Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Veronika Klinkenberg:

2 1/2 Jähriger sehr wählerischer Esser

Veronika Klinkenberg

 Veronika Klinkenberg
Ernährungsberaterin
Frage: 2 1/2 Jähriger sehr wählerischer Esser

Eastybeasty

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Liebe Frau Klinkenberg, liebe Frau Plath, unser lieber Sohn mäkelt, seit er vor etwas mehr als einem Jahr in die Kita gekommen ist, ständig beim Essen. Er isst keine Sossen, keine Suppen, keinen Kartoffelbrei, kein Gemüse. Vor der Kita-Zeit hat er uns förmlich die Haare vom Kopf gefressen und auch alles oben genannte verspeiste er mit viel Freude. Kurz nach Kita-Beginn stellte sich heraus, dass er eine Unverträglichkeit auf gereiften Käse hat. Von Haus aus hat er immer nur Frischkäse essen wollen, den "Stinker" mochte er nicht. Als in der Kita Käste-Tortellini angeboten wurden, hat er sie von ein Scheunendrescher verdrückt (vermutlich hat er den Käse nicht gerochen) und eine Stunde später war alles wieder draussen. Da das gleiche Spiel immer wieder und NUR bei den Käse-Tortellini passierte, haben wir uns an einen Kinder-Allergologen gewandt, der dann bestätigte, dass Mika an dieser Unverträglichkeit "leidet". Käse ist seither von Mikas Speiseplan gestrichen. Nun meine Fragen. 1.) Kann es sein, dass er durch seine "Tortellini-Unfälle" so vorsichtig geworden ist und keinem fremden Essen mehr über den Weg traut (bei den Tortellini sagte er auch immer, dass er Bauchschmerzen hat)? 2.) Haben Sie einen Rat für uns, wie wir mit ihm umgehen sollen am Essenstisch? Mika isst nur Butterbrot am Abend (da dann allerdings auch schon mal zwei Scheiben), keinerlei Wurst drauf oder irgendeinen Belag. Können wir ihn auf liebe Art und Weise von anderen Sachen überzeugen? 3.) Wir haben auch schon mal versucht, nur eine Suppe zum Abendbrot anzubieten (nach dem Motto: Alle essen das gleiche...), die er dann trotz Hungers verweigert hat. Er hat dann in der Nacht und am nächsten Morgen zweimal schleimig erbrochen. Kann das Erbrechen durch eine zu lange Nüchternheit (ca. 12h zwischen Brotzeit und erstem Erbrechen) aufgetreten sein?! Oder ist uns da doch eher eine Magen-Darm-Grippe nach Hause gefolgt??! Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir ein paar Tipps zum Umgang mit unserem kleinen Mann geben könnten. Herzlichen Dank und einen schönen Tag. Nora.


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Liebe Nora, da treffen sicher mehrere Dinge zusammen: zum einen diese schlechte Erfahrung, die Mika mit den „Tortellini-Unfällen“ gemacht hat, zum anderen ein alterstypisches mäkeliges Essverhalten. Kinder speichern wie wir Erwachsenen auch negative Erinnerungen, die sie mit einer Mahlzeit verbinden. Das bezieht sich dann aber meistens auf ein Essen, das ähnlich aussieht oder eine ähnliche Konsistenz hat. Dann kann es schon einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wieder Vertrauen aufgebaut ist. Sicher hat Ihr Junge in dieser Zeit auch gemerkt, dass Mama und Papa ihm nun sehr viel Aufmerksamkeit schenken und dass die Essensweise etwas ist, was die Eltern berührt. Gerade Kleinkinder in diesem Alter bekommen schnell spitz, dass das eine Wirkung hat und dass vor allem Mama von dieser ablehnenden und wählerischen Verhaltensweise berührt wird. Sie sind mit diesem "kleinen Verweigerer" nicht allein. Dass Kinder in diesem Alter ein sehr mäkeliges Essverhalten an den Tag legen und sich nur auf wenige Lebensmittel beschränken ist weit verbreitet. Kinder werden nun selbstständiger und sind - oft zum Leidwesen der Eltern - wenig experimentierfreudig. Wenn sie eine bestimmte Vorliebe entwickelt haben (nackte Nudeln, Reis oder wie Ihr kleiner Schatz Butterbrot), bleiben sie dabei, da dies auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Diese Nahrung schmeckt mir und bekommt mir gut, das weiß ich und dabei bleibe ich erst mal. Die Erfahrung zeigt, dass diese Situationen viel Geduld benötigen, die aber immer belohnt wird! Bleiben Sie dran, bieten Sie immer eine Auswahl an gesunden Lebensmitteln an. Bei jedem Essen sollte aber etwas dabei sein, das der Kleine kennt und auch isst. Essen Sie alle zusammen mit Genuss von allem. Stellen Sie das Essverhalten Ihres Kindes auf keinen Fall in den Mittelpunkt. Sprechen Sie über belanglose Dinge und wenden Sie sich nicht ausschließlich Mika zu. Ermuntern Sie ihn zwanglos immer wieder einmal von etwas zu probieren. Loben Sie ihn bei Essversuchen. Zwingen Sie ihn nie etwas zu essen, was er nicht möchte. Gehen Sie mal nicht zu sehr auf seine Wünsche ein. Verweigert Ihr Kleiner das Essen oder mag er nur eine kleine Portion seines Lieblingsessens machen Sie keine große Sache daraus und beenden für ihn das Essen. Das Erbrechen würde ich nun nicht mit der langen Nüchternheit in Verbindung bringen. Kombinieren Sie, wenn alle das Gleiche essen sollen, Suppe mit einer kleinen Menge Brot. Dann kann er zwar „ausweichen“, isst sich aber nicht ausschließlich an seiner Lieblingsspeise satt. Ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen, schadet nicht. Ich bin mir sicher, dass auch Ihr Kind irgendwann einmal seinen Speiseplan erweitern und mit Freude Familienkost wieder schätzen wird. Das Wichtigste ist wirklich, dass Sie dem Kleinen eine gesunde Essensweise vorleben und sich nicht auf die momentanen „Marotten“ konzentrieren. Gehen Sie mit Gelassenheit an die Sache, hier lässt sich nichts erzwingen. Freuen Sie sich daran dass sich Ihr Kleiner prächtig entwickelt und putzmunter ist. Das gibt Ihnen die Sicherheit, dass er sich „trotz allem“ holt, was er braucht. Ich wünsche Ihnen notwendige mütterliche Gelassenheit und Durchhaltevermögen Veronika Klinkenberg


Eastybeasty

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Liebe Frau Klinkenberg, haben Sie herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Es beruhigt halt doch, wenn man hört, dass man nicht allein ist und sich die Sache irgendwann in Wohlgefallen auflöst. Wir werden versuchen, es entspannt und geduldig abzuwarten, dass unser Sohn neugierig auf Neues wird. :o) Viele Grüße, Nora.


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