Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby sieht Brust als schnulli

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby sieht Brust als schnulli

Anirak

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Liebes stillteam, habe ein groses problem...meine kleine ist 3 monate alt und sieht meine brust als "schnulli" ich stille mit stillhüttchen, da sie ohne meine brust nicht "greifen" konnte, die hebamme die mich im wochenbett betreute meinte solange sie wenigstens so trinkt dann solle ich mit dem still hüttchen weiter machen. Seit 5 wochen füttere ich noch mit pre zu, gerade abends weil mir die milch nicht reicht...der kinderarzt meinte abstillen auf keinen fall, lieber kombinieren...jetzt ist es so das mein kind oft die flasche verweigert...und wenn sie die nimmt dann trinkt sie nicht mehr wie 90ml...jetzt komme ich zum hauptproblem...sie möchte fast den ganzen tag an meiner brust hången...sie sieht sie als schnulli...und ich weis nicht weiter. Einem schnuller nimmt sie leider nicht. Das pre bekommt sie mit der phillips avent flasche..was soll ich machen? Ich hoffe sie können mir weiter helfen, LG


Biggi Welter

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Liebe Anirak, umgekehrt wird ein Schuh draus: Nicht die Brust ist ein Schnullerersatz, sondern der Schnuller ist eine Brustattrappe! So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Je mehr Du also anlegst, um so weniger oft wirst Du zufüttern müssen. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, ein Baby zu beruhigen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Anirak

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Wow vielen vielen vielen dank für die super erklärung. Ja mein baby ist im wachstums schub:) wow bin bav, für so viel info. Nochmals vielen vielen dank:) LG anirak


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