Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beruhigung durch die Brust

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beruhigung durch die Brust

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, Du hast mir schon so tolle Ratschläge gegeben, dass ich mich noch mal an Dich wenden muss. Meine Tochter ist jetzt 21 Wochen alt. Ihr Geburtsgewicht betrug 4250 g und nun wiegt sie bereits das Doppelte. Sie hat wirklich viel Hunger; ich stille 7-8 Mal am Tag. Ich mache mir sorgen, ob das Stillen noch reicht, da sie immer öfter nach der Brust ruft. Soll ich eventuell bald zufüttern? Eigentlich wollte ich noch etwas warten, obwohl mich die Situation langsam belastet, da sie mich auch nachts nie mehr als 3 Stunden am Stück schlafen lässt. Oder meinst Du, ich solle eher NICHT so oft anlegen, weil es eine liebgewordene Gewohnheit ist? Sie lässt sich auch nur durch die Brust zum Einschlafen bewegen abends. Ich bin langsam ratlos, ob ich alles so richtig mache. Überfüttere ich sie nun, oder will sie wirklich aus Hunger ständig an die brust? Und wie soll sie jemals einschlafen, wenn ich wirklich mit Beikost anfange? ich würde mich freuen, wenn Du mir etwas Licht ins Dunkel bringen könntest. Danke!


Biggi Welter

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Liebe Starlight, ich kann Dich beruhigen, Du machst alles richtig. Solange deine Tochter ausschließlich Muttermilch erhält, legst Du keinesfalls den Grundstein für ein späteres Übergewicht. Gestillte Babys gibt es in allen Größen kleine zierliche ebenso wie kleine rundliche oder lange dünne. Durch das Stillen kannst Du dein Baby nicht überfüttern. Alle Stillexperten sind sich inzwischen einig, dass Stillen nach Bedarf für das Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Im Durchschnitt will ein kleines Baby wie deine Tochter zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Deine Tochter wird perfekt ernährt, wenn sie in den ersten sechs Monaten ausschließlich Muttermilch erhält. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, daß ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil, eine Untersuchung ergab, daß Stillen eindeutig vor Übergewicht im Erwachsenenalter schützt (Kramer 1981). Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Es ist gefährlich, das Wachstum des Babys dadurch einzuschränken, dass man das Baby auf Diät setzt. Ein kleines Kind braucht Nahrung, um alle Arten von Zellen zu bilden, Hirn und Nervenzellen ebenso wie Fettzellen. Genau wie beim Erwachsenen variiert der kindliche Nahrungsbedarf von einem Baby zum anderen. Die frühe Einführung von fester Kost kann sogar zur Überfütterung führen, daher ist es besser nach dem sechsten Monat weiterhin zu stillen und im ersten Lebensjahr die Muttermilch als Hauptnahrungsquelle zu betrachten. In diesem Alter sollte die zusätzliche Kost lediglich als Ergänzung angesehen werden. Wenn Du deinem Kind etwas Gutes tun willst, dann verzichte noch auf jegliche Form von Beikost. Auch wenn dein Baby nicht allergiegefährdet ist, so ist die zu frühe Einführung der Beikost immer eine starke Belastung für den noch unreifen Darm und belastet auch die Nieren enorm durch die erhöhte Molenlast. Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hab ein wenig Geduld mit dir und deinem Kind und lass dein Baby Baby sein. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin (auch hier im Still-Shop)bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo, ich kann mich Biggi Weiler nur anschließen. Ihc habe unseren Sohn 9 Monate ausschließlich gestillt. Geplant waren 6 Monate, aber da er mehrfach am Darmausgang operiert wurde, wollte ich ihm zu dieser Zeit nicht auch noch eine Nahrungsumstellung und dadurch evtl. harten Stuhl zumuten. Vom 10.-12. Monat bekam er MuMi weiterhin als "Hauptmahlzeit" und dazu Äpfel (mußte er vom ganzen Apfel abbeissen, sonst hat er sich verschluckt) und Gläschen aus dem Bioladen mit nicht mehr als zwei Zutaten (hat ihm nicht so geschmeckt). Sein Trinkverhalten hat sich auch dauernd geändert. Manchmal kam er nur alle vier Stunden, manchmal alle 1-2 Stunden. Noch heute ist es so, dass er teilweise isst wie ein Erwachsener und dann gibt es wieder einen Wachstumsschub oder er lernt was Neues. Ist das passiert, isst er wie ein Spatz. Nachts habe ich ihm allerdings irgendwann zwischen dem 11. und 12. Monat das Trinken abgewöhnt, weil es mich extrem genervt hat, dass er teilweise alle 20 - 30 Minuten kam, nur um an der Brust zu nuckeln. Weil ich mir nicht wirklich sicher war, ob er nicht doch Hunger oder Durst hatte, habe ich Nacht für Nacht jede zweite "STillmahlzeit" ausgelassen und ihn nur im Arm gehalten (wo er natürlich geweint hat) und beim nächsten Mal durfte er wieder trinken. Es hat nur 3 Nächte gedauert, da schlief er durch. Seit er 1 Jahr war, durfte er alles essen, was wir essen und mit 15 Monaten wollte er dann von selbst nicht mehr an die Brust. Zum Thema Gewichtszunahme: Unser Sohn war auch von Geburt an ein großes und schweres Kind und ist es geblieben bis er laufen konnte, da ist er dann rapide schlanker geworden. Er hatte aber nie diese Baby-Speckbeine.


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