Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dauerstillen in der Nacht- Hat er wirklich immer Hunger?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Dauerstillen in der Nacht- Hat er wirklich immer Hunger?

Aaron2013

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Liebe Frau Welter, mein Sohn ist jetzt 18 Wochen und wird voll gestillt. Seit der 14. Wochen haben wir nachts häufig Probleme mit dem Schlafen. Vorher haben wir ihn so gegen 19:00 ins Bett gelegt und er kam ein bis zweimal pro Nacht und hat teilweise sogar schon bis morgens um 5:00 Uhr durchgehalten. Seit der 14. Woche ist allerdings alles anders. Wir legen ihn nach wie vor zwischen 19:00 und 20:00 ins Bett. Kurz vorher trinkt er. Dann hält er durch bis ca. 22:00 Uhr und von da an wird er teilweise stündlich wach und hat Hunger. Er trinkt dann häufig nur 5 Minuten und schläft sofort wieder ein. Wir dachten, es liegt vielleicht an dem Entwicklungsschub, der laut dem Buch "Oje, ich wachse" in dieser Zeit statt findet und waren froh, als er neulich mal wieder länger geschlafen hat und dachten, wir haben den Schub überstanden, aber letzte Nacht war es wieder genauso. Langsam machen wir uns Sorgen. Mit der Kinderärztin haben wir bereits gesprochen. Sie meinte, es könnte eine Fremdelphase sein, weil er tagsüber auch sehr ungern alleine ist und manchmal schon weint, wenn ich mich von ihm wegdrehe. Sie sagte, wir sollten es abends mal mit Viburcol Zäpfchen probieren. Das will ich aber äußerst ungern, weil ich denke, das lässt mich und ihn zwar eventuell mal schlafen, aber löst das Problem nicht. Außerdem sagt sie, wir sollten jetzt keinesfalls die Ernährung umstellen, sprich, auch nicht mit Brei anfangen und Stillkindern stünden nachts nur 1- 2 Mahlzeiten zu und wir sollen ihn auch ruhig mal weinen lassen, aber er wird wach und fängt sofort hektisch an zu suchen und lässt sich auch durch nichts anderes beruhigen. Wir haben auch schon versucht abzupumpen und ihm die Flasche zu geben, damit ich mal ein paar Stunden Schlaf kriege, aber auch das wollte er nicht. Tagsüber ist er fröhlich und lacht wie immer. Er mag eben nur gar nicht alleine sein. Haben sie einen Tipp für uns oder können sagen, ob es dieser Schub ist oder mehr dahinter stecken könnte? Vielen Dank im Voraus!


Biggi Welter

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Liebe Aaron2013, es ist nicht ungewöhnlich, dass dein Kind an der Brust Sicherheit und Nähe empfindet und deshalb darauf besteht. Die Phase WIRD vorbei gehen, das kann ich versprechen, aber ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-). Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. Damit kannst du deinem Mann vielleicht nahebringen, warum Schreienlassen NICHT der richtige Ansatz ist... http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi


Aaron2013

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Danke, liebe Biggi! Das hat Mut gemacht!!! :) Und den Trick mit dem Kinn probiere ich aus! Vielen vielen Dank! Ich denke ja auch, dass er selbst am besten weiß. Denkst du, es könnte vielleicht helfen, wenn man ihn im Tuch ider ahnlichem trägt? Also tagsüber versteht sich!


Aaron2013

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Und meinst du, wir können trotzdem schon langsam mit Brei anfangen? Er liebt es nämlich, wenn wir essen dabei zu sein und sitzt dann gern bei einem von uns beiden auf dem Schoß und verfolgt jeden Bissen. Ich habe das Gefühl, er will gerne mitmachen.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Aaron2013, klar kannst Du dein Kind in ein Tuch nehmen, die meisten Kinder lieben es :-). wir orientieren uns weiterhin an den Empfehlungen der WHO. Und empfehlen: Ein Baby ist bereit für Beikost, wenn folgende Faktoren erfüllt sind: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen (evtl. leicht gestützt), • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Wenn diese Punkte erfüllt sind, DANN ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen. In der Regel ist das immer noch so um den vollendeten 6. Lebensmonat herum. LLLiebe Grüße Biggi


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