Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Amalgam Zahn muss repariert werden

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Amalgam Zahn muss repariert werden

flummie

Beitrag melden

Guten Morgen; ich habe zur Zeit ein Problem was mich sehr beschäftigt und zwar muss ein Zahn mit einer Amalgam Plombe repariert werden. Wie lange soll ich nach der Reparatur nicht mehr stillen, resp. muss ich ganz damit aufhören? Mein Baby ist nun 16 Wochen alt und trinkt nur an der Brust. Die Flasche nimmt sie überhaupt nicht. Was kann ich tun? Liebe Grüsse Flummie


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Flummi, Amalgam gehört zu den Themen, die leider immer wieder sehr heiß diskutiert werden, und damit zu starken Verunsicherungen führen. Dazu zitiere ich dir aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer, Spielmann, Vetter, 7. Auflage 2006: "Empfehlung für die Praxis. Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu "Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Auch eine Entgiftungsbehandlung ist nicht indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung des Schwermetalls zu einer stärkeren Belastung der Muttermilch führen könnte. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind Korrekturen von Amalgamplomben nur bei Beschwerden durchzuführen und generelle Sanierungen auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf Amalgam verzichtet werden. Die Amalgamproblematik darf in keinem Fall zu einer "toxikologischen Krise" hochgespielt werden, die dann die Mutter Kind Beziehung in nicht gerechtfertigtem Umfang belastet." Wenn dein Zahn behandelt werden muss, dann ist das so und um die Belastung so gering wie möglich zu halten, ist es sinnvoll, dass der Zahnarzt oder die Zahnärztin ein Spanngummi (Cofferdam) einlegt. (das ist etwas aufwändig und wird nicht so gut vergütet, aber es ist sinnvoll) Röntgen ist während der Stillzeit immer möglich. Röntgenstrahlen haben keine Auswirkungen auf das Stillen. Muttermilch wird durch eine Röntgenuntersuchung nicht beeinträchtigt. Die Mutter kann unmittelbar anschließend gefahrlos stillen. Zitat aus gleicher Quelle wie oben: "Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Eine Zahnbehandlung, auch mit örtlicher Betäubung, verlangt also KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. LLLiebe Grüße, Biggi


flummie

Beitrag melden

Das heisst ich könnte ohne Pause weiterstillen? I Vielen Dank schon mal im Voraus


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Flummie, so ist es :-) Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Biggi, ich hoffe aufs Mut machen oder Tipps. Ich habe seit einigen Monaten endlich eine schöne und reibungslose Stillbeziehung, um die ich hart kämpfen musste. Mein Sohn ist 13 Monate und wird noch ca 4-5 mal am Tag gestillt. Leider ist ihm ein kleines Stück Zahn abgebrochen. Es ist für ihn ohne Konsequenz, waren auch beim Kinderzahnarzt, doc ...

Hallo, Mir ist vorgestern ein Zahn kaputt gegangen und heute früh hatte ich einen Termin beim Zahnarzt. Ich habe eine lokale Betäubung bekommen, meine Ärztin meinte das wäre in der Stillzeit kein Problem. Wie seht ihr das? Leider war sie aber unglaublich erschrocken da ich 4! Amalgam Füllungen habe. Zuhause hab ich gegoogelt und kann jetzt gar ...

Hallo, ich habe vorhin was bezüglich Amalgam Füllungen gefragt. Da ich nun so verunsichert wurde, möchte ich mir diese entfernen lassen. Vielleicht kann mir hier jemand helfen. Wie lange darf ich danach denn nicht stillen? Würde für diese Zeit pre verwenden, möchte aber nach der kritischen Zeit wieder beginnen mit dem stillen. Aber ich habe gese ...

Guten Tag Mein Kleiner ist bald 8 Monate alt (korrigiert 6). Er isst am Mittag und am Abend Brei, am Morgen und am Nachmittag wird er gestillt wie auch nachts (aktuell ca. 2x)… Wenn ich noch den Nachmittagsbrei einführe, würde er nur noch morgens gestillt und nachts. Reicht das in seinem Alter aus? Gewichtstechnisch mache ich mir keine Sorgen ...

Meiner Tochter müssen vier Schneidezähne entfernt werden unter vollnarkose. Wann nach der OP ist es wieder möglich zu stillen?

Hallo liebe Biggi, mir wurden heute mittag per Sedierung mit Ketamin und Dormicum(Midazalam) 2 Zähne entfernt, darunter ein Weisheitszahn. Meine Tochter wird noch teilgestillt, sie ist ein Kleinkind und wird bald vier. Die Narkoseärztin war sich nicht sicher. Leider hab ich auch nicht wirklich was darüber gefunden. Darf ich jetzt bedenkenlos weite ...

Sehr geehrter Herr Busse, Ich hatte leider ein großes loch am Backenzahn , was leider behandelt werden musste . Leider ist der Backenzahn mit almagan gefüllt. Hab im Internet gelesen, dass Schwangere und stillende keine almagan Füllung haben dürfen bzw. man darf auch keine almagan Füllung entfernen. Das musste jedoch heute gemacht werden. Ich habe ...

Hallo Biggi, ich stille meinen Sohn nun schon seit fast 17 Monaten. Leider hat er sich diese Woche bei einem Sturz einen seiner oberen mittleren Schneidezähne zur Hälfte abgebrochen. Seitdem habe ich lauter kleine Risse an den Brustwarzen. Laut Kinderzahnärztin kann man den Zahn ohne Narkose nicht abschleifen. Eigentlich muss der Zahn neu aufge ...

Guten Tag    Ich war heute bein Zahnarzt  und bekam eine Wurzelbehandlung,  die wurde mit amalgam gefüllt, leider habe ich er jetzt  gelesen dass man das in der stillzeit nicht darf  Mein Sohn ist 1,5 Jahre und stillt zum schlafen 2 mal normal noch , muss ich jetzt abstillen weil ich eine frische amalgam füllung  bekommen habe? Habe ihn j ...

Hallo ich Stille mein 2,5 jähriges Kind noch sehr viel. Nun ist mir aufgefallen dass ein Stück Amalgam Füllung aus meinem Zahn gebrochen ist und mache mir viele Sorgen.  Ich habe Angst dass Quecksilber in meine Muttermilch über gegangen ist… noch dazu verwendet mein Zahnarzt keine stillfreundliche Betäubung und möchte es mir nur mit der normalen ...