Mitglied inaktiv
Hallo, meine Kleine will zur Zeit nur die Brust, andere Nahrung verweigert sie, man hat mir hier mittlerweile den Tipp gegeben, dass es vom Zahnen kommen könnte. Nun machen mich im Familien und Freundeskreis alle verrückt, dass so ein großes Baby unmöglich nur von Muttermilch leben kann und ich ihr zumindest irgendwelche Vitamintropfen bzw. Eisen geben soll. Ich habe schon versucht mit meinem Hausarzt oder mit meiner Nachsorgehebamme zu sprechen, aber die sind so schockiert gewesen, dass ich immer noch stille, dass kein vernünftiges Gespräch zustande gekommen ist. Außerdem sind meine Nächte wieder extrem unruhig, mit Ach und Krach schaffen wir mal 3 Stunden Schlaf am Stück. Meine Hebamme hat mir geraten, dass, wenn ich schon tagsüber nicht aufhören will zu stillen, ich ihr zumindest in der Nacht nichts geben darf. Da sie aber eh schon nur Milch trinkt, habe ich Angst, dass sie zu wenig bekommt, wenn ich ihr nur tagsüber was geben würde. Meine Kleine ist ziemlich groß bzw. schwer für ihr Alter, aber abnehmen soll sie natürlich auch nicht. Außerdem kann ich sie sonst nachts nicht beruhigen und stundenlang brüllen, will ich sie auch nicht lassen. Habt ihr vielleicht ein paar Ratschläge für mich, momentan bin ich ziemlich erledigt, v. a. weil ich mich ständig fürs Stillen rechtfertigen muss.
Liebe alexxandra, wir Frauen scheinen alle offensichtlich ein überdimensionales Schuldbewusstsein in die Wiege gelegt zu bekommen und spätestens mit der Geburt eines Kindes fühlen wir uns für alles verantwortlich und selbstverständlich sind wir an allem schuld (gleich ob unsere Kinder zu dick oder zu dünn sind, ob sie quengelig sind oder ob die Frankfurter Börse eine Krise erlebt und alle Aktienkurse in den Keller rutschen). Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Kehr den Spieß einmal um und frage all diejenigen, die dich so freigiebig kritisieren, was für KONSTRUKTIVE Vorschläge sie denn anzubieten haben. Es ist immer leicht zu sagen "Du machst das falsch" und sich dann umzudrehen und keinerlei sinnvolle Vorschläge zu machen, wie denn in dieser Situation besser vorgegangen werden soll. Grrr, in solchen Situationen packt mich die Wut: Du bist nicht schuld, weder an der Weltwirtschaftskrise noch daran, dass dein Kind nicht essen mag. Wenn deine Tochter gut gedeiht und sich altersgemäß entwickelt, dann versucht doch einmal, das Thema "Essen" nicht mehr zum alles beherrschenden Thema zu machen. Es hat keinen Sinn, ein Kind zum Essen zwingen zu wollen und es hat auch keinen Sinn, wenn sich das ganze Familienleben nur noch darum dreht, wie dem Kind irgendwelche Nahrung "einzutrichtern" sei. Je angespannter die Situation wird, um so verkrampfter sind schließlich alle Beteiligten. Bei einem Kampf ums Essen gibt es fast immer nur Verlierer. Sollte deine Tochter nicht gut gedeihen, dann lass einmal die Blutwerte kontrollieren. Unter Umständen liegt z.B. ein Eisen- oder Zinkmangel vor und das macht Kinder appetitlos. Auch der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht eben so wichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Kopf hoch und lass dir nicht irgendwelche Schuldgefühle einreden. Auch dein Kind wird sicher essen lernen. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Hallo Alexxandra, hab Deinen Beitrag grade gelesen und hab gedacht, ich hätte es geschrieben! Meine Kleine ist grade mal 7 Monate, verweigert aber strikt die Beikost und ist auch ziemlich schwer (8950 g auf 70 cm). Mein Arzt hat mir gesagt, das Babys, die gerne trinken, sich halt schwer von der Brust lösen. Aber essen lernen sie alle. Immer weiter probieren. Aber ich verstehe dich, irgendwie sind auch alle entsetzt, dass ich sie noch voll stille. LG Schnuckimama
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