Frage: Abstillen & Allergie

Hallo an alle Leserinnen, schön, dass es diese Site gibt. Ich habe leider viiiele Fragen. Mein Sohn ist jetzt 6 Monate und 1 Woche alt. Bisher habe ich voll gestillt.Seit 2 Wochen bekommt er mittags Zucchini mit etwas Sonnenblumenöl (und seit heute etwas Reisschleim). Heute hat er außerdem einen Getreide-Obstbrei mit Wasser am Nachmittag bekommen. Der Kinderarzt sagt er hätte atop. Dermatitis und ich soll allergenarm ernähren, was ich natürlich mache. Heute war die U5, mein Spatz ist völlig gesund. Er gehört zu den etwas schwereren Babys, bei einer Größe von 63 cm wiegt er schon 8.500 gr. Ich lege ihn immer dann an, wenn er Hunger hat. Auch nach dem Gemüsebrei (i.d.R. ißt er ca. 60-100 gr.) möchte er immer noch die Brust. Da er keinen Schnuller nimmt, ist die Brust glaube ich für ihn nicht nur Nahrung sondern mehr. Mein Kinderarzt meinte nun ich solle ihm jetzt abends einen milchfreien Brei geben, da meine Milch nicht mehr genügend B-Vitamine enthalte. Milchfrei deshalb, weil er allergenarm ernährt werden soll. Er empfahl mir Sinlac von Nestlé. Ein mit Wasser angerührter Getreide-Obstbrei wäre nur für nachmittags geeignet, aber nicht für abends. Ich habe also den Sinlac gekauft und leider festgestellt, dass dieser sehr viel Zucker enthält, was mir persönlich gar nicht gefällt. Gibt es denn keinen milchfreien Brei, der zwar alle wichtigen Vitamine usw. enthält (wie Sinlac) aber keinen Zucker (außer z.B. Fruchtzucker)? Es wäre schön, wenn mir jemand ein Produkt nennen könnte, das diese Eigenschaften hat: Milchfrei, sojafrei, glutenfrei, zuckerfrei und trotzdem so nahrhaft wie ein Milchbrei ist. Ich weiß, ganz schön anspruchsvoll :o)) LG Sonja

Mitglied inaktiv - 20.02.2004, 21:37



Antwort auf: Abstillen & Allergie

Liebe Sonja, als erstes würde ich mir eine zweite Kinderarztmeinung einholen, denn es stimmt nicht, dass deine Milch jetzt nicht mehr ausreichen würde. Nach sechs Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab sechs Monaten keineswegs plötzlich "schlechter" oder "weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an! Was ich dir allerdings dringend raten möchte, ist, dass Du nicht so viele verschiedene Nahrungsmittel geben solltest. Eine zu frühe Einführung der Beikost ist nicht sinnvoll, da dadurch der Organismus des Kindes überfordert werden kann, vor allen der Darm und die Nieren des Kindes können überlastet werden und außerdem erhöht eine zu frühe Einführung der Beikost das Allergierisiko. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Außer der bei uns traditionell verwendeten Karotte können auch Zucchini, Kürbis, Fenchel, Brokkoli, Kohlrabi, Pastinake oder anderes Gemüse angeboten werden. Wenn der Gemüse Kartoffelbrei gut vertragen wird, kann als nächstes ein Obst (zunächst gekocht und dann roh) gegeben werden, das zu einem Getreide Obst Brei erweitert werden kann. Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Dein Kind verhält sich genau so, wie es von einem Baby zu erwarten ist und wie es auch von der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte (AAP) und der WHO empfohlen wird: es sieht die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch. Gerade in der ersten Zeit der Beikostfütterung sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich genommen werden: es ist zusätzliche Nahrung, die nicht anstatt der Muttermilch sondern dazu gegeben wird. Das Kind bekommt altersgemäße Beikost und wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Leider ist vor allem bei uns in Deutschland die Vorstellung fest in den Köpfen verwurzelt, dass mit dem Beginn der Beikost die Muttermilch durch die feste Nahrung verdrängt werden soll. Doch wenn Du dein Kind wirklich satt bekommen wolltest mit Beikost, dann müsste es so große Mengen essen, wie es gar nicht möglich ist. 100 ml Muttermilch haben etwa 70 kcal, 100 g Karotten haben etwa 20 kcal. Um also die gleiche Kalorienzahl wie mit 100 ml Muttermilch zu bekommen, müsste dein Kind mehr als 400 g Karotten essen. Stell dir diese Menge einmal vor. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten und Du kannst auf das Öl verzichten. Etwa zum Ende des achten Monats solltest Du nicht kalt gepresstes Öl verwenden, da empfindliche Babys auf (ansonsten wünschenswerte) Reste der Ölsaat reagieren können. Deshalb verwendet man anfangs Soja oder Maiskeimöl, später dann kalt gepresstes Sonnenblumenöl. Für Getreide Obst Brei kann Butter verwendet werden. Ein Kind unter einem Jahr sollte nach Möglichkeit noch keines der folgenden Nahrungsmittel bekommen: Kuhmilch, Eier, Zitrusfrüchte, Beeren, die Samen enthalten, und Trockenfrüchte, Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fette, wie z. B. frittierte Speisen, Speisen, die zusätzlichen Zucker oder Süßstoff enthalten, stark gesalzene Speisen und Honig (Babys unter einem Jahr dürfen keinen Honig bekommen, weil ihr Verdauungssystem und ihr Immunsystem die darin möglicherweise enthaltenen Botulismuskeime nicht verträgt). Bei einem allergiegefährdeten Kind sollten stark allergene Nahrungsmittel gemieden werden: Weizen, Mais, Schweinefleisch, Fisch (auch Schellfisch), Erdnüsse, Tomaten, Zwiebeln, Kohl, Beeren, Nüsse, Gewürze, Zitrusfrüchte und säfte und Schokolade. Dazu kommen alle Nahrungsmittel, die allergische Reaktionen bei anderen Familienmitgliedern verursachen oder auf die das Baby bereits durch die Muttermilch empfindlich reagiert hat. Ich hoffe, deine Fragen ausreichend beantwortet zu haben. Zusätzlich wäre es gut, wenn Du dich an eine Kollegin vor Ort wenden könntest, die dir gezielte Tipps geben kann und dir zur Seite stehen kann. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 21.02.2004



Antwort auf: Abstillen & Allergie

Liebe Biggi, erst mal vielen Dank für die rasche, kompetente und ausführliche Antwort, die mich sehr beruhigt hat. Denn auch ich war bisher immer der Meinung, Muttermilch ist das Beste. Kann ich also weiterhin mittags einen Gemüsebrei geben und nachmittags einen Dinkel-Birne-Wasser-Brei und so stillen wie es mein gefräßiges Schätzchen verlangt? Ich habe nur manchmal etwas Angst, dass ich ihn überfüttere, da er ja schon 8.500 gr. bei 63 cm wiegt. Ich wohne in 71384 Weinstadt. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und nochmals viiiielen, vielen Dank für die tolle Beratung. Liebe Grüße Sonja

Mitglied inaktiv - 21.02.2004, 09:15



Antwort auf: Abstillen & Allergie

? Liebe Sonja, mit Muttermilch wird kein Kind überfüttert und bei der Beikost hat es die Mutter in der Hand, wie sich die Nahrung zusammensetzt. In Weinstadt kannst Du dich an Frau Ursula Weitzel Tel.: 07151-2053366 wenden. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 24.02.2004



Antwort auf: Abstillen & Allergie

Danke

Mitglied inaktiv - 24.02.2004, 17:57



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