Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dauerstillen in der Nacht

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Dauerstillen in der Nacht

Moonclouds

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Liebe Frau Welter, unsere kleine Tochter ist 5 1/2 Monate alt und meist eine gute Schläferin. Nachts wollte sie von Anfang an bis auf wenige Phasen nur 1x gestillt werden, hat auch schon öfter durchgeschlafen z.B. von 22-06 Uhr und dann nach dem Stillen wieder bis 09 Uhr. Generell ist es auch so, dass sie nachts, wenn sie wach wird, nicht weint, sondern schmatzt und dann trinkt, wenn ich sie anlege und gleich weiterschläft. Das Zurücklegen ins Beistellbett klappt auch problemlos. Nun ist es so, dass dies sich in den letzten 2 Wochen etwas verändert hat. Sie möchte nachts nun wieder öfter gestillt werden und gestern Nacht war es zum zweiten Mal, dass sie im Prinzip bis 04 oder 05 Uhr morgens ständig an die Brust wollte. Danach hat sie "abgedockt" neben mir weiter geschlafen, allerdings nicht so lange wie gewohnt und war beim Aufwachen schon etwas unruhig. Den Abend davor war sie auch sehr unstet und hat erst um 23 Uhr geschlafen, obwohl sie todmüde war, was sie ansonsten nie tut. Tragen, stillen, etc. half nichts, sie hat mir in die Brust gezwickt und gestrampelt, gebrabbelt, etc. Was können wir tun, damit sie leichter in den Schlaf findet? Mein Mann übernimmt sie teilweise, wenn ich zu nervös werde und trägt sie herum - er ist meist die Ruhe selbst, ich werde irgendwann schon mal nervös/genervt, wenn sie so lange wach ist und natürlich quengelt. Hängt das veränderte Schlafverhalten mit der Beikosteinführung zusammen? Seit gut einer Woche bekommt sie mittags Brei, den sie mittlerweile ganz gut annimmt. Tagsüber war sie nach den ersten Versuchen total k.o. und hat danach viel geschlafen (wir haben sie aber natürlich nicht zum Essen gezwungen, sie hat freiwillig probiert und nach spätestens 10 min haben wir aufgehört). Ebenso ist sie kurz vorm Krabbeln, geht in den Vierfüßlerstand und kommt mit den Beinen schon vorwärts, mit den Armen ab und an. Zuguterletzt noch eine Frage zum Tragen: Wenn ich bemerke, dass sie tagsüber müde/unruhig wird, aber keinen Hunger hat, nehme ich sie in die Trage, wo sie eigentlich immer einschläft. Danach lege ich sie in unser Bett zum Schlafen. Ist das ok, oder wird ihr Nähebedürfnis durch das Ablegen dann nicht ausreichend gestillt? Sorry für den langen Text... Danke im Voraus für Ihre Hilfe! Herzliche Grüße!


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Liebe Moonclouds, wenn Ihr Baby sich hinlegen lässt, ist das völlig in Ordnung :-). Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Sie sollten auch tagsüber versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie sich hinlegen, spazierengehen oder sonst etwas für sich tun ... Vielleicht finden Sie einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit sollten Sie dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder SICH etwas Gutes tun. Außerdem möchte ich Ihnen empfehlen (sofern Sie nicht privat versichert sind), sich von Ihrem Hausarzt krank schreiben und sich eine Haushaltshilfe verschreiben zu lassen (dazu müssen Sie erklären, dass Ihr Mann nicht zuhause bleiben kann und auch sonst niemand in der Familie da ist, der sich um die Versorgung Ihres Kindes [das ist der erforderliche Wortlaut!] kümmern kann. Wenn Sie erst einmal Entlastung im Alltag haben, haben Sie etwas mehr Luft um durchzuschnaufen. Und um sich jedes Mal, wenn auch Ihr Kind ruht, selbst (mit) ins Bett zu legen! Ehrlich gesagt ist DIESER Schritt meist auch recht schnell in Angriff genommen, ein Termin beim Hausarzt reicht, dann ein Anruf bei der Nachbarschaftshilfe, Sozialstation oder Kinderbüro (je nachdem, wer sich bei euch um das Thema "Haushaltshilfe im Krankheitsfall" kümmert). Das "Problem Kind" braucht meist mehr Zeit... Achten Sie auch darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese "gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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