Auf die Hebamme oder die Stillberaterin hören?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Auf die Hebamme oder die Stillberaterin hören?

Liebe Biggi, erstmal möchte ich mein großes Danke aussprechen! Häufig war ich hier schon stille Mitleserin und so viele Antworten von Dir haben mir so gut weitergeholfen und mich beruhigt, das war einfach gold wert, vielen Dank! Nun bin ich an einem Punkt, an dem ich mir einen Ruck gebe und selbst hier eine Frage stelle. Auch bei mir geht es um Still- und Zunahmeprobleme und ich hoffe, dass ich hier nicht eine Frage stelle, die sich zum xten Mal wiederholt! Aber ich bin jetzt völlig durcheinander und weiß einfach nicht, wie ich weitermachen soll! Für meine Frage würde ich gern etwas ausholen: Unsere Tochter ist jetzt ca. 13 Wochen alt und schon seit Beginn haben wir Probleme mit dem Stillen und der Gewichtszunahme (mehrere Gründe: im Krankenhaus wurde es uns nicht richtig gezeigt, die Kleine hat sehr viel abgenommen, war total schlapp in den ersten Lebenswochen). Zu Hause hatte die Kleine auch nach guten 2 Wochen ihr Geburtsgewicht noch nicht erreicht und meine Hebamme riet dazu, dass ich sie wecke und 12 Mal in 24 anlege und ca. 3 mal dazu abpumpe und per Flasche Muttermilch füttere. Die Zunahme war danach erstmal ok (ca. 140 gr. pro Woche), so dass wir etwas runtergehen konnten mit der Anlegefrequenz (wir haben gefühlt nichts anderes mehr gemacht, außer gestillt, wecken zum stillen und dafür sorgen, dass sie beim Trinken wach bleibt. Das war sehr belastend für die Stillbeziehung und ich habe mich wirklich gefragt, ob ich abstille). Dann hat die Kleine wieder nicht genügend zugenommen, so dass wir 3x tgl. 80 ml Muttermilch per Flasche zufütterten und einmal 90 ml. Prenahrung gaben. Darunter ging es der Kleinen sehr gut, sie nahm zu und ist sehr aufgeweckt, interessiert und aktiv. Aber ich habe unter der Situation sehr gelitten, da ich so gern einfach ganz natürlich ohne Hilfsmittel stillen wollte und mir immer den Kopf zerbrochen habe, was ich falsch mache, ob meine Milch genug und nahrhaft genug ist. Deshalb haben wir eine Stillberaterin( NICHT von La Leiche Liga) kontaktiert, die zu uns nach Hause kam und uns (kurz!) beim Stillen zusah. Sie war recht kurz angebunden und hat kaum Fragen gestellt, meinte aber, es sei alles ok, die Kleine sauge effizient genug und ich habe auch genug Milch und ich solle die Prenahrung und die Pumpe weglassen und einfach alle 3 Stunden Superwechselstillen machen, das würde der Kleinen ausreichen. Nachts müssten wir die Kleine nicht wecken, sondern nach Bedarf stillen (die Kleine wird einmal Nachts wach und hat Hunger). Danach war ich sehr optimistisch und etwas selbstbewusster und wir haben es so gemacht. Wir kamen so dann auf 6 Stillmahlzeiten in 24 Stunden. Doch nach zwei Tagen war unsere Kleine total schlapp, schläfrig und ließ sich zum Trinken z.T. wenig animieren und hatte auch 30 gr. abgenommen und ich hatte totale Angst und mein ganzes Selbstbewusstsein war wieder weg, so dass wir zum alten System, was uns die Hebamme geraten hatte (3x 80 ml Muttermilch per Flasche, 1x 90 ml. Prenahrung als Flasche neben dem üblichen stillen) wieder umgeschwenkt sind. Die Kleine nahm dann auch in der nächsten Woche wieder 160gr. zu, das Trinken an der Brust war aber weiterhin ein Krampf, da sie gefühlt von den ganzen Fläschchen sehr satt war, so dass ich in der kommenden Woche die Prenahrung wieder weggelassen habe. Danach trank die Kleine super gut an der Brust (wir machen weiterhin das Superwechselstillen, 10 Minuten jede Seite und dann jede Seite nochmal 5 Minuten), wirkte sehr propper, zufrieden und aktiv. Gestern haben wir sie dann wieder gewogen und sie hatte nur 70 gr. zugenommen, was mich nun völlig aus dem Takt gebracht hat, da ich damit nicht gerechnet hatte! Also ein ziemliches Hin- und Her! Puh, jetzt habe ich so viel geschrieben, aber irgendwie musste ich einmal die ganze Situation erklären, um dann zu meiner Frage zu kommen. Dazu nochmal die Eckdaten: -Unsere Kleine wog bei der Geburt 3100 gr, nahm dann bis auf 2840gr, ab. Aktuell liegt sie mit 13 Wochen bei 4960 gr.. Durchschnittlich hat sie also seit geringstem Gewicht 160gr. pro Woche zugenommen (aber fast immer mit abpumpen, und Muttermilch plus Prenahrung zufüttern). Im Moment meldet sie sich tagsüber ca. alle 2-3 Stunden, Nachts ca. 1 mal und wir kommen mit den Fläschchen auf ca. 9-10 Stillmahlzeiten. Ich pumpe weiterhin 3mal tgl. ab (mehr schaffe ich einfach nicht, da sich die Kleine kaum ablegen lässt tagsüber und ich auf die freie Zeit meines Mannes angewiesen bin, um Zeit zum Abpumpen zu finden), nehme nebenbei zur Milchsteigerung 3x3 Kapseln Bockshornklee und trinke Geißrautentee (beides auf Anraten der Stillberaterin) plus 300mg Mariendistel. Meine Fragen: - Aufgrund der Erfahrungen die wir gemacht haben, habe ich Angst, dass meine Milch einfach nicht ausreicht, um meine Tochter ohne Zufütterung zu stillen: nach einer Stillpause von 4-5 Stunden (Nachts) pumpe ich insgesamt ca. 140 ml ab (mal mehr mal weniger) (mit Medela Symphonie). Reicht das aus? - Was soll ich machen? Braucht meine Tochter wirklich dieses System: 3x80 ml Muttermilch und 1x 90 ml. Prenahrung zum zusätzlichen Stillen, um zuzunehmen oder ist sie einfach ein Baby, was langsam zunimmt und einen schnellen Stoffwechsel hat, so dass ich mich trauen kann, nach dem Rat der Stillberaterin vorzugehen und alles wegzulassen? Oder sollte ich mir einfach nochmal Hilfe holen? - Darf ein Kind mit 13 Wochen auch mal nur 70 gr. pro Woche zunehmen oder ist das einfach zu wenig, so dass wir auch auf die Prenahrung angewiesen sind? Ich muss dazu sagen, dass unsere Tochter sehr ausgeglichen und ein sehr fröhliches und aktives Baby ist. Sie scheint auch viel Kraft zu haben, kann schon seit Wochen ihren Kopf sehr gut in Bauchlage halten und fängt langsam an sich zu drehen. Ich bin einfach sehr verwirrt und frage mich, ob es nicht richtig wäre, etwas von diesen starren Gewichtszahlen wegzugehen und das Baby ganzheitlich zu sehen. Gleichzeitig habe ich die Angst, dass ich für mein Kind die falsche Entscheidung treffe, in dem ich nicht hartnäckig genug das bloße Stillen ohne Zufütterung ausprobiert habe oder es zu hartnäckig ausprobiere und sie nicht genug zunimmt und ich ihr damit schade. Natürlich hadere ich auch mit vielen "Muttergefühlen" a la: ich bekomme mein Kind nicht satt bzw. meine Milch reicht nicht aus, um mein Kind ordentlich zu versorgen und habe wenig Selbstvertrauen! Das macht ich alles sehr traurig und ist ständig in meinen Gedanken, so dass ich mich kaum entspannen kann. Entschuldige für den langen Text, ich hoffe er ist nicht zu konfus :)! Ich freue mich sehr über Deine Antwort! LG Rieke_Mi

