Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brust ausstreichen & Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Brust ausstreichen & Stillen

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, unser Sohn ist nun 6 Tage alt und gleich nach der Geburt hat er sofort angeletcht. Trotzdem hat die Vormilch die ersten Tage nicht ausgereicht und habe etwas Formula im Wechsel zugefüttert. Ausserdem habe ich vor drei und zwei Tagen jeweils einen Liter Anis-Fenchel-Kümmel Tee getrunken, aus Angst, dass nicht genug Milch kommt (trinke ich aber jetzt nicht mehr). Dann kam der Milcheinschuss vorgestern und die Brüste sind regelrecht angeschwollen und aufgegangen. Das dahin hat das mit dem Stillen sehr gut geklappt - jetzt ist die Brust aber so hart und schmerzt sehr (z.T. auch mit spitzem Schmerz), dass ich auf keinen Fall abpumpen will - denn dann kommt ja noch mehr Milch. Unser Sohn kann aber auch nicht richtig trinken, weil die Brust nicht elastisch ist. Ist das ok - so mache ich es seit gestern, die Brust auszustreichen und aufzufangen - und meinen Sohn dann danach anzulegen? Das Ausstreichen ist schmerzhaft aber ertragbar. Besser als Verhärtungen der Brust zu haben und vielleicht einen Milchstau zu produzieren. Zum Ausstreichen: ich nehme eine Brust in die Hand und mit der anderen Hand (Zeige- und Mittelfinger) streiche ich vom Körper zur Brust mittig hin. Ist das so richtig? Bekomme dann bei beiden Brüsten immer so um die 40 ml raus, bevor ich das Kind anlege. Reguliert sich das wieder von alleine? Lieben Gruss und vielen Dank. Sanne - bin halt noch sehr unsicher, weil es unser erstes Kind ist.


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Liebe Sanne, in den ersten Wochen ist es ganz normal, daß sie Milchbildung sich erst einmal einspielen muss. Damit sich die Stillbeziehung gut einspielen kann und eine ausreichende Milchproduktion aufgebaut wird, ist es am besten nach Bedarf zu stillen. Und keine Sorge: es verursacht keine Probleme "frische" Muttermilch auf bereits "unverdaute" Milch zu geben. Irgend jemand hat diese These in die Welt gesetzt und sie hält sich seither hartnäckig. Doch so hartnäckig sie auch immer wieder auftaucht, dadurch wird sie nicht weniger falsch! Ein Baby kann nach 1 bis zwei Stunden wieder Hunger haben, denn Muttermilch ist schnell verdaut. Ein Baby im Alter Ihres Sohnes trinkt meist etwa 10 bis 12mal innerhalb von 24 Stunden. Ein Abstand von zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) ist üblich. Sie können immer dann, wenn ihre Brust prall und voll wird und Ihr kleiner Sohn nicht mehr trinken mag, vorsichtig gerade so viel Milch ausstreichen oder abpumpen, dass das unangenehme Spannungsgefühl nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Bitte keinesfalls mehr Milch als unbedingt notwendig aus der Brust entleeren, da sonst die Milchbildung weiter angeregt wird. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Ein Einnschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Das Ausstreichen darf nicht schmerzen, das ist wichtig, ich gebe Ihnen noch eine Beschreibung der "Marmet" Technik zum Ausstreichen von Milch: 1. Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger etwa 2,5 bis 3,8 cm hinter die Brustwarze legen. o Dieses Maß, das nicht notwendigerweise den äußeren Rand des Brustwarzenhofs markiert, kann als Richtlinie genommen werden. Die Größe des Brustwarzenhofs ist von Frau zu Frau unterschiedlich. o Der Daumen liegt oberhalb der Brustwarze und die Finger unterhalb der Brustwarze, so dass die Hand ein "C" bildet. o Darauf achten, dass die Finger über den Milchkammern liegen. o Die Brust nicht mit der ganzen Hand umfassen. 2. Waagerecht in Richtung Brustkorb drücken. o Die Finger nicht spreizen. o Mütter mit großen Brüsten sollten die Brust zuerst anheben, bevor sie in Richtung Brustkorb drücken. 3. Den Daumen und die Finger nach vorne rollen, als ob gleichzeitig Daumen und Fingerabdrücke gemacht werden wollen. o Die rollende Bewegung von Daumen und Fingern drückt die Milchkammern zusammen und entleert sie, ohne das empfindliche Brustgewebe zu verletzen. o Auf die Position der Fingernägel achten. 4. Die Bewegungen rhythmisch wiederholen, um die Milchkammern zu entleeren. Anlegen, Drücken, Rollen; Anlegen, Drücken, Rollen. 5. Den Daumen und die Finger um die Milchkammern herumwandern lassen, um auch die anderen Kammern zu entleeren. Die Mutter sollte an jeder Brust beide Hände benutzen, um mehr Milch in den Milchgängen zu erreichen. Abwechselndes Ausstreichen der Milch und Brustmassage, Streicheln und Schütteln stimuliert den Milchspendereflex der Mutter. Brustmassage, Streicheln und Schütteln Stimulieren des Milchspendereflexes Sie sollten: Die Milch bildenden Zellen und Milchgänge massieren. o Es wird oben an der Brust begonnen. Fest gegen den Brustkorb drücken. Die Finger kreisförmig auf einer Stelle bewegen. o Nach einigen Sekunden wechseln die Finger zur nächsten Stelle der Brust. o Diese Massage erfolgt spiralförmig um die Brust in Richtung Brustwarzenhof. o Die Bewegung ist ähnlich wie bei einer Brustuntersuchung. Die Brust vom Brustansatz zur Brustwarze hin streicheln, mit leichten, dem Kitzeln ähnlichen Bewegungen. o Die streichelnde Bewegung wird vom Brustkorb zur Brustwarze um die ganze Brust weitergeführt. o Das trägt zur Entspannung und zur Anregung des Milchspendereflexes bei. Die Brust schütteln, während sie sich nach vorne beugt, so dass die Schwerkraft hilft, den Milchfluss anzuregen. Jede Technik zum Handausstreichen sollte zuallererst sanft sein, um das empfindliche Brustgewebe nicht zu verletzen. Aus diesem Grund sollten bestimmte Bewegungen vermieden werden: o das Quetschen der Brust, da es zu blauen Flecken führen kann. o an der Brustwarze und an der Brust zu ziehen, da dadurch Verletzungen des Gewebes entstehen können. o mit den Händen an der Brust abzugleiten, da dies Hautabschürfungen verursachen kann. Haben Sie schon Kontakt zu einer Stillberaterin, die Ihnen Sie im direkten Gespräch viel gezielter beraten kann? Ich suche Ihnen - wenn Sie möchten- gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Danke Biggi! Es ist schön zu hören, dass es nicht heisst "Das hast Du falsch gemacht und mache es so besser!". Ich werde die Tipps anwenden und nochmals Rückmeldung in ein paar Tagen geben. Das wäre doch auch für Sie ein schönes Feedback! Wir wohnen in den USA und bin beim mtl. Treffn bei der LLL hier in unserem Bezirk schon seit der SS dabei. Aber diese konkreten Probleme kommen ja jetzt erst :) Werde aber auch dort im Kreis der erfahrenen Stillmamis darüber reden. Vielen, vielen Dank nochmals.


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