Liebe Frau Welter, Ich würde mich sehr über Ihre Sicht und einen Rat freuen. Ich entschuldige mich vorab für die lange Nachricht, aber ich habe das Gefühl es spielt so viel mit rein... Meine erste Tochter ist 2 Jahr und 9 Monate alt und liebt die Brust weiterhin. Als Baby kam sie mit vorgeburtlicher Wachstumsstörung (nach wie vor sehr klein, 2. Perzentile, entwickelt sich sonst normal) auf die Welt, bald zeigte sich eine Regulationsstörung. Meine Hebamme meinte, da kann man nichts machen außer stillen, das hilft immer. Und das tat ich. Mit der Zeit ging vieles etwas leichter, aber emotionale Regulation bleibt ihr großes Thema. Mit ca 1 Jahre sagte ich ihr, dass ich nur noch Zuhause auf der Couch oder im Bett stillen möchte, unterwegs nicht mehr. Das akzeptierte und verstand sie relativ problemlos. Inzwischen trinkt sie noch zum Einschlafen (mittags und abends), nachts (bis heute meist alle 2-3 h, in den Morgenstunden Dauernuckeln), und nach dem Aufwachen. Außerdem, wenn ich zB mit ihr schimpfe, ihr etwas nicht erlaube und sie sich arg aufgeregt. Dann fragt sie immer danach und bekommt die Brust dann auch, denn ich bilde mir ein, sie sucht dann die Rückversicherung, dass ich sie trotzdem noch lieb habe. An der Brust beruhigt sie sich und ist direkt danach viel kooperativer, sagt z.B.: "xy mach ich nicht mehr". Einen Schnuller nimmt sie nicht, aus der Flasche trinkt sie zwar ein paar Schlucke, aber "nuckelt" nicht so recht. Bei der Regulation und zum Einschlafen hilft die Flasche irgendwie nicht. Mit 1 3/4 Jahren, wollte ich nachts abstillen. Vom Einschlafen bis ca 5 Uhr. Ich kaufte eine Schäfchenlampe, die erst zur eingestellten Zeit wieder aufwachte/ grün leuchtete und besprach alles mit ihr. Sie war nach eigener Angabe einverstanden, aber sobald sie müde wurde verflog das Einverständnis. Es waren 4 anstrengende Wochen. Nicht nur das sie furchtbar kämpfte und nach meinem Gefühl in eine absolute "Panik-zone" geriet. Das legte sich nach einer Woche, dann klappten Einschlafen und erstes Aufwachen 2-3 h später meist nur unter leichtem Jammern und schnell. Aber beim nächsten Aufwachen ging es nicht mehr. Sie legte in jeder Nacht dieser 4 Wochen eine 1.5 - 3 h Schlafpause ein. Diese Schlafpausen hat sie auch zu Stillzeiten oft, sobald sie etwas aufregt (Urlaub, Übernachtsbesuch, Rhythmusabweichungen). Aber nicht so viele Nächte hintereinander. Wenn sie endlich wieder einschlief, dann nur auf meinem Schoß, erst nach 20 min konnte ich sie ablegen und nach 20-30 min wachte sie wieder auf und das Spiel ging von vorne los. Teilweise war die Nacht auch um 3 Uhr zuende und sie schlief sage und schreibe bis abends 18 Uhr nicht mehr ein. Nach 4 Wochen war ich ein absoluter Zombie und gab auf. Ich stillte wieder nachts und wir beide schliefen wieder. Etwa 1-2 Monate später starteten wir damit, dass mein Mann und ich sie abwechselnd ins Bett bringen. Beim ersten Aufwachen bin ich dann I.d.R. da und stille. Anfangs war es sehr schwer. Inzwischen viel leichter, aber sie versucht mich trotzdem jeden Abend zu überreden nicht zu gehen (ich gehe entweder zum Sport oder tue so). Beim Spielen, Fertigmachen, Vorlesen mit Papa ist dann alles gut. Aber sobald alle Ablenkung weg ist und sie müde wird, weint sie immer, ruft oft nach Mama. Und knetet ihre Finger hin und her. Seit einem Jahr, jeden zweiten Abend. Inzwischen meist nur 5-10 Minuten. Sie verbringt sonst viel Zeit mit ihrem Papa, spielt super gern mit ihm, nur abends/nachts ist für sie einfach absolute "Mama-Zeit". Ich hatte eigentlich beschlossen, dass sie sich nun selbst abstillen darf, da sie es so für ihre Regulation zu brauchen scheint und ich mir noch weniger Schlaf als eh schon nicht wieder antun wollte. Nun bin ich aber wieder schwanger. Und ich glaube, ich habe nicht die Kraft, beide zu stillen, zumal ich höre, dass die älteren Kinder dann häufig wieder öfter gestillt werden wollen. Gleichzeitig sorge ich mich darum, dass sie sich zurückgesetzt fühlt, wenn ich ihr jetzt erkläre, dass ich nicht mehr stillen möchte. Und das Baby dann aber darf. Sie ist ja schon "groß" und erinnert sich teilweise an Sachen, die vor einem Jahr passiert sind ... Zumal ich nicht weiß, ob das Abstillen diesmal leichter wird als beim letzten Mal. Ich überlege Bittermandelöl o.ä. zu verwenden und ihr zu sagen, dass die Milch für sie jetzt bald alle ist und der letzte Rest schlecht. Ich habe schon gelesen, dass Sie kein Fan von diesen Ausflüchten sind, sondern eine klare ehrliche Ansprache und begleiten der Emotionen befürworten. Aber die Sorge, dass sie es als ungerecht / gegen sie gerichtet empfinden könnte, dass ich sie nicht mehr stillen möchte, das Geschwister aber schon, treibt mich schon sehr um. Und ich habe das Gefühl, dass es einfach nichts gibt, dass sie so sehr aufreibt, wie wenn ich ihr die Brust in der Nacht verweigere. Ich habe die Hoffnung, dass es leichter sein könnte, wenn sie das Gefühl hat, dass sie selbst "unter diesen Umständen" nicht mehr möchte. Gleichzeitig habe ich Sorge, dass sie das mit der Regulation so oder so ohne Brust evtl immernoch nicht gut hinbekommt, dass sie einfach nichts so "runterholt", wie das Saugen. Ich wäre Ihnen dankbar auf Ihre Sicht, inwiefern, (I) ein Kleinkind das Nein zum Stillen vor der Geburt eines neuen Kindes tatsächlich als "Ungleichbehandlung" verstanden werden kann (ii) sie einen Weg empfehlen können, der das möglichst vermeidet (III) ob es tatsächlich sein kann, dass sich ein Kleinkind von bald 3 Jahren tatsächlich nicht anders regulieren kann (für Schlaf, bei Auseinandersetzungen mot den Eltern) als durchs saugen an der Brust. Herzlichen Dank für Ihre wertvolle Arbeit und Unterstützung. Folha
von Folha am 09.02.2024, 22:11