Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dauernuckeln an der Brust

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Dauernuckeln an der Brust

Mitglied inaktiv

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Hallo, Ist es eigentlich auch schädlich für die Zähne, wenn das Baby ab und zu mal eine halbe Stunde oder länger an der Brust nuckelt? Unser Kleiner (7 Monate) macht es sich da manchmal gemütlich und döst dann vor sich hin. Mich stört das nicht, ich lese dann halt mal was. Aber was ist mit den Zähnen? Liebe Grüße Hella


Biggi Welter

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? Liebe Hella, zum Thema Karies wird den stillenden Müttern hier immer wieder eine Menge Falsches erzählt. Das (nächtliche) Stillen leistet - entgegen der immer wieder geäußerten Meinung - dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn Karies auftritt, dann nicht wegen sondern trotz des Stillens. Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird. Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ... Selbstverständlich ist auch bei einem gestillten Kind die Zahnpflege wichtig. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo, ich kopiere mal noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn Karies auftritt, dann nicht wegen sondern trotz des Stillens Warum haben nicht gestillte Kinder Karies? Weil sie dauernuckeln. Ich finde - bei aller Stillfreundlichkeit - sollte nicht verschwiegen werden, dass Muttermilch 7 g Milchzucker enthält und die Milch sehr wohl im ganzen Mundraum ist. Außerdem neutralisiert Speichel "über Nacht" die Mundhöhle .... bei dauergestillten Säuglingen, auch wenn sie nur tropfenweise Muttermilch abbekommen - wird diese Speichelneutralisierung aufgehoben. Wieder braucht die Mundhöhle mind. 2 Stunden um sich zu "neutralisieren". Auch wenn es wenig kommuniziert wird, es gibt auch Muttermilchindizierte Kariesfälle. Es wäre zu bequem die Karies eines gestillten Kindes auf die Bakterien (die natürlich auch beteiligt sind) zu schieben ... und das Dauernuckeln an der Brust wird verharmlost. Mit freundlichen Grüßen Anne Zahnarzthelferin ...


Biggi Welter

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? Liebe Anne, die Ursache für Karies ist bei gestillten wir nicht gestillten Kindern Streptoccoccus mutans. Dieses Bakterium wird oft dadurch übertragen, dass zum Beispiel die Mutter den Schnuller ablutscht, wenn er runtergefallen ist, an der Flasche saugt, weil der Sauger verstopft ist oder eben, wenn gemeinsam mit dem gleichen Löffel gegessen wird. Bei gestillten Kindern ohne Flasche und Schnuller fallen immerhin die ersten beiden Übertragungswege weg. Wenn Sie englisch lesen können finden Sie weitere Informationen, auch eine Presseerklärung von LLLI zum Thema Karies auf der Homepage von LLLI (www.lalecheleague.org). Geben Sie dort einmal die Suchbegriffe „decay", „dental caries" und „dental health" ein, dann dürften Sie die entsprechende Artikel finden. Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf der LLL-Europakonferenz im letzten Sommer einen Vortrag zum Thema „Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt. Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: „Prolonged, on demand breastfeeding and dental caries - an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992. LLL-Großbritannien hat vor etwa einem Jahr auch eine Infobroschüre mit dem Titel „Breastfeeding and Dental Health" herausgebracht. Über die LLLI-Seite kommen Sie auch zu Seite von LLLGB und können dort eventuell diese Broschüre bestellen. Ich kann Ihnen (per Post) auch einige Quellenangaben für Studien zum Thema Stillen und Karies schicken, allerdings ebenfalls nur auf englisch. Wenn Sie daran interessiert sind, schicken Sie mir Ihre Adresse an meine private email Biggi.Welter@lalecheliga.de LLLiebe Grüße Biggi Welter


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