Abruptes oder schrittweises Abstillen Kleinkind

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abruptes oder schrittweises Abstillen Kleinkind

Hallo, mein Sohn ist 16 Monate. Er isst sehr gut, trinkt aber sehr schlecht. Egal ob Wasser, Tee oder Saft (Jegliche Milch wird komplett verweigert selbst abgepumpte Muttermilch). Nur ab der Brust wird getrunken und das am liebsten alle 2 Stunden wenn Mama greifbar ist (wenn ich nicht da bin geht’s auch locker 6-8 Stunden ohne Busi). Flasche oder Schnuller hat er von Anfang an komplett abgelehnt. Auch Daumen oder sonst was nimmt er nicht. Er erfüllt sein Saugbedürfnis nachts stündlich an meiner Brust. Bisher war das ok für mich und ich habe diese besondere Bindung genossen aber ich merke wie meine Kräfte schwinden und ich nicht mehr will. Besonders nachts. Nun frage ich mich wie ich am besten abstille. Peu a peu mehr Flasche und weniger Brust ist nicht. Es gibt nur den kalten Entzug den ich mit ganz viel Liebe und kuscheln erleichtern möchte. Hart wird es dennoch für uns beide werden. Ich habe schon eine Nacht ohne Busi geschafft, hab ihm tagsüber dann aber wieder was gegeben. Das hat es gefühlt verschlimmert weil er nicht versteht warum er tagsüber trinken darf und dann nachts nicht. Nun frage ich mich ob ich ihm einfach sage dass der Busi kaputt ist und keine Milchi mehr hat und gänzlich abstille. Was meinen Sie könnte so ein harter Entzug nicht vielleicht doch leichter sein für ein Kleinkind ohne Ersatzbefriedigung? Vielen Dank

von Fruetchen am 13.04.2022, 21:38



Antwort auf: Abruptes oder schrittweises Abstillen Kleinkind

Liebe Fruetchen, ich persönlich wäre eher für klare Regeln, die sind leichter ertragbar als ein abruptes Abstillen. Eine Möglichkeit wäre es auch, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch Weinen oder Schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und es nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Sohn ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Liebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 14.04.2022



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