Bibime
Liebe Biggi, mein Kleiner wird bald elf Monate und wird bisher fast voll gestillt. Langsam moechte ich zum Ende kommen, bzw. wenigstens nur noch nachts abend bzw. nachts stillen. Ich habe es schon seit dem 5. ten Monat mit Beikost probiert, ohne das eine wirkliche Steigerung der Mengen zu erkennen war. Brei vom Loeffel mag er gar nicht. Ich biete ihm auch Essen vom Tisch an oder geduenste Gemuese oder Kartoffeln an, davon nimmt er aber auch nicht viel. Etwas mehr Erfolg hatten wir letzte Woche mit Brei aus der Flasche. Aber auch davon nimmt er eigentlich zu wenig. aeine ganze Mahlzeit haben wir noch nicht ersetzt. Ich stille ihn im Moment um fuenf Uhr morgens und dann erst wieder am spaeten Nachmittag, da ich denke er dann vielleicht genug Hunger hat, um etwas anderes zu nehmen. Heute Mittag hat er richtig geweint und dann unter Traenen etwas Flasche genommen. Gerne ist er Brot, nur das enthaelt ja nicht genug Nährstoffe. Mir faellt es echt schwer zu sehen, wie er die Brust möchte und ich verweigere es ihm. Andererseits denke ich schon, dass ich konsequent sein muss, um ihn dazu zu bringen auch anderes zu Essen. Ich möchte eigentlich den jetzt eingeschlagenen Weg auch weitergehen, aber möchte gleichzeitig sicher gehen, dass es für ihn nicht zu hart ist und er vor allem auch die Nährstoffe bekommt, die er braucht. Hast Du einen Vorschlag, wie ich weitermachen soll?
Liebe Bibime, Brei sollte prinzipiell immer mit dem Löffel gegeben werden. Brei enthält Kohlenhydrate und für die Verdauung der Kohlenhydrate ist es ganz wichtig, dass die Nahrung eingespeichelt wird. Die Kohlenhydratverdauung beginnt bereits im Mund. Wird der Brei mit einer Breiflasche gegeben, entfällt das Einspeicheln und damit die erste Stufe der Verdauung. Dazu kommt, dass mit der Breiflasche das natürliche Sättigungsgefühl des Kindes leicht übergangen werden kann. Warum willst Du denn jetzt sofort unbedingt abstillen? Kannst Du deinem Kleinen nicht noch etwas Zeit schenken, bis er bereit ist, von alleine mehr Beikost zu essen? Selbst voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben Der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickelt und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wie es dies ja offensichtlich gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Liebe Bibime, aus eigener Erfahrung kann ich Dir erzählen, dass unsere Tochter auch sehr lange wenig gegessen hat, vor allem so um das erste Lebensjahr herum. Erst als sie das freie Laufenlernen quasi abgeschlossen hatte, also mit etwa 16,5 Monaten, begann sie wieder mehr zu essen, stillt aber noch heute recht häufig, auch wenn sie ohne mich den Tag gut zurechtkommt, falls ich mal weg bin. Das Buch von Gonzales: "Mein Kind will nicht essen" kann ich sehr empfehlen. Mir hat es viele Zweifel genommen, auch wenn wir von Anfang an unser Kind haben selbst bestimmen lassen, wann, was und wieviel es essen (inklusive stillen) möchte. Interessant fand ich dabei den geschichtlichen Abriss am Ende des Buches. Gonzales zeigt, dass das "Nichtessen" junger Kleinkinder ein Problem der Erwartung der Erwachsenen ist, nicht aber ein wirkliches Essproblem. Früher rieten die Ärzte sogar, nicht vor dem 12. Monat mit dem Zufüttern zu beginnen. Erst die künstliche Baybynahrungsindustrie scheint das werbewirksam beeinflusst zu haben, so dass man heute schon ab dem 6. Monat zufüttert und dann horrende Anforderungen an die Essleistung der Kinder stellt, deren Mägen noch gar nicht groß genug dafür sind. Meine Erfahrung ist, dass das Kind sich wunderbar selbst versorgt, wenn Du ihm ein breites Angebot machst und es sich daraus Art und Menge selbst wählen kann. Zusammen zu essen ist für uns ein Genuss mit unserer Tochter. Interessant ist für Dich vielleicht auch die Seite www.baby-led-weaning.de. Genieße das Essen mit Deinem Kind und gönne Euch doch noch einige schöne Monate des Stillens. Dein Kind wird sich freuen. Was die Umwelt dazu sagt, sollte einen nicht dazu bewegen, entgegen der Natur oder vor allem dem eigenen Gefühl zu handeln. ;-) Ich weiß, wie schwer das manchmal ist. Alles Gute und viel Spaß beim Essen! Viele Grüße Silke
Bibime
Vielen Dank Ihr beiden für Eure mutmachenden Worte. Ich habe den Druck jetzt ganz rausgenommen und wir stillen deshalb im Grunde wieder voll. Das ist aber im Moment auch in Ordnung. Ich werde einfach immer wieder was anbieten und hoffe, dass er mehr und mehr Interesse am Essen entwickelt. Da wir auch langsam über ein zweites Kind nachdenken, mache ich dann in ein paar Wochen einen neuen Anlauf. Danke nochmal und viele Grüsse!
