Hallo.
Mein Sohn wird am Samstag 12 Wochen alt. Er ist sehr temperamentvoll und schreit sehr oft und häufig. Somit gibt er immer klar an, wenn ihm etwas nicht passt.
Er wird voll gestillt, was bisher auch gut funktioniert hat. Früher hat er immer ca. 10 Minuten pro Brust getrunken.
Seit nunmehr mehr als 2 Wochen bekomme ich ihn tagsüber nur mit viel Protest an die Brust. Er ist dann jedoch schon nach 3-6 Minuten an einer Brust fertig und schreit wieder. An die andere Seite bekomme ich ihn gar nicht ran.
Tagsüber ist das Stillen zu einem regelrechten Kampf geworden. Im Regelfall kann ich ihn derzeit nur stillen, wenn ich ihn rumher trage. Er schreit vorher viel aber dockt dann irgendwann doch mal an. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er die Brust oft nicht richtig in den Mund nimmt. Nachts klappt bisher alles wunderbar. Er trinkt ca. 10 Minuten an einer Brust und ist dabei ruhig und entspannt ohne zu schreien und schläft auch wieder danach ein. Meistens trinkt er nachts ebenfalls nur eine Seite.
Meine Brüste fühlen sich nachts auch voller an als tagsüber. Das kann evtl. aber auch an den Abständen liegen, da er nachts ca. 5 Stunden ohne trinken auskommt. Tagsüber sind es ungefähr 3 Stunden.
Tagsüber ist auch das Trinken an der Flasche sehr schwierig, da er auch hier schreit (war ein Versuch wert, immerhin probiert man ja alles aus).
Jetzt bin ich am zweifeln, ob ich zu wenig Milch habe. Jedoch hat der kleine Mann innerhalb von 2 Wochen knapp 500 Gramm zugenommen.
Sonst hatte ich eher zu viel Milch (hatte immer mal wieder einen Milchstau) und einen starken Milchspendereflex. Oder könnte es ein Stillstreik sein oder eine Saugverwirrung?
Derzeit bekommt er auch nur einmal pro Woche die Flasche, wenn ich zur Rückbildung gehe und mein Mann mit ihm allein ist.
Ich war mit ihm durch das häufige Schreien bereits beim Osteopathen und Orthopäden, der eine Blockade im ISG-Gelenk gelöst hat und die Halswirbelsäule mobilisiert hat.
Haben Sie eine Idee, was meinen Sohn stören könnte? Die Problematik stresst uns beide sehr, obwohl ich immer versuche ruhig zu bleiben.
Vielen Dank
von
46Sunny46
am 20.12.2023, 20:46
Antwort auf:
Kann mein Baby nach 5 Minuten schon satt sein?
Liebe 46Sunny46,
ich denke tatsächlich auch an eine Saugverwirrung, gerade weil dein Baby nur noch im Halbschlaf instinktiv richtig saugt.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Nun kann ich aber weder dich noch das Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen.
Wende dich deshalb unbedingt an eine Kollegin vor Ort!
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch besser trinkt:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.12.2023