Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einseitig Stillen, kurze Intervalle

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einseitig Stillen, kurze Intervalle

Kata

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Hallo,  ich hatte vor der Schwangerschaft in der rechten Brust zwei Brustwarzenpiercings (horizontal und vertikal). Das vertikale habe ich schon vor ca. 10 Jahren entfernt, der Stichkanal ist zugewachsen. Das horizontale habe ich zu Beginn der Schwangerschaft entfernt, der Stichkanal ist nicht zugewachsen.  Nach der Geburt meines Sohnes, er ist jetzt 18 wochen und 4 tage alt, konnte ich innerhalb der ersten 4 Wochen feststellen, dass beim einsetzen des Milchspendereflexes deutlich weniger milch aus der gepiercten Seite kam. Außerdem habe ich in dieser Phase mit Stillhütchen gestillt, da mein Sohn meine Brustwarzen schlecht erfassen konnte. Nach ca. 4 Wochen hatte ich einen Milchsstau am unteren Warzenhof in der gepiercten Brust. Mein Sohn verweigerte diese Brust nach und nach immer mehr und es kam quasi zum einseitigen Abstillen. Anschließend habe ich ihn immer zuerst an der "schlechten" Seite angelegt. Er bemühte sich bis zum einsetzen des Milchspendereflexes und fing immer ganz kurz darauf an zu schreien. Ich habe auch sämtliche Stillpositionen durchprobiert.  An der linken Brust trank er sich anschließend (hoffentlich) satt. Um die Weihnachtszeit habe ich mir die Mühe gemacht, die gepiercte Seite jedes mal nach dem Stillen 15 Minuten abzupumpen. Mehr als 17 ml konnte ich dabei nie feststellen. Das ganze habe ich ca. 1,5 Wochen durchgezogen. Danach habe ich aufgegeben, da auch das nicht dazu geführt hat, dass er diese Brust mehr akzeptiert.  Mittlerweile lege ich zuerst an der linken, "guten" Seite an und nutze die "schlechte" rechte Brust zur Beruhigung.  Nachts haben wir Stillpausen von ca. 2 bis 4 Stunden. Tagsüber eine längere Mittagspause von ca. 2 bis 3 Stunden. Ansonsten möchte er halbstündlich bis stündlich an die Brust. Meist schreit er nach dem stillen, wenn die Abstände so kurz sind. Ich vermute, dass es daran liegt, dass meine funktionierende Brust in dieser Zeit noch nicht genug nachproduzieren konnte, um ihn zufrieden zu stellen. Meist kann ich ihn durch Ablenkung beruhigen. Ab und zu ist der Schnuller notwendig. Auf welchen wir in Schlafsituationen auch schlecht verzichten können.  Oft ist er in diesen Situationen schon sehr müde und schläft häufig kurz danach ein. In den Abendstunden ist er sehr quengelig und fordert viel Körperkontakt ein.  Er ist mit einem Gewicht von 3760 g zur Welt gekommen und wiegt jetzt mit knapp 19 Wochen schätzungsweise 5750-5800 g. Er befindet sich somit im Perzentilendiagramm am unteren Rand. Ich habe versucht ihm aufgetaute Muttermilch mit Löffel, Becher und Flasche zuzufüttern. Auch habe ich versucht mit der Flasche Pre-Nahrung zuzufüttern. All dies wurde verweigert. Eigentlich würde ich auch liebend gerne weiter voll stillen.  Ansonsten ist er ein sehr aufgeweckter Junge der viel strampelt und lacht. Er hat rosige Wängchen, ca. 5-6 volle Windeln, ausreichend Stuhlgang usw.   Muss ich mir bezüglich des Gewichts sorgen machen? Was kann ich tun, damit er an der Brust zufriedener ist? Gibt es Hoffnung für eine Relaktation der gepiercten Brust oder ist die Wahrscheinlichkeit eher hoch, dass diese defekt ist? Ich fühle mich seit Beginn der Stillbeziehung schrecklich, weil ich mir die Schuld für den ganzen Sachverhalt gebe. Mir würde es sehr, sehr schwer fallen vorzeitig abstillen zu müssen. Regelmäßig die Flasche geben zu müssen ist für mich ein Horrorszenario. Natürlich geht es mir in erster Linie um sein gedeihen und ich würde tun, was notwendig ist. Sollte ich weiter versuchen Pre-Nahrung zuzufüttern? Eventuelle ein Fläschchen am Abend? Wie groß wäre die Auswirkung auf meine Milchmenge?


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Liebe Kata, es muss gar nicht an dem Piercing liegen, dass die andere Brust besser läuft, da kann ich dich beruhigen. Wir Menschen sind nicht symmetrisch und das gilt auch für die Brüste einer stillenden Frau. Es ist ganz normal, wenn eine Brust mehr Milch bildet als die andere. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Du kannst versuchen durch gezieltes Anlegen einen Ausgleich zu schaffen, doch es gibt keine Garantie dafür, dass du diesen Ausgleich erreichen wirst. Es kann auch sein, dass dein Baby durch die Flasche und den Schnuller saugverwirrt ist und deshalb nicht ganz korrekt und effektiv trinken kann. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. 

 Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen.

 Du solltest deshalb, wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.   Am besten besprichst Du auch mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen. Probier es mal aus und melde dich am Ende der Woche bitte noch einmal! Liebe Grüße Biggi  


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