dir erzähle, dass meine Tochter ganz genauso is(s)t. Wenn ich deinen Bericht lese, spiegelt sich alles komplett wieder. Allerdings ist unsere Tochter schon 11 Monate, wir versuchen gerade "feste Zeiten" einzupegeln, da es ja bald in den Kindergarten geht- das es so schwerer mit dem Essen wird, hätt ich auch nie gedacht, denn sie weiss "oh es gibt Abendbrot( Milchbrei) - dann muss ich ja gleich ins Bett, am besten ich ess dann nix und morkel rum, zieh mich überall hoch, hau auf den Löffen- vielleicht muss ich ja dan nicht ins Bett!" Auch die Brust nimmt sie dann nicht mehr....... Sie war aber noch nie ein guter Esser...... genau wié bei euch, Selbstgekochtes auch nicht wirklich! So lange wie sie aktiv sind, gesund aussehen, brauchen wir uns keine Sorgen machen, denke ich! Geniess die Zeit mit deinem Baby...lg Leene


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