Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kann ich ihn überfüttern wenn ich ihn zu oft die Brust gebe?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kann ich ihn überfüttern wenn ich ihn zu oft die Brust gebe?

Kunderella

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Liebe Stillexperten, mein Sohn (2 Mon.) zeigt im Gegensatz zu unserer Tochter früher nur sehr selten typische frühe Hungerzeichen (Kopf nach vorne stoßen und suchende Bewegungen mit dem Mund). Das heisst meist biete ich ihm die Brust "nach Gefühl" (teilweise auch uhrzeitabhängig, oh, jetzt könnte er mal wieder hungrig sein) an. Er nimmt sie dann keinesfalls immer, auch wenn ich ihn trinken lasse, aufstoßen und dann die zweite Seite anbiete, nimmt er diese nicht imer, es scheint also (auf den ersten Blick?) so, dass er sich nur für die Brust "entscheidet", wenn er hungrig ist. Wenn er weint und nichts anderes hilft (kein Tragen und Schaukeln, keine frische Windel, schläft nicht ein, anscheinend kein Bauchweh) dann stille ich ihn auch, wenn es extrem unwahrscheinlich ist, dass er Hunger / Durst hat (wie gesagt er zeigt keine Hungerzeichen), weil er z.B. gerade eine halbe Stunde vorher sehr viel getrunken hat und manchmal klappts und manchmal nicht. Kann ich das weiter so machen oder schadet ihm das irgendwie (auf und ab des Blutzuckers oder so?), wenn er dadurch immer kleine Portiönchen zu sich nimmt? Kann ich ihn überfüttern, wenn ich ihm die Brust so oft anbiete? In dem Alter kann er sich ja wohl noch nicht fälschlicherweise angewöhnen, sich mit Nahrung "zu trösten"? Soll man eigentlich pro Mahlzeit nur eine Brust geben oder ist es in ordnung nach dem Aufstoßen noch die zweite anzubieten? Danke


Biggi Welter

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Liebe Kunderella, es ist sogar absolut RICHTIG, dass Kind nach Bedarf zu stillen! Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Durch das Stillen kannst Du Dein Baby nicht überfüttern! Die Empfehlung, dem Baby immer beide Seiten anzubieten ist vor allem in der allerersten Zeit wichtig, wenn die Milchbildung in Gang kommen und sich die Stillbeziehung einspielen muss. Sobald sich die Stillbeziehung eingespielt hat und das Kind gut gedeiht, kannst Du dich von deinem Baby leiten lassen und wenn dein Kind mit einer Seite satt und zufrieden ist und gut gedeiht, dann musst Du ihm die zweite Seite nicht "aufdrängen". Es gibt keine feste, unumstößliche Regel, die sagt "Es müssen immer und unter allen Umständen beide Seite gegeben werden" und es gibt auch keine fixe Vorschrift "es muss mit der Seite begonnen werden, an der das letzte Mal zuletzt getrunken wurde". Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich gut entwickelt und ihr beide euch wohl fühlt. Viele Frauen tasten einfach und geben die Brust, die sich voller anfühlt. LLLiebe Grüße, Biggi


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