Laris
Unsere 5 Wochen alten Tochter musste nach ihrer Geburt ein paar Tage auf der Intensivstation verbleiben, wo sie Flaschennahrung bekommen hat. Nach etwa 3 tage sind wir dann auf 100% an der Brust umgestiegen. Im Prinzip läuft das stillen gut, ich habe genug Milch und tagsüber und nachts läuft das ablegen problemlos. Abends ist aber eine andere Geschichte (etwa zwischen 20 und 22 Uhr bis etwa Mitternacht -2 Uhr). Sie ist sehr unruhig und wenn ich sie anlege sieht es zwar aus alsob sie versucht an zu legen, es klappt aber nicht. Manchmal klappt es für 5 Minuten und dann lässt sie los und fängt an zu schreien und Gleicherzeit anzulegen, manchmal fängt das Geschrei gleich an. Ich verstehe einfach nicht, wieso es nachts und tagsüber so gut klappt und abends nicht. Die Stillmomente am Abend finde ich mittlerweile nur noch stressig. Was kann die Ursache sein und was kann ich machen.
Liebe Laris, Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde , d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Oft hilft es, wenn eine andere Person einspringt, der Wechsel einer anderen Stimme bewirkt oft Wunder. Ganz wichtig ist es, dass du ruhig bleibst. Dein Baby spürt deine Anspannung und reagiert darauf, Ihr kommt schnell in einen Teufelskreis. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer du wirst, um so aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Es ist wichtig, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-). Wenn du den Eindruck hast, dass dein Baby zwar saugen möchte, aber keine Milch mag, kannst du über einen längeren Zeitraum nur eine Brust anbieten, dann fließt die Milch nicht so stark oder aber du bietest deinem Baby den Finger zum Saugen an (kann auch der Papa machen!). Du musst auch keine Angst haben, dass du weniger Milch hast, wenn du oft anlegst, das Gegenteil ist der Fall! Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Außerdem möchte ich dir das Buch „Das 24-Stunden-Baby“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears gibt viele Anregungen wie Eltern mit ihrem besonders anstrengenden Baby (er nennt sie Babys mit erhöhten Bedürfnissen ) umgehen können. Lieben Gruß Biggi
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