Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Alles Musterkinder in der Nacht?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Alles Musterkinder in der Nacht?

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Hallo Biggi, leider höre ich nun im ganzen Umkreis (z.B. Pekip), daß die Kinder der anderen Mütter von 21/22 Uhr bis 6/7/8 Uhr morgens durchschlafen. Diese Mütter stillen auch alle. Mein Sohn (12 Wochen) trinkt allerdings in der Zeit von 21 - 7 Uhr morgens meist 3x! Er schläft jedesmal wieder ein und seine Mahlzeit ist auch nur kurz. Nun empfahl mir die Kursleiterin (auch Stillberaterin!!) meinen Sohn nachts nicht sofort zu stillen sondern abzuwarten, ob er mit Schnuller wieder in den Schlaf findet und ihn erst mal richtig weinen zu lassen, bevor ich ihm die Brust gebe, denn er müsse das ja auch mal lernen und vielleicht hätte er nicht unbedingt Hunger. Den gleichen Tenor schlägt meine Hebamme an. Jetzt bin ich leicht irritiert. Mein Sohn schläft in meinem Bett und ich leide nicht an Schlafmangel, möchte meinen Sohn aber auch nicht verziehen (was mir jetzt irgendwie suggeriert wird). Ist sein Quengeln vielleicht kein Hunger sondern nur der Bedarf nach nuckeln? Weil er ja auch so kurz nur trinkt. Mache ich etwas falsch? Oder haben alle anderen Musterkinder? Viele Grüße Silke


Biggi Welter

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Liebe Silke, in unserer Gesellschaft ist es üblich geworden, Babys bereits sehr früh "erziehen" zu wollen, damit sie nicht "verwöhnt" werden und ihnen ihre Grenzen gezeigt werden. Manchmal kann ich mich bei diesen Diskussionen nicht des Eindrucks erwehren, dass das ein richtiges Horrorszenario entwickelt wird, in dem Eltern und Baby sich als Feinde gegenüberstehen und einander bekämpfen (müssen). Ein so kleines Wesen kann man noch gar nicht verwöhnen. Dein Baby hat noch keinerlei Zeitgefühl und deshalb ist es am besten, auf seine Bedürfnisse sofort zu reagieren. Dein Sohn empfindet zum Beispiel jetzt ein Hungergefühl. Er befindet sich damit in einer unangenehmen Lage, aus der er sich nicht selbst befreien kann, und schreit deshalb. Er hofft, dass dann jemand (also Du) kommt und ihn aus dieser unangenehmen Situation erlöst. Da er noch nicht versteht was gleich, in ein paar Minuten oder nächste Woche bedeutet, ist die Jetzt Situation für ihn bestimmend und erscheint ihm endlos. Ansprüche und Bedürfnis stimmen bei einem Baby überein. Wenn dein Baby also aufhört zu weinen, sobald Du es hochnimmst (und an die Brust legst), dann behalte es einfach weiter in deinem Arm und sei froh, dass Du da bist, um auf dieses wichtige emotionale Bedürfnis einzugehen. Behandle dein Baby unbedingt wie ein Baby, nicht wie die verkleinerte Ausgabe eines Erwachsenen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwierig es manchmal sein kann, sich mit dieser Einstellung in unserer Gesellschaft zu behaupten. Immer wieder trifft einem der Vorwurf der "Sklave" seines Babys zu sein oder einen kleinen Tyrannen heranzuziehen. Aber: Kinder, die als Babys gelernt haben, dass sie sich auf ihre Mutter verlassen können, deren Bedürfnisse gestillt wurden, gehören später meist zu den Menschen, die in sich selbst ruhen, ein gesundes Selbstwertgefühl entwickelt haben (denn sie waren ihren Eltern etwas wert) und ausgeglichen durch ihr Leben gehen können. Lässt man ein Baby schreien, dann ignoriert man sein Bedürfnis (und ignoriert auch seinen Wunsch nach Kommunikation). Das Kind resigniert irgendwann und hat gelernt, dass es tun kann was es will, es ist den Eltern nicht "wert", dass sie darauf reagieren. Sicher hat ein solches Verhalten der Eltern keinen positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl des Kindes. Ach ja, das Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes und die Achtung vor dem Kind bedeuten nicht, dass Eltern sich von dem Kind tyrannisieren lassen, wie das die Verfechter des Schreienlassens häufig behaupten. Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein Feind ist, der bekämpft werden muss. LLLiebe Grüße Biggi


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Wir haben unseren Sohn 6Monate alt, auch in unserem Bett und er kommt teilweise noch 2-3 mal in der Nacht zum Stillen. Mal braucht er vielleicht einfach die Nähe und mal trinkt auch sehr gut meine Brust nachts leer. Ich finde das in Ordnung und lasse mir die Stillbeziehung auch nicht kaputt reden. Die Zeit bekommst du nie wieder. Und du stillst dein Kind ja nicht einfach nur, sondern du gibst ihm damit auch viel Liebe und Geborgenheit. Lass dir das nicht einfach ausreden. Handle nach deinem Bauchgefühl. Dann machst du das schon richtig. Liebe Grüße, Dani


