Guten Tag,
meine Tochter ist nun 7 Monate alt und ich habe im Augenblick etwas Angst, alles falsch zu machen.
Zum Essen und Abstillen. Ich habe vor 2 Monaten mit dem Zufüttern begonnen, vier Wochen lief es prima, sie aß eine Menge zu Mittag und schließlich auch abens und dann gab es plötzlich einen Einbruch - evtl wg Schnupfens etc. Sie will eigentlich immer nur Muttermilch. Dabei würde ich gern langsam abstillen. Wenn ich mit Pre oder Einsermilch komme, oder der Vater, brüllt sie. Sie nimmt absolut keine Milch aus der Flasche, auch abgepumpte nicht. Wasser trinkt sie aber eine Menge und auch gern. Nun habe ich herausgefunden, dass sie im Liegen, ob auf dem Bauch oder Rücken, gerne isst oder zumindest lieber und mehr, wie kann das sein? Ist das erstmal ok? Sie allein in den Hochstuhl zu setzen, finde ich nicht gut, da sie noch nicht richtig fest sitzen kann. Wie soll ich hier generell weiter machen? Mittlerweile biete ich ihr mittags, nachmittags und abends etwas zu esssen an, in der Hoffnung, dass si zu einer oder zwei der Mahlzeiten ein wenig isst.
Zum Schlaf: Das Einschlafitual dauert mittlerweile bis zu 90m Minuten (Ich lege mich neben sie an das Beistellbett und sie macht Quatsch mit Spieluhr etc. Ist aber eigentlich müde. Wenn ich sie allein lasse, wird sie jaulig oder schreit, also bleibe ich, bis sie gegen 20 h/20.30 Uhr schläft. Sie schläft bis ca 23 h, dann stille ich und dann geht es im 2 Stunden Takt weiter. Sowohl in der ersten Schlafphase als auch nachts schreit sie oft bzw weint. Träumt sie schlecht? Und wenn ja, mache ich etwas falsch, dass sie schlechte Träume bekommt? Oder ist das normal? Meist schläft sie erst etwas ruhiger und tiefer ab 4 h und dann in meinem Bett unter meiner Decke (lege sie soweit über mich, dass ich ihr mit der Decke nicht gefährlich werden kann).
Bin so verunsichert und würde mich über eine individuelle Antwort sehr freuen. Dankeschön und herzliche Grüße,
Judith
Mitglied inaktiv - 30.12.2008, 09:10
Antwort auf:
Abstillen, essen, schlafen
Liebe Judith,
sicher ist es richtig und gut, einem sieben Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen.
Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
So wie Sie es beschrieben, kann es sein, dass Ihr Baby einfach noch nicht bereit ist für größere Mengen an Beikost und wenn es nur im Liegen isst, wäre mir persönlich die Verschluckgefahr zu groß.
Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird.
Wenn Sie jetzt aber abstillen möchten, sollten Sie noch Säuglingsnahrung anbieten, da Ihr Baby noch zu jung für alleinige Beikost ist.
Da sich die Techniken des Trinkens an der Flasche und an der Brust deutlich unterscheiden und sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust, lehnen viele Stillkinder die Flasche ab. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt "Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt.
Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren.
Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln.
Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt:
o die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist
o das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln
o den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut
o den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen
o verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren
o verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen
o versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern
o geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel)
Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche und gerade bei einem Kind ab sechs Monaten lässt sich der Becher gut einführen und die Flasche muss nicht mehr in jedem Fall unbedingt eingeführt werden.
Wichtig ist, dass Sie wirklich geduldig bleiben.
Nun zum Schlafen.
Sie machen NICHTS falsch und Sie können sicher auch nichts dafür, dass Ihr Baby evtl. träumt. Fast alle Babys schlafen in diesem Alter nicht durch.
Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Sie schreiben, dass Ihr Kind ruhiger schläft, sobald es in Ihrem Bett ist. Können Sie sich vorstellen, Ihr Baby ganz bei sich schlafen zu lassen? Vielleicht kommt Ihr dann beide mehr zur Ruhe und Ihr Baby spürt die ganze Nacht Ihre Nähe und damit viel Geborgenheit.
Manche Mütter stellen auch einfach das Babybett an das große Bett, manchen Kinder reicht es schon, wen man ihnen die Hand hält.
Ich hoffe, Sie können mit meinen Tipps etwas anfangen, ich möchte Ihnen aber unbedingt noch einmal sagen, dass Sie keinerlei Schuld daran haben, wenn Ihr Baby nachts nicht schläft!!!
Ganz llliebe Grüße und einen guten Rutsch!
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.12.2008
Antwort auf:
Abstillen, essen, schlafen
Liebe Biggi Welter,
haben Sie vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort und alles Liebe und Gute für das neue Jahr!
Beste Grüße,
Judith
Mitglied inaktiv - 30.12.2008, 13:03