Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Pathologisches CTG als Sectio-Indikation

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Pathologisches CTG als Sectio-Indikation

Lilith73

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Hallo Dr. Bluni, aufgrund erneuter Schwangerschaft beschäftigen mich die Ereignisse rund um meine 1. Geburt sehr intensiv und damit die Frage ob damals wirklich angemessen reagiert wurde. Nach absolut komplikationsloser schwangerschaft schickte mich meine betreuende Gynäkologin wegen Urlaub in der 39. SW zu meiner Hebamme wg. CTG. Diese machte sich Sorgen, da kurzfristige Einengungen zu beobachten waren und schickte mich zur diensthabenden Kollegin in die Klinik. Die zog entgegen anderslautender Absprache die Ärztin hinzu (obwohl die 2. Hebamme das CTg als unauffälli bezeichnete), die sagte, sie lasse mich nicht nachhause, wolle am nächsten Tag noch einen Wehenbelastungstest machen, was mir plausibel erschien. Morgends wurde ich wieder ans CTG angeschlossen, zu dem Test kam es bis nachmittags wegen einer parallel laufenden Entbindung nicht. Im Überwachungszeitraum kam es zu einem max. 10s dauernden Abfall der Herzfrequenz auf 80 -90, sonst lag die Frequenz zw. 120 und 130, ohne erneute Einengung. Gegen 15Uhr eröffnete mir die Ärztin, man bräuchte den Belastungstest nicht mehr, die Indikation zur Sectio sei alternativlos. Ich stimmte geschockt zu. Der Kleine hatte sofort einen Agpar-Index von 10, pH-Wert 7,32; die Freude dass es ihm gutging verbot mir Zweifel an der Notwendigkeit der Sectio. Die kamen später als ich mehrere sehr ähnliche Geschichten über die Klinik hörte und herausfand, dass sie dort eine Sectio-Rate von 45% haben. Mir ist klar, dass Sie kein abschließendes Urteil fällen können, aber erhoffe mir doch eine art Validierung oder aber doch Zweifel an der Berechtigung meiner Zweifel...


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, in der Tat haben Sie Recht,dass ein Außenstehender dieses von hier aus nicht bewerten kann. Wenn aber in der 39.SSW bei noch unreifem geburtshilflichem Befund ein längerer Herztonabfall zu verzeichnen ist, dann kann dieses eine Indikation für einen Kaiserschnitt sein. VB


Hexhex

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Hallo, bei meinem zweiten Kind war die Herzfrequenz im CTG zwei Mal auch nur um die 100. Meine Ärztin tolerierte das einmal. Als es bei meiner Hebamme (die sich die Vorsorge mit meiner Ärztin abwechselte) auch passierte, wurde ich von ihr sicherheitshalber ins Krankenhaus geschickt, wo man nochmal ein CTG machte und sagte, 100 sei grenzwertig, aber noch okay. Ich wurde dann bei meiner Frauenärztin einfach engmaschiger überwacht. Meist war das CTG um die 120 bis 130. Das fand ich immer noch nicht viel, weil es bei meinem ersten Kind meist zwischen 130 und 140 lag. Wenn ich ehrlich sein soll, denke ich in Bezug auf Deinen "Fall": Ärzte stehen heute immer mit einem Fuß im Gerichtssaal, weil Patienten, wenn Dinge schief gehen, sehr rasch Klage einreichen - ob berechtigt oder nicht. Dies führt bekanntlich zur sog. Sicherheitsmedizin, bei der Ärzte oft Maßnahmen treffen, die eigentlich medizinisch nicht unbedingt notwendig wären, einfach um nicht auch nur das kleinste Risiko einzugehen. Angesichts der Klageflut von Patienten ist dies aber nachvollziehbar. Der zweite Grund, warum im Zweifel eher für eine Sectio entschieden wird ist sicher auch, dass Kliniken ja Firmen (GmbHs) sind, die wirtschaftlich arbeiten und verdienen wollen. Ein Kaiserschnitt bringt einer Klinik mit etwas über 2000 EUR aber exakt doppelt soviel ein, wie eine spontane Entbindung. Trotzdem scheint mir das nicht der Hauptgrund zu sein: Das CTG lag ja mit 80 bis 90 ja tatsächlich deutlich unter dem Grenzwert und war pathologisch. Auch, wenn es später wieder okay war, kannte man ja die Ursachen nicht und wusste nicht, ob diese harmlos sind, oder ob sie sich nicht nochmal unbemerkt wiederholen (nachts). Auch wenn ich nur Laie bin, denke ich, dass die Gründe für den Kaiserschnitt - wie es ja oft ist - nicht ganz glasklar, aber vertretbar waren. Man hat sich im Zweifel eben für die "Nummer sicher" entschieden. Ich würde damit nicht hadern, wer weiß, wozu es gut war. Stell Dir vor, Deinem Baby wäre wegen der Risikofreude der Ärzte vielleicht in der 40. Woche doch etwas zugestoßen - Du würdest Dir ewig Vorwürfe machen, nicht auf einen KS gedrängt zu haben... Auch Ärzte müssen oft recht rasche Entscheidungen treffen - ob die Entscheidung richtig war, erfahren sie manchmal erst hinterher, oder - wie in Deinem Fall - auch nie: einfach weil alles gut ging und sie nicht wissen, wie es sonst gewesen wäre, gell. Ich hatte übrigens selbst zwei unfreiwillige KS (nicht wegen des CTGs), und habe mit dem ersten auch sehr gehadert, weil ich nicht sicher war, ob er nötig war (der zweite war wegen Querlage und daher diskussionslos). Beim ersten schritt die Geburt einfach nicht schnell genug voran, mein eigener Arzt hatte hier im Nachhinein auch Zweifel, als er den Bericht las... LG


Lilith73

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Herzlichen Dank für Ihre Antwort! Sind maximal 10s einmalig in einem Überwachungszeitraum von mindestens 12h (ich in Rückenlage!) tatsächlich eine zwingende Indikation?


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