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Hallo! Ich kann Fr. Welter nur recht geben!!! Ich habe Jsmin (jetzt fast 9 Mo) nie!!! schreien lassen, bin immer! sofort hingeeilt. Meine Ma kommt noch heute mit Sprüchen wie: "Du erziehst dir einen Tyrannen." Ich kann nur sagen : "Alles großer Quatsch!" Wie auch schon Fr. Welter sagte, kann ein Kind in diesem Alter, eigentlich im ganzen ersten Lebensjahr gar nicht verwöhnt werden, sie können gar nicht genug Nähe bekommen. Fazit: Ich habe eine wunderbare kleine Tochter, die sich prima schon fast eine halbe Stunde selbst beschäftigen kann. Ich sitze dann meist in der Nähe und schaue ihr zu, und sie lächelt alle zwei Minuten zu mir hin. Sie ist lieb, aufgeweckt und ein absoluter Schatz. Sie hat ab dem 3. Monat sehr viel Nähe gebraucht und konnte nur noch bei mir im Arm einschlafen. Ich habe ihr das gelassen und es einfach genossen bei ihr zu sein. Jetzt ist sie so weit, dass sie genug Vetrauen hat und kann ganz allein einschlafen, weil sie weiß, wenn etwas ist und sie ruft, komme ich. Und sie macht keinerlei Anstalten ein Tyrann zu werden ;o) Im Gegenteil, sie würde am liebsten ihren Schnuller mit mir teilen, oder Jedem mal von ihrem Brötchen beißen lassen. *grins* Lass dich nicht verrückt machen, und handle nach deinem Gefühl und deinem Instinkt. Die von der "alten" Generation haben es halt anders beigebracht bekommen. Ich habe 7 Monate gebraucht, um meine Family davon zu überzeugen, dass so wie ich es mache, es für Jasmin und mich gut ist. So und nicht anders. Jetzt, wo sie sehen, was für ein Sonnenschein die Kleine wird (und natürlich schon immer war) sind sie ganz ruhig und klopfen mir auf die Schulter. Yeah!!! Ach übrigens, ich habe 8 Monate gestillt, z.T. auch 2-3 mal nachts und auch jetzt braucht Jasmin nachts noch etwas. Das ist völlig normal. Liebe Grüße Tanja


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Du verziehst Dein Kind nicht und machst auch sonst nichts verkehrt. Wenn DICH die Situation nicht stört kannst Du einfach behaupten, Dein Kind schliefe auch durch (na ja, dann schläft es eben von 2:00 bis 5:00 durch, geht ja keinen was an *ggg*). Im Übrigen wird in Mütterkreisen gerne und viel gedichtet, was das Verhalten der lieben Kleinen angeht: ich bin sicher, die anderen Kinder wachen auch mal nachts auf, bloß schmückt sich damit niemand so gerne. Du wirst es noch oft erleben: ein Kind, das aus der Bauchlage umkippt "kann sich rollen", eines, das den ersten Schritt macht "läuft praktisch frei", 3 Stunden ohne Windel ist "so gut wie trocken"....die Reihe ist beliebig fortsetzbar. Freu Dich an Deinem Kind und entziehe Dich dem Mütterwettbewerb!


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Hallo Mach dir keine Sorgen. Mein Baby wacht nachts auch drei- bis viermal auf. Ich biete ihm dann die Brust an, oder, wenn er sie nicht nimmt, wiege ihn wieder in den Schlaf. Ich fühle mich manchmal auch etwas verärgert, wenn andere mit ihren super kindern prahlen, die schon "durchschlafen". Ich weiss nur zu gut, wie anstrengend das ist, aber du bist nicht allein!!! Grüsse Edith


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hallo! lass dir da nichts einreden. ein baby lässt man nicht schreien. man kann es gar nicht verwöhnen oder hast du schon mal gehört dass viel liebe und aufmerksamkeit schlecht sind? meine tochter mittlerweile 9 jahre alt wurde von mir immer sofort gestillt wenn sie geschrien hat und was glaubst du hab ich mir anhören lassen müssen. damals war ich 19 jahre alt und oft unsicher und hab mir schon mal gedacht vielleicht mache ich alles falsch aber ich hab auf mein gefühl gehört und bin damit gut gefahren. meine tochter und ich haben auch jetzt ein sehr inniges liebevolles verhältnis und sie ist alles andere als tyrannisch oder verwöhnt obwohl wir sie mit liebe überschütten seit sie auf der welt ist.


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www.das-kind-muss-ins-bett.de Sehr gute Infos , und auch Humor über das Schlafen von Kindern. LG Karin


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