Liebe Frau Welter,
Ich stille meinen Sohn mittlerweile 28 Monate und er hat schon immer lieber seine "MuMi" getrunken und war eher ein schlechter Esser.
Er wird auch noch zum Einschlafen gestillt und trinkt auch nachts noch einige male. Mal mehr mal weniger. Ich habe immer gesagt, ich lasse ihn entscheiden, wann er nicht mehr stillen mag, denn ich genieße es auch noch sehr.
Jetzt ist es aber so, dass mein Sohn bei 2 Schneidezähnen Karies hat und mir die Zahnärztin geraten hat lieber abzustillen.
Ich fühle mich deswegen so schlecht, denn ich weiß nicht, wie ich es machen soll, dass er es versteht und nicht allzu drunter leiden muss.
Haben Sie Tipps für mich, besonders nachts und zum einschlafen. Danke!!
von
Lucy86
am 29.04.2022, 13:19
Antwort auf:
Abstillen
Liebe Lucy86,
warum hat die Zahnärztin dazu geraten?
Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, schon gar nicht die Schneidezähne (!), da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort direkt geschluckt wird. Die Milch läuft ja aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch.
Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens.
Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird.
Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ...
Hier kannst du ein sehr informatives, fundiertes Video dazu anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=sbhR1gmUms4
Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.04.2022