Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

ausreichende Menge Muttermilch???zu wenig Gewichtszunahme?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: ausreichende Menge Muttermilch???zu wenig Gewichtszunahme?

Mitglied inaktiv

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Das Baby, Geburtsgewicht 3730 g hat nach 18 Tagen sein Geburtsgewicht noch nicht wieder ganz erreicht, hatte in den ersten Tagen 300 g abgenommen, wiegt jetzt 3680 g. Hebamme rät zum Zufüttern von Fertignahrung. Das Kind trinkt zwar relativ oft, hat aber auch lange Schlafphasen, schwere Windeln und wirkt zufrieden. Die Mutter möchte lieber voll stillen, ist aber sehr verunsichert. Kann man guten Gewissens auf das Zufüttern verzichten? Das tägliche Wiegen ergibt oft keine Gewichtszunahme.


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Liebe Apothekerin, sinnvoller als das tägliche Wiegen des Kindes ist das Wiegen der nassen Windeln über 24 Stunden, und der Vergleich mit dem Gewicht der gleichen Anzahl an frischer Windeln. Das erlaubt einen guten Rückschluss auf die Trinkmenge des Kindes und verringert den Stress bei der Mutter. Die bisherige Gewichtszunahmen von 250 Gramm in 18 Tagen ist auf jeden Fall recht niedrig. Eine zu geringe Gewichtszunahme ist immer ein Alarmzeichen. Es muss nicht gleich etwas Bedrohliches sein, doch bei einem so kleinen Baby sollte in JEDEM Fall festgestellt werden, warum es nicht zugenommen hat. Die durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht hat dieses Baby noch nicht erreicht und ich kann nicht beurteilen, ob man zuwarten kann. In Absprache mit dem Kinderarzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort wäre es der erste Schritt zu definieren, wie viel "Schonfrist" der Kinderarzt dem Vollstillen noch gibt. Dann gilt festzustellen, wodurch die geringe Gewichtszunahme verursacht wurde und gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen. Aus der Distanz kann ich Ihnen jetzt keines Falls sagen, was in Ihrem Fall erfolgen sollte. Am besten setzen Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung und sprechen noch einmal mit dem Kinderarzt, ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollte die Mutter das Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kann man es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmt man es sanft von der Brust (nicht vergessen den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelt seine Fußsohlen oder massiert es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem man es wieder etwas ermuntert hat. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei dem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten man ein Baby, das nicht genug zunimmt, zum Stillen wecken! Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Die stillende Mutter sollte so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legt sie sich zusammen mit ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken entsprechend dem Durstgefühl. Milchbildungstee ist nicht erfoderlich und wenn er getrunken wird, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, denn mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Eine stillende Frau trinkt genügend, wenn sie sich nicht ausgedörrt fühlt, ihr Urin hell ist und sie keine Verstopfung bekommt. Bei jeder Mahlzeit sollten beide Brüste angeboten werden. Dadurch bekommt das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch und die Milchproduktion wird auf beiden Seiten angeregt. Es sollte unbedingt auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen des Babys geachtet werden. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn die Mutter sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen und sich erklären lässt, woran sie erkennen kann, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen wartet die Mutter, bis das Babys seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind "aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten man sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an der Brust der Mutter erfolgen. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Ich hoffe, diese Informationen helfen weiter! Lieben Gruß, Kristina


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