Ähnliche Fragen
Hallo liebe Biggi, ich habe eine wundervolle 11 Monate alte Tochter, die momentan auch noch gestillt wird. Wir wollen aber gerne bald mit unserem Versuch für Wunder 2 starten. Hierzu hat mir mein Frauenarzt allerdings geraten, vorher abzustillen. Ich habe vor meiner ersten intakten Schwangerschaft leider zwei Fehlgeburten gehabt. Eine i ...
Hallo, ich werde in 2 Monaten wieder Vollzeit arbeiten gehen. Aktuell ist meine Tochter fast 9 Monate und will noch sehr viel an der Brust trinken. Brei oder BLW nimmt sie nur relativ wenig zu sich. Ich stelle mir nun die Frage wie ich möglichst stressfrei das Abstillen tagsüber einleiten kann, damit mein Kind in 2 Monaten die 9 Stunden ohne Still ...
Liebe Frau Welter, mein Sohn ist vier Jahre alt und wird immer noch gestillt (2-4x am Tag bzw. nachts). Ich warte auf den Moment, in dem er sich selber abstillt... aber scheinbar tut er es zu gerne ;) Mittlerweile denke aber auch ich ans Abstillen, doch ich weiß wirklich nicht, wie. Er reagiert sehr, sehr trotzig und wütend, wenn ich ablehne. ...
Liebe Biggi Welter, Mein Sohn ist 8 Monate alt und ich würde gerne abstillen. Er ist sehr neugierig und das Stillen ist oft ein Kampf, da er sich furchtbar ablenken lässt und es belastet mich mittlerweile sehr. Er isst sehr gerne Brei, nimmt pre, aber ausschließlich aus einer Schnabeltasse. Ein normaler Tag sieht so aus: Gegen Morgen c ...
Liebe Biggi, unser Kind ist 16 Monate alt und wurde bis jetzt immer nach Bedarf gestillt. Das Kind nutzt das Stillen vor allem zum einschlafen und stillt fast nur noch Abends/ Nachts und beim Mittagsschlaf. Nun ist es so, dass das nächtliche Stillen mich sehr belastet, da das Kind Nachts in einer normalen Nacht fast jede Stunde aufwacht und ...
Hallo Frau Welter, meine Tochter ist nun 20 Monate alt und so allmählich möchte ich nicht weiter stillen, zumal sie kommendes Jahr ab Januar in die Krippe kommt und ich da Probleme auf uns zukommen sehe. Ich habe zunächst voll gestillt, dann Beikosteinführung und Stillen. Sie mochte nie sich do richtig satt essen, Brust war ihr stets lieber. ...
Liebe Biggi, vor zwei Wochen habe ich stufenweise und langsam abgestillt. Zunächst am Tag, dann in der Nacht. Meine Tochter (22 Monate) isst seit dem ständig und sehr viele kleine Portionen über den Tag verteilt. Gegen Abend versuche ich, dass sie etwas mehr isst, um wirklich gesättigt in die Nacht zu gehen. Am Anfang wollte sie sobald wir i ...
Liebe Biggi, mein Sohn ist 8,5 Monate alt. Bis er 4,5 Monate alt war, hat er super geschlafen. Seitdem ist der Schlaf sehr schlecht geworden und er wird nachts alle 40 Minuten wach und verlangt die Brust zum weiterschlafen. Alles andere akzeptiert er nicht und schreit solange, bis er gestillt wird (auch keinen Schnuller). Mittlerweile schläf ...
Unsere Tochter ist 13,5 Monate alt und wird mehr gestillt denn je. Vor einem Urlaub im Mai wollte sie tagsüber nicht mehr an die Brust, seit diesem Urlaub trinkt sie wieder rund um die Uhr. Sie fordert das Stillen wehement ein. Nachts wacht sie seit 6 Monaten stündlich auf und weint, bis ich sie stille. Von meiner Frau lässt sie sich überh ...
Guten Morgen Biggi, nach 17 Monaten Stillzeit möchte ich nun abstillen, da für uns irgendwie ab und an stillen nicht richtig funktioniert, es verwirrt sie mehr und führt zu Trauer bei meiner Kleinen. Wenn es durchgehend nichts mehr gibt und der Papa abends hinlegt ist es für sie kein Problem ohne. Nun spannt die Brust ein wenig, sticht und w ...
Die letzten 10 Beiträge
- Unterstützung der Brust während abstillen
- Baby saugt nachts viel besser als tags
- Stillpause Mamawochenende
- Stillen in Gefahr
- Stillen trotz Tabletteneinnahme
- Was soll meine Frau machen
- Stillstreik+ Saugverwirrung... Kann man noch was retten?
- Kind zieht Brust lang
- Stillstreik oder natürliches Trinkverhalten?
- Anhaltende Rötung nach Mastitis