von Rieke_Mi am 13.03.2021, 09:38



Antwort auf: Auf die Hebamme oder die Stillberaterin hören?

Liebe Rieke_Mi, das ist wirklich nicht leicht und ich kann Deine Unsicherheit sehr gut nachvollziehen. Meine Sorge ist nicht die Zunahme sondern eher, dass Dein Baby an der Brust nicht ganz effektiv trinkt. Dein Kind muss ausreichend zunehmen (eine Woche mal 70 Gramm sind durchaus tolerabel, aber es kommt ja immer wieder zu Einbrüchen) und ich würde das Zufüttern nicht gänzlich unterbinden, jedoch eine alternative Fütterungsmethode wählen, damit Dein Baby die Brust gut nimmt. Du könntest die Becherfütterung wählen, hast Du bei YouTube mal die Videos dazu angeschaut? Auch wäre es evtl. gut, wenn Du Muttermilchsahne anbieten würdest, damit Dein Kind Zusatzkalorien bekommt. Du streichst dazu Milch aus oder pumpst sie ab, gibst sie dann in 10 ml Spritzen und stellst sie dann kopfüber in ein Glas t (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst Du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und Deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Ansonsten lege weiterhin an, so oft es nur geht, denn dadurch wird sich die Milchmenge erhöhen! Wenn Du magst, probiere das mit der Muttermilchsahne einmal und lass die Flasche weg und melde Dich dann morgen wieder. Ich stehe Dir zur Seite und Du schaffst das!!! Ganz liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 13.03.2021



Antwort auf: Auf die Hebamme oder die Stillberaterin hören?

Liebe Biggi, vielen Dank für die schnelle Antwort gestern! Ja, diese Befürchtung, dass meine Tochter nicht richtig effizient trinkt habe ich auch. Wenn ich sie jedoch auf der einen Seite anlege, bevor ich dann abpumpe sieht man einen großen Unterschied nach dem Abpumpen... die eine Brust ist dann schon "leer" getrunken, während aus der anderen etwas herauskommt. Daher denke ich, dass sie doch ganz gut trinkt?! Das mit der Muttermilchsahne habe ich hier schon häufiger gelesen, wollte das aber nicht auf "eigene Faust" ausprobieren. Das werde ich aber jetzt auf jeden Fall mal machen, besorge mir gleich morgen nach dem Wochenende Spritzen! Wie häufig am tag sollte ich ihr denn den Rahm geben? Sollten die gefüllten Spritzen im Kühlschrank lagern oder darf ich die bei Zimmertemperatur 2 Stunden stehen lassen? Vielen Dank nochmal für Deine Hilfe! Liebe Grüße

von Rieke_Mi am 14.03.2021, 21:58



Antwort auf: Auf die Hebamme oder die Stillberaterin hören?

Liebe Rieke_Mi, lass auf alle Fälle die Saugtechnik einmal überprüfen, vielleicht helfen ein paar kleine Änderungen schon. Du kannst den Muttermilchrahm mehrmals am Tag geben, einfach mi einem kleinen Löffel. Es dauert ein paar Stunden, bis sich der Rahm absetzt, deshalb würde ich das Glas doch vorsichtshalber in den Kühlschrank stellen. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 15.03.2021



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