13 Monate: beruhigt sich in der Nacht nur durchs Stillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: 13 Monate: beruhigt sich in der Nacht nur durchs Stillen

Liebe Biggi, wie so viele habe ich eine Frage zum nächtlichen Stillen. Habe bei dir hier auch schon einiges gelesen. Bei uns ist es der Papa (vom Kind), der dies so unverständlich findet. Seine Aussagen sind folgende: Warum ich das tue? Die anderen beiden Kinder habe ich auch nicht so lang gestillt. So lernt der Kleine nie ohne die Brust ein- und durchzuschlafen. Der Magen braucht doch mal Ruhe zum verdauen, du überfütterst ihn nur. Soviel Hunger kann er doch gar nicht haben. Es muss doch endlich ohne die Brust gehen. Du bist ja nur noch im Dauerstillen in der Nacht- das kann doch nicht gesund und richtig sein........ Nun zeige ich schon guten Willen und trage den kleine Mann auch mal auf dem Arm im Schlafzimmer umher, wiege ihn leise, singe ihm vor - aber das mag er alles in der Nacht nicht. Er möchte seine Brust. Dann trinkt er und schläft wieder ein. Manchmal will er gar nicht loslassen und auch der Kinngriff hilft nicht. Irgendwann schlafen wir dann beide. ;) Einen Nuckel nimmt er nicht, wir haben alle Formen und Materialen ausprobiert. Wie viele Babys ist auch unser Jüngster seit dem 6. Monat viel mehr in der Nacht wach, um alles zu verarbeiten, was er am Tag so erlebt. 4 - 5 x ist eigentlich so das Normale. Aktuell sind es sogar manchmal noch mehr Wachphasen. Leider schafft er es bist jetzt nicht von allein wieder in den Schlaf. Er geht nur mit der Brust. Aber ist das wirklich so schlimm?? Kann ich ihn jetzt schon so daran gewöhnen, dass dies ewig so geht? Sein Gehirn reift doch auch. Ich habe mir das Buch "Schlafen und Wachen" gekauft, weil du es anderen empfohlen hattest. Mal schauen, wann ich zum Lesen komme. :) Ich hoffe, da Impulse für uns zu finden. Im Moment bräuchte ich einfach ein paar Argumente für meine Mann, dass es doch nicht so ganz falsch ist, was ich tue. Ganz liebe Grüße. Du bist toll. :) Nadin

von nadin79 am 12.10.2021, 21:29



Antwort auf: 13 Monate: beruhigt sich in der Nacht nur durchs Stillen

Liebe Nadin, Du genießt die Stillbeziehung zu Deinem Kind und es steht außer Frage, dass auch Dein Kleiner das Stillen genießt. Aber Dein Mann kann Dein Stillen nicht (mehr) unterstützen und mittragen. Setze Dich doch einfach einmal mit Deinem Mann in einer ruhigen Stunde zusammen. Sprich mit ihm über Deine Gefühle dem Stillen gegenüber und frage ihn nach seinen Empfindungen. Vielleicht ist es gar nicht so sehr das Stillen, was deinem Mann Probleme bereitet, sondern das Gefühl der Ausgeschlossenheit, das er möglicherweise verspürt, wenn er die innige Beziehung zwischen Dir und Eurem Sohn erlebt. Ganz wichtig dürfte das offene Gespräch mit Deinem Partner sein, so dass ihr beide die Sichtweise des anderen nicht nur hören, sondern auch verstehen könnt. Sprich wirklich offen mit deinem Partner über deine und seine Gefühle. Ansonsten ist das Verhalten ziemlich normal und Du machst sicherlich nichts falsch!!! Ja, Dein Kind WIRD von ganz alleine länger schlafen und auch irgendwann durchschlafen, wenn Du ihm die Zeit schenkst. Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonstwas bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat. Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorne herein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen. Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke Deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen. Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du Dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. Ganz liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.10.2021



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