Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafstillen wie lange im normalen Rahmen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einschlafstillen wie lange im normalen Rahmen

AntonellaCaterina

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Liebe Stillberaterinnen, ich wollte fragen bis zu welchem Alter aus Sicht der Stillberatung sich das stark eingeforderte und praktisch nicht abzugewöhnende Einschlafstillen im normalen Rahmen befindet? Ich war heute bei einer Ärztin in der Babycareambulanz und diese meinte dass das unselbständige Einschlafen bei meiner (Zweijährigen 27 Monate) nicht altersgemäß sei. Ich erzählte ihr, wie ich mir die Zähne ausbeiße und das Kind sich lediglich das unmittelbare Brusteinschlafen abgewöhnen läßt. Es möchte zumindest bis zur Entspannung stillen und braucht danach noch Körperkontakt. Ich hatte mehrere Tage hintereinander extremes Geschrei beim Versuch das Nuckeln vor dem Einschlafen völlig abzugewöhnen, bis hin eigentlich schon zu einer Art Panik. Fehlte noch die Polizei vor der Wohnungstür. Habe es dann aufgegeben. Das Kind ist beim Einschlafen so unflexibel und starr dass die Ärztin Autismus nicht ausschließt. (Wobei mein Kind ansonsten in dieser einen Stunde heute eher nicht autistisch wirkte) Aber es wird nun ein irgend ein Test gemacht um auf der sicheren Seite zu sein, dem Kind nicht zu schaden. Meine Frage an Euch steht ja oben schon. Zudem bin ich schwanger, vielleicht spürt mein Kind auch dass ich entwöhnen will und es ist deshalb so besonders schwierig? Vielen Dank Euch


Biggi Welter

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Liebe AntonellaCaterina, die Ärztin vermutet Autismus, nur weil dein Kind die Brust einfordert? Wenn es DICH stört, kannst Du natürlich das Einschlafnuckeln unterbinden, wenn nicht, lass es zu. Dein Kind lernt von ganz alleine, dass es alleine schlafen kann, aber in diesem Alter haben viele langzeitgestillte Kinder wieder einen sehr anhänglichen Schub ;-). Und auch ich vermute stark, dass dein Baby spürt, dass eine Veränderung ansteht. Es weiß nicht, dass ein Baby kommt, aber es spürt, dass DU dich verändert hast. Hier möchte ich dir Mut machen: Lass jetzt tatsächlich erst einmal die Sorgen los, und gönne deiner Maus in dieser Zeit der großen Veränderungen, all die Nähe und Milch, die sie haben möchte. Denn wenn du dir jetzt schon so große Sorgen machst, dann spürt sie das, es verunsichert sie und sie "klammert" erst recht. Höre einmal in dich hinein und entscheide, ob DU wirklich abstillen möchtest oder nicht. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi


Clumsi

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Ich bin etwas spät mit meiner Antwort, aber Deine Ärztin hat keine Ahnung von Autisten!!! Ich arbeite als Lehrerin mit Autisten und kann Dir sicher sagen: Eine abendliche Gewohnheit macht Dein Kind definitiv nicht zum Autisten! Ich werde morgens nur mit Kaffee wach, Dein Sohn schläft halt nur an der Brust ein. Meine Mutter ist übrigens Ärztin und eine Freundin ist Kinderärztin. Beides tolle Ärzte, aber keine Ahnung von Autismus! Das lernen die nicht zwangsläufig im Studium! Schrecklich, wenn Leute so einen Unsinn verbreiten!


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