Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Arbeiten und Stillen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Arbeiten und Stillen?

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich werde ab Anfang Dezember wieder arbeiten gehen (drei ganze Tage die Woche). Da ich meinen Kleinen sicher 6 Monate voll stillen möchte, werde ich bis zu Weihnachten abpumpen müssen, damit die Omi ihm die MUMI mit der Flasche geben kann. Nun meine Frage(n): muss ich dann genau zu den Zeiten an denen Tobias trinkt abpumpen? Muss ich wenn er in dieser Zeit 4 mal trinkt auch 4 mal abpumpen? Kann ich die Mumi von einem Tag sammeln, im Kühlschrank lagern und am nächsten füttern, oder muss ich sie einfrieren? Muss ich die Pumpe nach jedem Gebrauch sterilisieren, oder reicht heiss auswaschen und abends dann sterilisieren? Könnte ich auch die Pumpe zwischen den einzelnen „Pumpsitzungen“ im Kühlschrank lagern ohne sie zu waschen? Hat jemand auch selber Erfahrungen mit Pumpen und Arbeiten? Bin für jeden Tipp sehr dankbar! Liebe Grüsse, Monika


Biggi Welter

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? Liebe Monika, Berufstätigkeit und Stillen schließen sich gegenseitig nicht aus und viele Mütter haben es geschafft, beides miteinander zu kombinieren. Nicht nur vom gesundheitlichen Aspekt her ist es sicher sinnvoll, dem Kind abgepumpte Muttermilch während deiner Abwesenheit anzubieten und auf künstliche Säuglingsnahrung zu verzichten. Ab Beginn des Beikostalters kann dann die abgepumpte Milch durch feste Nahrung ersetzt werden, so dass das Abpumpen allmählich entfallen kann. Ein wichtiger Punkt ist der, dass es sich gezeigt hat, dass es für das Kind sehr viel einfacher ist, wenn nie die Mutter die Flasche gibt, sondern immer eine andere Person (Vater, Oma, Babysitter oder wer immer das Kind betreut). So bleibt für das Kind klar, dass es bei der Mutter die Brust gibt und bei anderen die Flasche. Welcher Sauger verwendet werden soll, hängt davon ab, was das Kind akzeptiert. Es gibt nicht DEN Sauger für Stillkinder, so wie es auch keinen Sauger gibt, der nie eine Saugverwirrung hervorruft. Wichtig ist, dass die Milch aus dem Sauger nicht herausfließt, sondern bei auf den Kopf gestellter Flasche nur langsam heraustropft. Ein junger Säugling braucht etwa ein Sechstel bis ein Fünftel seines Körpergewichtes an Milch innerhalb von 24 Stunden. Doch dies ist nur eine grobe Faustregel, die allenfalls einen Anhaltspunkt bieten kann. Keinesfalls kann jetzt daraus jedoch eine Formel „Gewicht des Kindes geteilt durch 5 oder 6 und dies wiederum geteilt durch die Anzahl der Mahlzeiten" abgeleitet werden, denn ein Baby trinkt nicht gleichmäßige Mengen, sondern ganz unterschiedliche Mengen. Bei Babys, die regelmäßig abgepumpte Milch bekommen, lässt sich allmählich ein Erfahrungswert erkennen, doch auch der ist immer nur ein Anhaltspunkt. Deshalb hat es sich bewährt, die Milch in kleinen Mengen aufzubewahren, da kleine Mengen (50 bis 100 ml) rasch aufgetaut und erwärmt sind und nicht so viel übrig bleibt, was dann weggeworfen werden muss. Letztlich müsst ihr ausprobieren, wieviel dein Baby haben mag. Es ist sinnvoll mindestens so oft abzupumpen, wie das Baby trinken würde, um die Milchmenge auf dem erforderlichen Niveau zu erhalten. Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird, kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es hat sich bewährt die Milch in kleinen Portionen (etwa 50 bis 60 ml) einzufrieren. Diese kleinen Mengen sind schnell aufgetaut und erwärmt und es muss nicht so viel Milch weggeworfen werden, wenn das Baby nicht alles trinkt. Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch • 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) • 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) • 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch • 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät • 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank • 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) • 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden. Wird für ein voll ausgetragenes gesundes Kind zu Hause Milch abgepumpt, genügt es, die Pumpe nach jedem Pumpen mit heißem Wasser gründlich auszuspülen und dann an der Luft trocknen zu lassen. Einmal täglich sollte sie dann in der Spülmaschine gespült oder ausgekocht werden. Die Flaschen zum Sammeln der Milch sollten möglichst immer entweder in der Spülmaschine gespült oder ausgekocht werden. Für kranke oder frühgeborene Kinder gelten allerdings andere Hygienerichtlinien. Wenn Du regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg abpumpen willst, dürfte eine kleine elektrische Pumpe (wie zum Beispiel die Lactaline von Ameda oder die MiniElectric vom Medela) eine gute Wahl für dich sein. Beide Pumpen können sowohl am Netz als auch mit Batterie betrieben werden und können auch zum Doppelpumpen (beide Brüste gleichzeitig) eingesetzt werden. Viele Frauen schwören auch auf die Isis von Avent, eine Handpumpe, die unabhängig vom Netz oder Batterien betrieben werden kann. Ob Du die Milch in Flaschen oder Milchaufbewahrungsbeuteln aufbewahrst, ist ebenfalls eine Frage, die jede Frau individuell für sich beantworten muss. Am besten lässt Du dich was die Pumpen und das Zubehör betrifft einmal von einer Stillberaterin in deiner Nähe direkt beraten. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberatein heraus. Die Ausgabe 2/2000 (März) des „buLLLetin - die andere Elternzeitschrift für den Still- und Erziehungsalltag" (die deutschsprachige Zeitschrift der La Leche Liga) beschäftigt sich unter dem Titel „Beruf und Berufung" mit dem Thema Stillen und Berufstätigkeit. Neben praktischen Tipps (Abpumpen, Aufbewahren von Muttermilch usw.) findest Du in diesem Heft auch Erfahrungsberichte. Vielleicht ist der Inhalt dieses Heftes auch interessant für dich. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement (unter der Adresse Fotorotar, Administration buLLLetin, Gewerbestraße 18, CH8132 Egg (ZH)) als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Still-shop) bezogen werden. Ich hoffe, dir weitergeholfen zu haben. LLLiebe Grüße Biggi


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